Z Gastroenterol 2016; 54(07): 699
DOI: 10.1055/s-0042-110112
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Editorial – Kassenärztliche Vereinigung Brauchen wir die noch?

Franz Josef Heil
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Publication Date:
19 July 2016 (online)

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

was hält ein niedergelassener Arzt von seiner KV? Nicht viel, fürchte ich. Vermutlich werden auf diese Frage die meisten Kollegen mehr Negatives als Positives antworten. Für viele Ärzte ist die KV in erster Linie eine Art Behörde, die für die Abrechnung zuständig ist, das Geld nach komplizierten Regeln verteilt, unverständliche Bescheide schickt und immer zu wenig auszahlt. Nach allgemeiner Ansicht gängelt die KV mit Budgets und Zulassungssperren, sie verweigert eine positive Praxisentwicklung z. B. bei der Einstellung von angestellten Ärzten, teilt zwangsweise zum Notdienst ein usw. Wenn Post von der KV kommt, dann erwartet der Praxisbesitzer in der Regel nichts Gutes. Trotz aller Mühe seitens vieler KVen ist ihr Image bei den Ärzten eher bescheiden.

Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), der Zusammenschluss der 17 KVen, steht zerstritten und ziemlich ramponiert da: Fast nur negative Meldungen in der Presse. Sie scheint sich nur noch mit sich selbst zu beschäftigen, den Bundesminister mit finanziellen Ungereimtheiten zu verärgern und dem Ansehen der niedergelassenen Ärzte mehr zu schaden als ihre Interessen wirksam zu vertreten.

Also alles Mist? Warum gibt es dann eigentlich immer noch Ärztinnen und Ärzte, die sich im KV-System engagieren und in der Vertreterversammlung der KVen und der Kammern mitarbeiten? Warum lassen sich niedergelassene Ärztinnen und Ärzte in den Vorstand der KVen wählen? Alles nur aus Eitelkeit und / oder Eigennutz? Warum also sollte man im kommenden Herbst an den KV-Wahlen teilnehmen? Wäre es nicht besser, den ganzen Kram würde man einer staatlichen Behörde oder direkt den Krankenkassen überlassen?

Ich glaube, wer diese Skepsis teilt und die KV für eine arztferne Behörde hält, wer deshalb nicht zur Wahl geht, verkennt die Bedeutung der KV und verpasst eine Riesenchance, seine Interessen in der und durch die KV und damit in der Selbstverwaltung gegenüber den Krankenkassen und der Politik wirksam vertreten zu lassen. Die KV ist kein Selbstzweck, sondern erfüllt für die Ärzte wichtige Funktionen in der Ausgestaltung der täglichen Arbeit und Honorierung der niedergelassenen Ärzte. Natürlich ist sie Zwängen und Begrenzungen unterworfen – Honorarbudgets, Zulassungsverfahren, Wirtschaftlichkeitsprüfungen etc. sind ja nicht von der KV erfunden worden. Wie sich diese Dinge aber auf den einzelnen Kassenarzt auswirken, da hat die KV sehr viel mitzureden und zu entscheiden. Sie ist der Verhandlungspartner oder auch -gegner der Krankenkassen und das unverzichtbare, ärztliche Gegengewicht in den gemeinsamen Einrichtungen der Selbstverwaltung. Ob die morbiditätsbedingte Gesamtvergütung (MGV) steigt oder nicht, ob die Punktwerte bei den verschiedenen Fachgruppen auseinanderklaffen oder akzeptabel sind, ob es einen nachvollziehbaren Ausgleich zwischen Hausärzten und Fachärzten gibt, ob und wie in den Prüfungseinrichtungen auf Regressforderungen der Kassen reagiert wird, ob in den Zulassungsausschüssen die Interessen der Ärzte gewährt werden – überall da hat die KV die Aufgabe, für ihre Mitglieder einzutreten und für sie zu entscheiden.

Ohne die 17 KVen ginge es den niedergelassenen Ärzten viel schlechter als jetzt – davon bin ich als Vorsitzender eines Berufsverbandes und Mitglied der Vertreterversammlung der KV Rheinland-Pfalz überzeugt. Die KVen sind demokratisch kontrollierte Einrichtungen: Der Vorstand wird vom obersten Gremium der KV, der Vertreterversammlung gewählt und von ihr im Sinne eines Aufsichtsrates kontrolliert. Ob die KVen dabei – dem politischen Trend folgend – mehr die hausärztlichen Interessen vertreten oder sich auch um die Interessen der Fachärzte kümmern, das liegt in unseren Händen. Ich halte es deshalb für enorm wichtig und im Hinblick auf unser wirtschaftliches Wohlergehen für unverzichtbar, dass wir in allen KV-Vertreterversammlungen unsere Interessen als niedergelassene Fachärzte mit Macht und Mehrheit vertreten können.

Fachärzte wählen Fachärzte – das ist das Motto der gemeinsamen Facharztliste in Rheinland-Pfalz für die Wahlen zu Ärztekammern und KV. Gehen Sie zur Wahl und wählen Sie in Ihrem Bundesland die Facharztliste, die Ihre Interessen am besten vertritt, natürlich bevorzugt eine Liste, in der auch der bng und bng-Mitglieder aktiv dabei sind!


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