Dtsch Med Wochenschr 2017; 142(04): 304-305
DOI: 10.1055/s-0042-124287
Facharztfragen
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COPD

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Publication History

Publication Date:
24 February 2017 (online)

Kennen Sie eine Einteilung der COPD zur Beschreibung des Schweregrads?
Antwort

Ja, die revidierte Schweregradeinteilung der Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD).

Kommentar

Diese berücksichtigt die Häufigkeiten von Exazerbationen und das Ergebnis eines Patientenfragebogens. Hiernach wird eine Einteilung in Patientengruppe A (milde Beschwerden) bis D (starke Beschwerden) vorgenommen.

Hat die Schweregradeinteilung eine Bedeutung für den Therapieverlauf?
Antwort

Nein.

Kommentar

Die Einteilung gilt für unbehandelte Patienten. Für das Therapiemonitoring ist sie ungeeignet.

Welches ist die empfindlichste Methode, um ein beginnendes Lungenemphysem bei einer COPD zu erkennen?
Antwort

Die CT.

Kommentar

Ansonsten sind Röntgenuntersuchungen in der COPD von untergeordneter Bedeutung.

Wie behandeln Sie einen Patienten mit COPD?
Antwort

Abhängig vom Schweregrad der Erkrankung und den aktuellen Beschwerden: Meiden von Noxen, Behandlung der Obstruktion, Therapie der Komplikationen.

Kommentar

Therapie der COPD:

  • Ausschalten von Noxen

  • medikamentöse Behandlung der Obstruktion

  • supportive Maßnahmen

  • Behandlung von Komplikationen

  • ggf. Behandlung ursächlicher Faktoren

  • Prophylaxe von Infekten (Impfungen)

Sie erwähnten die Impfungen bei Patienten mit COPD. An welche dachten Sie?
Antwort

Influenza und Pneumokokken-Impfung.

Kommentar

Die Influenza-Impfung führt zu einer erheblichen Reduktion der Morbidität. Für die Pneumokokken-Impfung fehlt die Evidenz einer wesentlichen Wirksamkeit.

Welche medikamentösen Maßnahmen kennen Sie zur Behandlung der Obstruktion?
Antwort

Anticholinergika, β2-Mimetika, Theophyllin, Kortikosteroide.

Kommentar

Medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten der Obstruktion bei COPD:

  • Anticholinergika (Parasympathikolytika)

  • β2-Mimetika

  • Kortikosteroide inhalativ

  • Theophyllin p.o. (nur Reservemittel)

Warum nennen Sie Theophyllin nach den Anticholinergika und den β2-Mimetika?
Antwort

Wegen der geringen therapeutischen Breite und der möglichen Nebenwirkungen.

Kommentar

Bronchodilatation:
1. Wahl: Anticholinergika, β2-Mimetika
2. Wahl: Theophyllin (wegen ihrer schmalen therapeutischen Breite, Interaktionen, Nebenwirkungen)

Sie betreuen einen Patienten mit COPD. Er klagt über Dyspnoe bereits bei minimalen Belastungen. Die arterielle BGA zeigt folgende Werte:
▪ PaO2 50 mmHg
▪ PaCO2 62 mmHg
▪ FEV1: 30 % des Sollwerts
Wie behandeln Sie diesen Patienten?
Antwort

Bei dem Patienten liegt eine schwere COPD vor. Es sollten lang wirksame β2-Mimetika oder Anticholinergika eingesetzt werden, bei Bedarf inhalativ Glukokortikoide, nötigenfalls auch kurzfristig Glukokortikoide oral. Wegen des erniedrigten Sauerstoffpartialdrucks sollte eine Sauerstoff-Langzeittherapie in Erwägung gezogen werden.

  • Gruppe A: kurz wirksame inhalative Bronchodilatatoren (Anticholinergikum oder β2-Agonist)

  • Gruppe B: lang wirksame inhalative Bronchodilatatoren (Anticholinergikum oder β2-Agonist),

  • Gruppe C: zusätzlich inhalative Kortikosteroide

  • Gruppe D: inhalative Kortikosteroide plus lang wirksamer β2-Agonist und/oder Anticholingerikum

Durch welche medikamentösen Maßnahmen können Sie die progrediente Verschlechterung der Lungenfunktion bei der COPD verhindern?
Antwort

Durch keine.

Merke

Medikamentöse Maßnahmen können die Progredienz der COPD nicht verhindern.

Welches sind eigentlich die Behandlungsziele bei der Behandlung der COPD?
Antwort

Den Progress möglichst zu verlangsamen sowie die Lebensqualität und die Lebenszeit so weit wie möglich zu verbessern bzw. zu verlängern.

Kommentar

Ziele der COPD-Behandlung:

  • Progressionsverlangsamung

  • Symptomlinderung

  • Steigerung der körperlichen Belastbarkeit

  • Verbesserung der Lebensqualität

  • Vorbeugung und Behandlung von Exazerbationen

  • Vorbeugung und Behandlung von Komplikationen

  • Reduktion der Mortalität

Lässt sich durch Bronchodilatatoren und inhalative Glukokortikoide die Prognose bei COPD verbessern?
Antwort

Nein.

