neuroreha 2015; 07(04): 151
DOI: 10.1055/s-0041-107487
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Gelesen und kommentiert
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Determinanten für Veränderungen der Gehstrecke nach Schlaganfall

Jan Mehrholz
1   Private Europäische Medizinische Akademie der Klinik Bavaria in Kreischa GmbH, An der Wolfsschlucht 1–2; 01731 Kreischa
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Publication History

Publication Date:
04 December 2015 (online)

Zusammenfassung der Studie

Ziele

Ziel der Studie war es, biomechanische Faktoren für Veränderungen der Gehstrecke nach Schlaganfall zu evaluieren.


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Methodik

Design Longitudinale Studie.

Ein- und Ausschlusskriterien Eingeschlossen wurden Patienten mit mindestens sechs Monate zurückliegendem Schlaganfall, die ohne Hilfsmittel sechs Minuten selbstständig gehfähig waren, die eine aktive Dorsalextension mit gestrecktem Knie im Liegen durchführen konnten und eine Hüftbeweglichkeit von mindestens 10 ° Extension hatten.

Ausgeschlossen wurden Patienten mit moderat bis schwerem chronischem Schlaganfall der weißen Substanz oder des Kleinhirns, Patienten mit Gelenkersatz der unteren Extremität, Kommunikationsstörungen, Neglekt oder Gesichtsfeldausfällen oder ungeklärtem Schwindel in den vergangenen sechs Monaten.

Interventionen Insgesamt nahmen 44 Patienten teil, von denen 31 ein zwölfwöchiges hochintensives Lokomotionstraining erhielten.

Messungen Primäre abhängige Variable war die Gehstrecke im 6-Minuten-Gehtest. Unabhängige Variablen waren biomechanische Parameter. Diese wurden unterteilt in Variablen der Standphase (paretischer Antrieb und Winkelstellung des paretischen Beins in der Standphase), Variablen der Schwungbeinphase (paretische Dorsalextension und Knieflexion) sowie Asymmetrien (der Schrittlänge und der Schwungbeinphase).


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Ergebnisse

Zum Ausgangspunkt der Untersuchung korrelierten alle Variablen gering bis moderat mit der Leistung im 6-Minuten-Gehtest zum Ende der Studie. Allerdings zeigte sich für den Verlauf der Gehstrecke, dass lediglich die Variablen der paretischen Standbeinphase (paretischer Antrieb und Winkelstellung des paretischen Beins) sichere und unabhängige Vorhersagen für Leistung im 6-Minuten-Gehtest lieferten. Am stärksten korrelierten Variablen der Standbeinphase, weniger Variablen der Schwungbeinphase und sehr gering Asymmetrien mit der Leistung im 6-Minuten-Gehtest.


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Schlussfolgerung

Die Autoren schlussfolgern, dass für chronische Patienten nach Schlaganfall vor allem Fähigkeiten des betroffenen Beines, wie z. B. ausreichend An- bzw. Vortrieb zu generieren, wichtig sind, um längere Distanzen zu bewältigen. Außerdem schlussfolgern die Autoren, Interventionen zu entwickeln, die solche Defizite der Standbeinphase gezielt behandeln.


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  • Awad LN, Binder-Macleod SA, Pohlig RT et al. Paretic propulsion and trailing limb angle are key determinants of long-distance walking function after stroke. Neurorehabil Neural Repair 2015; 29 (6) 499-508