Dtsch Med Wochenschr 2015; 140(10): 737
DOI: 10.1055/s-0041-101920
Fachwissen
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Arbeitsmediziner aus Leidenschaft

Prof. Dr. Dr. Andreas Zober zum 70. GeburtstagOccupational medicine with passion – Prof. Dr. Dr. Andreas Zober for his 70th birthday
Jürgen F. Riemann
1   Vorstandsvorsitzender der Stiftung Lebensblicke
2   em. Direktor der Medizinischen Klinik C am Klinikum Ludwigshafen
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
13 May 2015 (online)

Zoom Image
Prof. Dr. Dr. Andreas Zober

Prof. Dr. Dr. Andreas Zober, langjähriger ärztlicher Direktor der BASF und verantwortlich für Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, wurde am 13.05.2015 siebzig Jahre alt.

Zober hat sich während seiner Ausbildung zum Chemiker und zum Facharzt für Arbeitsmedizin über berufsbedingte Erkrankungen habilitiert und u. a. mit Zschiesche ein grundlegendes Werk über die Gefahren des Schweißens am Arbeitsplatz verfasst. Nach Eintritt in die BASF Anfang der 1980 er Jahre befasste er sich zunächst mit dem Dioxin-Kollektiv, als Arbeiter und Feuerwehrleute bei Abrissarbeiten in einem alten Industriebau mit diesem Stoff exponiert worden waren. Berufserkrankungen, die nach einer meist 20 bis 30 Jahre andauernden Latenzzeit auftreten, spiegeln die Verhältnisse an Arbeitsplätzen von vor 20 und 30 Jahren wider. Diese gehörten zu den besonderen Schwerpunkten seiner Arbeit.

Im weiteren Verlauf seiner arbeitsmedizinischen Tätigkeit als Ärztlicher Direktor der BASF wandelte sich die Arbeitsmedizin von der Pathogenese hin zur Salutogenese; der Präventionscharakter rückte durch Zunahme von Lifestyle-Erkrankungen immer mehr in den Vordergrund bei gleichzeitigem Rückgang arbeitsbedingter Erkrankungen durch physikalische und chemische Noxen.

Als erstes Großunternehmen in Deutschland etablierte die BASF in Zusammenarbeit mit der Stiftung LebensBlicke ein Darmkrebs-Früherkennungsprogramm mit jährlicher Evaluation für Mitarbeiter ab dem 45. Lebensjahr. Die Kosten-Nutzen-Berechnung zeigte, dass sich Prävention im Betrieb lohnen kann und belegte, dass Screening-Untersuchungen in der Arbeitsmedizin eine wertvolle Ergänzung der haus- und fachärztlichen Versorgung in Deutschland darstellen. In weiteren jährlichen Gesundheitsaktionen wurden Themen wie Übergewicht, Bluthochdruck Rückenschmerzen und Raucherentwöhnung in der BASF als Präventionskampagnen für die Mitarbeiter angeboten. Der große Standort der BASF SE in Ludwigshafen mit seinen mehr als 35 000 Mitarbeitern konnte mit der Evaluation von Gesundheitsaktionen repräsentative Auswertungen erbringen, die auch von kleinen und mittelgroßen Unternehmen zur Gesundheitsförderung herangezogen werden konnten.

Die BASF SE mit ihrer Abteilung Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz greift in der Arbeit auf S. 734 ein groß angelegtes Diabetes-Screening mit Evaluation auf. Die seit 2011 eingeführten freiwilligen Gesundheits-Checks für alle Mitarbeiter spiegeln die Veränderung der arbeitsmedizinischen Vorsorge wider hin zu Angebots- und Wunschuntersuchungen und belegen deren Wertigkeit in puncto Früherkennung von Lifestyle-Erkrankungen am Arbeitsplatz. Auch das kommende Präventionsgesetz greift diesen Ansatz auf, bei dem Prävention in Lebenswelten, sogenannten Settings in Zukunft in der Sache und finanziell gefördert werden.

Mit Professor Zober trat 2008 ein vorbildlicher Arzt, engagierter Arbeitsmediziner und Forscher in den Ruhestand. Zober war an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg für die Lehre im Fach Arbeitsmedizin zuständig. Er ist Autor von mehreren hundert wissenschaftlichen Publikationen und Vorträgen. Mitarbeiter und Freunde danken ihm für sein Lebenswerk, das in der Arbeitsmedizin Maßstäbe gesetzt hat, und wünschen ihm Gesundheit, Freude und Glück in seinem neuen Lebensabschnitt.

Prof. Dr. J. F. Riemann