JuKiP - Ihr Fachmagazin für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege 2016; 05(03): 142
DOI: 10.1055/s-0042-106517
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Für Sie gelesen: Mario Rüdiger: Erstversorgung im Kreißsaal

Contributor(s):
Eva-Maria Wagner
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Publication History

Publication Date:
07 June 2016 (online)

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Im Jahr 1952 schlug die amerikanische Anästhesistin Virginia Apgar vor, eine systematische, objektive Beschreibung des postnatalen Zustandes von Neugeborenen einzuführen. Damit sollte es möglich werden, das Ergebnis unterschiedlicher geburtshilflicher Vorgehensweisen und postnataler Reanimationsmaßnahmen zu vergleichen. Virginia Apgar hatte ihre Beobachtungen an 1021 Neugeborenen evaluiert und somit eine Beurteilungsskala entwickelt, den nach ihr benannten Apgar-Score, der heute in den meisten Ländern der Welt angewendet wird. In der modernen neonatologischen Intensivmedizin stellt sich jedoch die Frage, inwiefern der Apgar-Score heutzutage noch sinnvoll zu nutzen ist bei der Erstversorgung unreifer Frühgeborener oder unter Reanimationssituationen. Prof. Dr. Rüdiger, Leiter der Neonatologie und Pädiatrischen Intensivmedizin am Universitäts-Klinikum Dresden, stellt aktuelle Möglichkeiten der Zustandsbeschreibung Neugeborener vor und zeigt auf, auf welche Weise der Apgar-Score hilft, den postnatalen Unterstützungsbedarf eines Neugeborenen zu erfassen. Es gelingt dem Autor, auf knapp 70 Seiten gut verständlich die Zusammenhänge zwischen Respiration, Sauerstofftherapie, Herzfrequenz und Wärmehaushalt zu erläutern sowie Handlungsempfehlungen für das praktische Vorgehen bei der Erstversorgung abzuleiten. Dabei wird deutlich, wie wichtig neben dem apparativen Monitoring die aufmerksame klinische Beobachtung ist und welch hohen Stellenwert die qualifizierte Erstversorgung im Kreißsaal hat. Trotz allgemeiner Empfehlungen muss jedoch davon ausgegangen werden, dass das Vorgehen im Einzelfall variiert, je nach Situation, Ausbildung und Berufserfahrung des an der Erstversorgung beteiligten ärztlichen und Pflegepersonals. Daher empfiehlt der Autor die Videoaufnahme der Erstversorgung, die an der von ihm geleiteten Klinik seit Ende 2011 durchgeführt wird. Der Film wird ohne Ton aufgenommen und zeigt lediglich die Hände des Notfallteams sowie das Baby, damit eine Beurteilung nicht an den jeweiligen Personen festgemacht wird. Die Vorgehensweise wird mit den wissenschaftlichen Empfehlungen verglichen und statistisch aufgearbeitet. Für diese Maßnahme zum Risiko- und Fehlermanagement erhielten Prof. Rüdiger und sein Team vom Aktionsbündnis Patientensicherheit im Jahr 2015 den deutschen Preis für Patienten­sicherheit.

Fazit: Ein äußerst empfehlenswertes Fachbuch zum kleinen Preis für alle neonatologischen Intensivstationen sowie Einrichtungen für neonatologische und pädiatrische Intensivmedizin.