Radiopraxis 2016; 9(03): 137-146
DOI: 10.1055/s-0042-111365
CRTE/CPD – Zertifizierte Fortbildung mit der Radiopraxis
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gehaltene Aufnahmen des Knies und des Sprunggelenks

Stress X-ray of knee and ankle joint
N. Pöttgens
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Publication Date:
13 September 2016 (online)

Distorsionsverletzungen des oberen Sprung- und auch des Kniegelenks gehören zu den häufigsten Verletzungen in einer Unfallambulanz. Standard a.-p.- und seitliche Röntgenaufnahmen können lediglich bei knöchernen Bandausrissen einen Hinweis auf die Verletzung geben. Zur Verifikation eines mittels klinischer Untersuchung erhobenen Verdachts auf einen ligamentären Schaden dienen die sog. „gehaltenen Aufnahmen“. Mithilfe spezieller Halteapparate wird bei „Stressaufnahmen“ eine Extremstellung des betroffenen Gelenks provoziert, wodurch eine Fehlstellung (Aufklappbarkeit oder Subluxation) sichtbar wird. Darüber hinaus dienen die Aufnahmen der Dokumentation als auch der Quantifizierung eines möglichen Bandschadens. Dieser Artikel soll einen Überblick über Stressaufnahmen an Knie und Sprunggelenk schaffen, gleichzeitig eine Auffrischung der Anatomie beider Gelenke bieten als auch eine genaue, tabellarische Zusammenfassung und Erläuterung der Einstelltechnik geben. Abschließend erfolgt die Diskussion der aktuellen Relevanz dieser Aufnahmen.

Abstract

Sprains of the knee and high ankle are among the most common injuries. Standard a.-p. and lateral X-ray images can only indicate avulsion fractures. To verify a suspected ligament rupture stress imaging shows a malposition (lift-off or subluxation) by forcing an extreme position of the ankle. Moreover these images help to document and quantify a ligament rupture. This article gives a survey on stress imaging of the knee and ankle joint as well as a refreshment on the anatomy of these joints and an exact tabular compendium on the adjustment of parameters, concluded by a discussion on the current relevance of the topic.

Kernaussagen
  • „Gehaltene Aufnahmen“ sind einer genauen radiologischen Indikationsprüfung zu unterziehen.

  • Der empirisch ermittelte und internationale Auflagedruck von 15 daN bei Verwendung eines Halteapparats sollte eingehalten werden.

  • Vor der Durchführung gehaltener Aufnahmen sollten immer standardmäßig Röntgenaufnahmen des betreffenden Gelenks in 2 Ebenen angefertigt werden.

  • Stressaufnahmen des Sprunggelenks entsprechen nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik.

  • Bei ligamentären Läsionsverdachten sind weiterführende bildgebende Verfahren, wie z. B. die MRT, in Erwägung zu ziehen.

 
  • Literatur

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