neuroreha 2021; 13(03): 109
DOI: 10.1055/s-0041-1736129
Gelesen und kommentiert

Effekte einer Videoanimation als Therapieansatz zur Verbesserung der oberen Extremität nach Schlaganfall

Contributor(s):
Jan Mehrholz

Zusammenfassung der Studie

Ziele

Evaluation der Effekte einer Videoanimationstherapie (novel exploratory neuroanimation therapy, NAT) für Patienten nach Schlaganfall.


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Methodik

Design Randomisierte und kontrollierte Studie.

Ein- und Ausschlusskriterien Eingeschlossen wurden Patienten im Alter von mindestens 21 Jahren und einem ersten ischämischen Schlaganfall innerhalb der letzten 6 Wochen mit einem motorischen Defizit des betroffenen Armes (Fugl-Meyer-Punktzahl für die obere Extremität, FM-UE-Score 6–40 Punkte). Die Studie wurde vor Beginn der Rekrutierung registriert (NCT02292251).

Interventionen Die Studienteilnehmer wurden einer von 2 Gruppen zugeteilt:

  • Neuroanimationstherapie (NAT), 30 zusätzliche Sitzungen à 60 min Armtraining (2 × täglich an 5 Tagen/Woche über 3 Wochen)

  • Kontrollgruppe, 30 zusätzliche Sitzungen à 60 min Armtherapie (2 × an 5 Tagen/Woche über 3 Wochen)

Obgleich nicht im Studienprotokoll angegeben, verglichen die Autoren über diese beiden Interventionen hinaus mit einer historischen Kontrollgruppe aus einer früheren Studie, die lediglich 30 Minuten Armtraining (nur halb so viel Therapie wie NAT) erhielt.

Neuroanimationstherapie Die Teilnehmer spielten ein speziell entwickeltes immersives, animationsbasiertes Spiel (Mind-Pod Dolphin). Dreidimensionale Bewegungen des paretischen Armes steuerten die Bewegung eines virtuellen Delfins, der durch Meeresszenen mit unterschiedlichen Aufgaben, wie Fische fressen, gelenkt wurde. Die Aufgaben förderten die Bewegung in allen Bewegungsebenen und wurden progressiv gesteigert. Der paretische Arm wurde mit dem Armeo Power (Exoskelett, Hocoma AG) assistiert. Während der gesamten Therapiesitzung war ein Therapeut anwesend. Ein Bildschirm zeigte den Delphin in seiner Umgebung, ozeanische Klänge und Musik wurden abgespielt, das Licht wurde für die gesamte Dauer der Sitzung gedimmt. Die Kontrollgruppe erhielt eine „modifizierte konventionelle Ergotherapie“ (COT) nach einem standardisierten Protokoll mit gleicher Therapiezeit. Therapeutisch wurden in der Kontrollgruppe zu ca. 50 % Dehnungs- und Kräftigungsübungen für den paretischen Arm eingesetzt und ebenfalls zu ca. 50 % Aktivitäten des täglichen Lebens, wie z. B. Kochen/Essen, Anziehen, Ausziehen und Körperpflege. Therapeuten konzentrierten sich während der Therapiesitzung der Kontrollgruppe auf die Bewegungsqualität.

Messungen Die primäre Zielvariable war die Fugl-Meyer-Punktzahl für den betroffenen Arm. Sekundäre Zielvariablen (die nicht im Studienprotokoll aufgelistet wurden) umfassten den Action Research Arm Test, die Griffkraft, die Stroke Impact Scale (Hand-Domäne) und weitere räumlich-zeitliche Analysen.


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Ergebnisse

Obgleich die Studie mit einer Fallzahl von 32 Patienten statistisch geplant war, wurden lediglich 24 Patienten in die Studie eingeschlossen. Zu Beginn unterschieden sich die Versuchs- und die Kontrollgruppe weder in den Patientencharakteristika noch in den primären und sekundären Zielparametern signifikant (mit Ausnahme einer etwas geringeren Apraxiehäufigkeit und einer leicht höheren Depressivität in der NAT-Gruppe). Nach der Behandlung ergaben sich im Vergleich keine signifikanten Unterschiede im Therapieergebnis zwischen den NAT- und OT-Gruppen bei einem der primären oder sekundären Ergebniswerte.


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Schlussfolgerung

Die Therapie mit Neuroanimation (NAT) könnte eine neue Art und Weise sein, eine hochdosierte und intensive Therapie der oberen Extremitäten durchzuführen.


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Publication History

Article published online:
13 September 2021

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