PSYCH up2date 2017; 11(03): 187
DOI: 10.1055/s-0043-106474
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Dr. Google? Da gibt es bessere Alternativen

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Publication Date:
16 May 2017 (online)

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Klaus Lieb

Jeder hat das schon erlebt: Ein Patient hat sich im Internet informiert und kommt mit gezielten Fragen und ebenso festen Ansichten zur Sprechstunde. Dabei bedarf es oft langer Überzeugungsarbeit, den Patienten davon zu überzeugen, dass nicht alles, was er gelesen hat sinnvoll und empfehlenswert ist.

Internetrecherchen gehören für viele Menschen zum Alltag, und auch die Suche nach Gesundheitsinformationen ist für viele Menschen zur Normalität geworden. Dr. Google und Co sind bequem und schnell aufgerufen, man erhält Informationen in Sekundenschnelle, rund um die Uhr, und unangenehme Themen lassen sich anonym recherchieren. Doch das sind auch schon die Vorteile. Die Nachteile überwiegen. Und diese liegen einmal beim Nutzer selbst, bei der inneren Logik der Datenbanken, und der oft fehlenden Evidenzbasierung der Informationen.

Auf der Seite der Nutzer hängt das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit von Informationen bzw. Webseiten weniger von den Inhalten, als von äußeren Faktoren wie ein ansprechendes Design oder der Zugang und die Navigierbarkeit der Webseite ab. Dazu kommt, dass jeder seinem eigenen „confirmation bias“ unterliegt. Informationen, die die eigenen Erfahrungen und Einstellungen bestätigen, werden eher als richtig wahrgenommen als Informationen, die diese nicht bestätigen.

Aber auch die Datenbanken selbst tragen mit ihrer inneren Logik dazu bei, dass es schwer ist zuverlässige Gesundheitsinformationen zu finden. Es entscheidet ja nicht die Qualität der Informationen über das Ranking, sondern häufig kommerzielle Aspekte oder allein die Tatsache, wie oft eine Seite aufgesucht wurde. Oft schauen Nutzer auch nur auf die erste Trefferseite mit 10 bis 20 Treffern, die zusätzlich mit Anzeigen kommerzieller Anbieter eingerahmt sind, die auch gleich das „richtige“ Therapieangebot mitliefern. Qualitätsanforderungen an die Gesundheitsinformationen spielen bei der Rangfolge der Treffer keine Rolle.

Die „Gute Praxis Gesundheitsinformation“ [1] führt Kriterien auf, die Ersteller bei der Recherche und Schreiben einer evidenzbasierten Information beachten sollten. Dazu gehört z. B., wie der aktuelle Stand des Wissens recherchiert werden sollte, wie die Informationen verständlich aufbereitet werden, wie Vor- und Nachteile einer Behandlung beschrieben werden können, dass man sich ein realistisches Bild davon machen kann usw. Doch solche Kriterien setzen bisher nur wenige Webseiten um. Dennoch gibt es sie – und sie sind bei vielen Ärztinnen und Ärzten noch unbekannt.

Sehr empfehlenswert sind beispielweise die Angebote auf „Gesundheitsinformation.de“ des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Hier finden sich sehr gut recherchierte und gut verständliche Patienteninformationen zu einem sehr breiten Spektrum von medizinischen Themen – von ADHS bis zu Zwangsstörungen, jeweils mit Symptomatik und Abgrenzung zu normalen Befindlichkeitsstörungen, Diagnostik und Therapie.

Dieses Angebot sollte viel häufiger von Ärztinnen und Ärzten empfohlen werden – als Alternative zu Dr. Google.

Unbedingt empfehlenswert!

Hier finden Patienten gute und verlässliche Gesundheitsinformationen: Von ADHS bis Zwangsstörung.
www.gesundheitsinformation.de

Klaus Lieb, Mainz