Personalisierte Medizin: Ein großes Versprechen für die Zukunft

„…nicht nur der Patient wird ein anderer, auch der alte Doktor hat ausgedient. Wenn wir ehrlich sind, hat der Internist seinen Patienten bisher nicht wirklich gekannt“, so zitiert in der FAZ vom 19.02.2015. Gemeint sind damit die neuen Entwicklungen, die mit der „Personalisierten Medizin“ auf uns zukommen. Dahinter steckt die brisante Frage, ob der Beruf Internist, oder überhaupt Arzt, in nicht allzu ferner Zukunft durch den Medizininformatiker oder künstlich intelligenten Mediziner ersetzt wird?

Bei VW wird das Jahrzehnt der künstlichen Intelligenz angekündigt. Man fürchtet die Konkurrenz von Google und Apple beim Automobilbau. Vorgesetzte werden bei Hitachi durch Computer ersetzt, in Amazon Lagerhäusern teilen Computer die Arbeit zu. Es besteht gar kein Zweifel, dass die souveräne Nutzung von Krankenhausinformationssystemen für den Mediziner heute schon selbstverständliche Voraussetzung ist.

Wir Internisten hatten eine ähnliche Situation schon einmal: am Ende des 19. Jahrhunderts. Sie führte 1882 zur Gründung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, „damit die Praktische Heilkunde nicht dem Untergang anheimfalle“. Die Einführung der Naturwissenschaften und ihrer Methoden und die rapide Zunahme an medizinischer Information schienen der Inneren Medizin bedrohlich. Die Präzision der chemischen Analysen und physikalischen Messungen war für die damalige Medizin hoch, schien aber unseren Altvordern nicht ausreichend, um den Patienten und seine Krankheit adäquat zu behandeln. Heute ist es die Informatik, die nicht nur die Medizin, sondern auch die von ihr genutzten Naturwissenschaften in allen Bereichen zu revolutionieren vermag. Als Beispiele seien nur die diagnostische Analytik und Bildgebung, die Arzneimittelentwicklung und Durchführung klinischer Studien oder die elektronische Patientenakte genannt.