Aktuelle Ernährungsmedizin 2016; 41(06): 456-457
DOI: 10.1055/s-0042-121282
Kommentierte Wissenschaft
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ernährungsprävention: Weniger ist mehr

M. K. Kuhlmann
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Publication Date:
16 December 2016 (online)

Referat

Hintergrund Es gibt eine Reihe von diätetischen Ansätzen, um das Risiko idiopathischer kalziumhaltiger Nierensteine wirksam zu verringern. Die lebenslange Befolgung solcher Empfehlungen fällt indes oft schwer. Kristina Penniston und Kollegen von der Universität von Wisconsin (USA) prüften, an welche Empfehlungen Patienten sich erinnern und ob sie umsetzbar erscheinen.

Methoden Dazu luden sie Patienten mit einer idiopathischen Nierensteinerkrankung, die zwischen Juli 2013 und Dezember 2014 eine Ernährungsberatung erhalten hatten, zu einer schriftlichen Befragung ein. Von insgesamt 275 Teilnehmern lagen von 112 Patienten vollständig ausgefüllte Fragebogen vor. 62 % waren Männer. Die Autoren verglichen die nach dem Fragebogen erinnerten Empfehlungen mit den tatsächlichen gegebenen, wie sie in den Patientenakten vermerkt worden waren.

Ergebnisse Im Mittel hatten die Teilnehmer in der Ernährungsberatung nach den Patientenakten 3,4 Empfehlungen erhalten. Die Spanne reichte von nur 1 bis zu 6 Empfehlungen. Die Patienten erinnerten sich im Mittel an 2 von 3 Empfehlungen. Am häufigsten nannten sie mit jeweils 68 %:

  • Konsum von Fleisch, Fisch und Geflügel vermindern,

  • mehr Flüssigkeit zu sich nehmen und

  • weniger Salz konsumieren.

Seltener erinnerten sie sich dagegen an Empfehlungen wie

  • Gewichtsreduktion,

  • Zitrusfruchtsaft trinken oder

  • mehr Obst und Gemüse konsumieren.

Waren nur 1 – 3 Empfehlungen gegeben worden, erinnerten sich immerhin 47 % der Patienten an alle Empfehlungen. Bei mehr Empfehlungen schafften das mit 23 % signifikant weniger (p = 0,011 nach dem Fischer-Boschloo-Test). Auf der anderen Seite gab es bei der Gruppe der Patienten, die maximal 3 Empfehlungen bekommen hatten, numerisch auch mehr Patienten, die sich nicht korrekt erinnerten, also beispielsweise eine Empfehlung im Fragebogen ankreuzten, die sie gar nicht bekommen hatten. Das betraf insbesondere Männer.

72 % der Patienten gaben an, die Empfehlungen immer oder fast immer zu befolgen. Probleme bei der Umsetzung von Empfehlungen gaben 38 % der Patienten an, am häufigsten betraf das die Erhöhung der Flüssigkeitsmenge (27,5 %) und des Obst- und Gemüsekonsums (25 %). Mit 91 % waren aber fast alle nach eigenen Angaben gewillt, solche Empfehlungen zu befolgen.

Fazit Patienten mit einem Nierensteinleiden sind offen für Ernährungsempfehlungen. Dabei erinnern sie sich eher an Empfehlungen, wenn nur wenige gegeben wurden. Die Autoren raten daher zu einer individualisierten Priorisierung der Ernährungsempfehlungen zur Nierensteinprävention: Zunächst sollten die Empfehlungen vermittelt werden, die für den einzelnen Patienten am relevantesten sind. Andere können zu einem späteren Zeitpunkt besprochen werden, wenn die wichtigsten Ratschläge umgesetzt wurden.

Friederike Klein, München