Z Gastroenterol 2017; 55(06): 606-608
DOI: 10.1055/s-0043-111113
Mitteilungen der ALGK
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Publication Date:
07 June 2017 (online)

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Verzahnung zwischen der ambulanten und stationären Versorgung in der Gastroenterologie wird in den nächsten Jahren zunehmende Bedeutung erlangen. Dies liegt u. a. daran, dass die Diagnostik und die Therapie vieler gastroenterologischer Erkrankungen zunehmend ambulant durchgeführt werden kann und die Versorgung im ambulanten Bereich in der Regel preiswerter ist. Der Druck auf die Krankenhäuser, ihre Leistungen in den ambulanten Bereich zu verlagern, wird daher zunehmen. Dies ist z. Zt. ein Dilemma, da die Krankenhäuser und somit auch die gastroenterologischen Chefärzte im DRG-System noch auf die Generierung von stationären Patienten angewiesen sind. Es stellt sich somit die Frage, ob sich in Zukunft Krankenhausträger überhaupt gastroenterologische Abteilungen ohne einen überregionalen Schwerpunkt bzw. eine konkurrenzfähige Spezialisierung (z. B. Endoskopie, CED, Hepatologie, Onkologie, Neurogastroenterologie) leisten können und nicht besser die stationäre gastroenterologische Grundversorgung über eine Kooperation mit Praxen organisieren, wie dies ja schon heute u. a. in den Niederlanden praktiziert wird. Diese Entwicklung hat auch grundlegende Konsequenzen für die adäquate gastroenterologische Ausbildung, da wichtige gastroenterologische Krankheitsbilder (z. B. CED, Virushepatitiden) zunehmend seltener stationär betreut werden. Der lesenswerte Beitrag von Dieter Schilling, Mannheim, greift dieses Thema auf und stellt ein interessantes transsektorales Ausbildungsmodell seiner Klinik mit einer Schwerpunktpraxis dar.

Ich hatte in der April-Ausgabe (Z Gastroenterol 2017; 55: 522 – 523) auf die Bedeutung der Qualitätsmessung hingewiesen. In diesem Zusammenhang erscheint ein aktueller Artikel von Nadine Zwink, Bernd Holleczek, Christa Stegmaier, Michael Hoffmeister und Hermann Brenner im Deutschen Ärzteblatt (Deutsches Ärzteblatt, Jg 114, Heft 18, 5. Mai 2017, 321 – 327 interessant. In diesem Beitrag wird über die Komplikationen während der Koloskopien in den Jahren von 2010 bis 2013 im Saarland berichtet. Die Daten wurden 3 Monate nach der Koloskopie anhand eines Fragebogens (n = 5252) und über die anschließende Validierung selbstberichteter Komplikationen im Untersuchungszeitraum durch die Koloskopieberichte und die behandelnden Ärzte ermittelt. Die Ergebnisse bestätigen das mit 0,38 % im gesamten Untersuchungszeitraum sehr geringe Komplikationsrisiko der Vorsorgekoloskopie. Die Komplikationsrate während der Koloskopie lag für die Blutungen mit 0,19 % (n = 19) und die Perforationen mit 0,04 % (n = 2) im Bereich anderer Studien. Es ist aber bemerkenswert, dass die medizinisch bestätigten Komplikationen innerhalb von 4 Wochen nach der Koloskopie die während der Untersuchung aufgetretenen Komplikationsraten (gesamt 0,23 %) auf 0,38 % deutlich erhöhten. Hierbei traten 6 (0,11 %) von insgesamt 16 Blutungen (0,30 %) und 2 (0,04 %) von insgesamt 4 Perforationen (0,08 %) verzögert erst nach der Untersuchung auf. Was bedeuten diese Ergebnisse für die Entwicklung von Qualitätsparametern in der Gastroenterologie? Die Ergebnisse zeigen, dass für die Beurteilung der Qualität einer gastroenterologischen Leistung auch die Einbeziehung eines definierten Zeitraums nach der Untersuchung bzw. Therapie relevant sein kann. Bei der Entwicklung von relevanten Qualitätsparametern, hoffentlich durch die DGVS, sollte dieser Aspekt berücksichtigt werden. Hierbei ist auch über die Sinnhaftigkeit von systematischen Nachuntersuchungen, ähnlich wie dem Recall System zertifizierter Darmkrebszentren nachzudenken.

Zuletzt möchte ich auf die neue prospektive ALGK-Registerstudie gastrointestinale Blutungen, die von Wolfgang Fischbach, Aschaffenburg, konzipiert und entwickelt wurde, hinweisen. Diese wichtige Untersuchung ergänzt die wissenschaftlichen Aktivitäten der ALGK und die Erhebungen durch das Papillotomie- bzw. Koloskopieregister und die Erfassung von sedierungsinduzierten Komplikationen (ProSed-Studien). Die Dokumentation erfolgt auf einer von E&L auf dem Rechner eingespielten Maske. Für die Einrichtung der Maske durch E&L entstehen keine Kosten. Ethikvoten der Universität Würzburg liegen vor. Kosten für lokale Ethikvoten werden übernommen. Alle ALGK-Mitglieder sind herzlich aufgefordert, sich an dieser Studie zu beteiligen.

Mit freundlichen kollegialen Grüßen

Prof. Dr. med. Thomas Frieling

Vorsitzender der ALGK

Korrespondenzadresse:

Prof. Dr. med. Thomas Frieling

Direktor der Medizinischen Klinik II

Innere Medizin mit Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie, Neurogastroenterologie, Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin

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