Z Gastroenterol 2017; 55(01): 97
DOI: 10.1055/s-0042-123439
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Editorial – Wer will unsere Praxen kaufen?

Dagmar Mainz
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Publication Date:
18 January 2017 (online)

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Anfang Dezember in den Radionachrichten: Die saarländische Landesregierung plant, Hausärzte, die sich im ländlichen Gebiet niederlassen, mit 10.000 Euro zu unterstützen. Die KV-Saarland begrüßt dies. Sie leistet ebenfalls schon Unterstützung mit mehreren Zehntausend Euro. Es braucht finanzielle Anreize, um eine ausreichende hausärztliche Versorgung zu gewährleisten.

Bei Fachärzten ist das ganz anders. Es besteht eine Überversorgung. Im Saarland nach meiner Information derzeit 240 Prozent. Wie im Artikel von Herrn RA Rothfuß richtig ausgeführt, gibt es derzeit nicht einen KV-Bereich, in dem ein einziger internistischer Facharztsitz vakant ist. Normalerweise sind Sachen, die es nicht oder nur selten gibt, besonders begehrt. Da dürfte es doch eigentlich kein Problem sein, einen Nachfolger zu finden. Warum klappt es also nicht immer mit der Abgabe an eine Kollegin oder einen Kollegen? Wo ist das Problem? Wer lässt sich denn überhaupt noch nieder und in welcher Form?

Laut einer kürzlichen Veröffentlichung der apoBank, die Zahlen wurden zusammen mit dem ZI erhoben, steigt der Anteil der weiblichen Existenzgründer kontinuierlich an. Das kann mit den flexibleren Gestaltungsmöglichkeiten des Arbeitsalltags erklärt werden. Die Frauen hatten im Jahr 2015 mit 54,2 Prozent der Existenzgründungen die Männer (45,8 Prozent) überholt. Unterschiede im Existenzgründungsverhalten sind die Höhe der Investition, der Ort und die Form der Niederlassung. Frauen investieren weniger, lassen sich eher in der Großstadt und – was mich gewundert hat – in 65,4 Prozent häufiger in der Einzelpraxis nieder. Insgesamt beträgt der Anteil der Existenzgründungen innerhalb einer Kooperation nur ca. 40 Prozent. Die Einzelpraxis ist also immer noch die bevorzugte Art der Niederlassung.

Sind die Frauen aber auch die „richtigen“ potenziellen Käuferinnen für unsere gastroenterologischen Praxen? Die gastroenterologische Praxis verfügt in der Regel über viel und teure Technik. Dafür sind die Männer laut apoBank eher bereit Geld auszugeben. Aktuell sind die weiblichen Mitglieder im bng nur mit 13 Prozent vertreten. Sie sind doppelt so häufig in Gemeinschaftspraxen und anderen Kooperationsformen niedergelassen wie in der Einzelpraxis.

Was heißt das? Das heißt, wir haben es zunehmend mit Frauen als potenzielle Käuferinnen für unsere Praxen zu tun. Das Profil der gastroenterologischen Niederlassung scheint aber nicht recht zu passen.

Was kann man tun? Man kann natürlich den Numerus clausus als Einstiegshürde in das Medizinstudium abschaffen, damit wieder mehr Männer studieren. Das käme für die meisten von uns aber viel zu spät.

Vielleicht kann man einfach mal verbreiten, dass die Gastroenterologie ein tolles vielfältiges Fach ist, erst recht in der Niederlassung mit einem enorm breiten Spektrum. Nie langweilig! Und was man als Selbständiger alles noch frei entscheiden kann, nicht nur in Bezug auf die Organisation der Arbeit, sondern auch medizinisch. Kein Verwaltungschef, der einem das Leben schwer macht! Und wenn man seine Arbeit gut macht, die Patienten ordentlich versorgt, hat man zu tun und sein gutes Auskommen.

Hier sollten wir weiter mit der DGVS und dem BVGD an einem Strang ziehen, um unser Fach mit all seiner Attraktivität gebührend darzustellen. Hospitationsmöglichkeiten können den Weg vom Krankenhaus in die Praxis aufzeigen. Der bng kann Hilfestellung bei der wirtschaftlichen Beratung leisten. Einiges ist an Projekten am Start!

Und wenn das alles nicht hilft? Morgen in den Nachrichten: Die Bundesregierung unterstützt niederlassungswillige Fachärzte mit 100.000 Euro. Stadt oder Land – egal.