PiD - Psychotherapie im Dialog 2017; 18(02): 112-113
DOI: 10.1055/s-0043-103857
Resümee
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Neue Rollen, neue Risiken

Resümee
Maria Borcsa
,
Silke Wiegand-Grefe
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Publication History

Publication Date:
09 June 2017 (online)

Geschlecht

Wie in diesem Heft sichtbar geworden, bewegt sich Adoleszenz „im Grenzbereich zwischen biologischen Realitäten, sozialen Rollen und symbolischen Bezügen“ (Levi & Schmitt, Band 1, S. 16) und ist somit stets soziohistorisch geprägt. Fokussiert man zunächst auf die biologischen Realitäten, so rückt nach wie vor der Geschlechterunterschied ins Zentrum der Identitätsbildung und der sozialen Konstruktionen. Die Zunahme der klinischen Zuweisungen im Zeitraum zwischen 1974 und 2014 zu Zentren, die auf Geschlechtsdysphorie und Geschlechtsinkongruenz spezialisiert sind (siehe Beitrag Becker et al.) ist dabei auch vor dem Hintergrund eines gegenwärtigen Diskurses zu sehen, der das binäre Verständnis von Geschlecht (entweder männlich oder weiblich) zunehmend in Frage stellt. Diese wiederum ist eingebettet in postmoderne Dekonstruktionen vormals selbstverständlicher Unterscheidungen, wie das der Geschlechterdifferenz. Wie Hurrelmann im Interview ausführt, kann es dabei zum langfristigen, ganz lebenspraktischen Nachteil der vormals sozial privilegierteren männlichen Heranwachsenden führen, wenn die Lebensentwürfe nicht genügend Rollen-Flexibilität in Genderaspekten aufweisen.

 
  • Borcsa M, Nikendei C. Psychotherapie nach Flucht und Vertreibung. Eine praxisorientierte und interprofessionelle Perspektive auf die Hilfe für Flüchtlinge. Stuttgart: Thieme; 2017
  • Levi G, Schmitt JC. Einleitung. In: Levi G, Schmitt JC. Hrsg. Geschichte der Jugend. 2 Bände Frankfurt: Fischer; 1996