Kommentar

Eine Prognoseverbesserung ist nicht nachweisbar. Wenn sich unter der Therapie die Lungenfunktion normalisiert, muss die Diagnose COPD infrage gestellt werden.

Können Sie sagen, welchen Stellenwert Kortikosteroide in der Behandlung der COPD haben?
Antwort

Ein Versuch mit inhalativen Kortikosteroiden kann unternommen werden. Eine orale Therapie wird nicht empfohlen.

Kommentar

Kortikosteroide bei COPD:

  • Inhalative Kortikosteroide:

    • allenfalls geringer Langzeiteffekt

  • Orale Kortikosteroide:

    • zur Langzeittherapie nicht empfohlen

Merke

Orale Kortikosteroide sind bei der Langzeittherapie der COPD nicht empfohlen.

Können Sie etwas gegen die steroidbedingte Osteoporose tun?
Antwort

Ja. Kalzium und Vitamin D3 geben sowie die üblichen Maßnahmen: Bewegung, Sport, evtl. Östrogene bei Frauen in der Postmenopause.

Kommentar

Kontrollierte und randomisierte Studien zum Einsatz von Kalzium, Vitamin D, Östrogenen, Bisphosphonaten liegen nicht vor.

Wie findet man heraus, ob Kortikosteroide eingesetzt werden sollten?
Antwort

Behandlungsversuch mit Kortikosteroiden für 4 Wochen, dann FEV1-Bestimmung.

Kommentar

Ansprechraten maximal 10 – 20 %.

Sie haben noch gar nichts zu den sog. Mukolytika gesagt? Helfen die nicht auch?
Antwort

Eventuell doch. N-Acetylcystein (NAC), Ambroxol und Myrthol können hilfreich sein.

Kommentar

Mit der prophylaktischen Gabe von NAC in den Wintermonaten kann die Zahl von Exazerbationen vermindert werden. Belegt ist ein Nutzen nicht.

Es heißt doch, dass der Hauptwert der Mukolytika in der gleichzeitig erhöhten Trinkmenge besteht.
Antwort

Eine Erhöhung der Trinkmenge bei nicht exsikkierten Patienten fördert nicht die Expektoration.

Kommentar

Trinkmenge und COPD: Eine Empfehlung zu einer Vergrößerung der Trinkmenge ist nicht gerechtfertigt. Die Dekompensation eines chronischen Cor pulmonale kann begünstigt werden.

Können Patienten eigentlich gegen den lästigen nächtlichen Husten bei COPD etwas tun?
Antwort

Ja, sie dürfen befristet Antitussiva nehmen.

Kommentar

Bei quälendem Husten mögliche Gabe von Antitussiva:

  • Codein

  • Paracodein

  • codeinfreie Antitussiva

  • Clobutinol

  • Noscarpin

  • Dauer: maximal 3 Wochen

Sie erwähnten den α1-Protease-Inhibitor-Mangel. Können Sie in dieser Situation nicht substituieren?
Antwort

Doch, das geht. Die Wirkung ist jedoch sehr begrenzt und das Medikament teuer.

Kommentar

Substitution von α1-Protease-Inhibitor:

  • Verlangsamung der Emphysemprogression

  • wöchentlich Prolastin HS i. v., 60 mg/kgKG

  • teuer, Wirkung begrenzt

Vorbehalten für Patienten mit homozygotem Mangel, mittelgradiger Funktionseinschränkung und rascher Progredienz.

Kennen Sie einen Test, mit dem Sie die Wirksamkeit Ihrer antiobstruktiven Therapie überprüfen können?
Antwort

Benutzung des Peak-Flow-Meters.

Kommentar

Peak-Flow: Exspiratorischer Spitzenfluss in l/s.

Merke

Therapiekontrolle bei COPD → Peak-Flow-Messung.

Kann dieser Test auch in der Diagnostik eingesetzt werden?
Antwort

Nein.

Kommentar

Bei leichtgradiger COPD kann der Peak-Flow noch normal sein.

Merke

Für die Diagnostik der COPD ist die Peak-Flow-Messung ungeeignet.

Sie erwähnten vorhin Komplikationen der COPD, die Sie behandeln. Woran denken Sie da?
Antwort

Akute Komplikationen wie Bronchitiden, Pneumonien, chronische Komplikationen, insbesondere Lungenemphysem, Cor pulmonale.

Kommentar

Komplikationen der COPD:

  • Akut:

    • Bronchopneumonie

    • Lungenabszess

  • Chronisch:

    • Bronchiektasen

    • Lungenemphysem

    • Cor pulmonale

Nach: Berthold Block,

Facharztprüfung Innere Medizin,

3000 kommentierte

Prüfungsfragen.

5., vollständig

überarbeitete Auflage 2017

ISBN 9783131359551