ergopraxis 2017; 10(11/12): 16-18
DOI: 10.1055/s-0043-113937
Wissenschaft
© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Internationale Studienergebnisse


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Publication Date:
10 November 2017 (online)

Einfluss auf die motorische und kognitive Entwicklung – Sensorische Erfahrungen auf der Frühchenstation

Die sensorischen Erfahrungen von Frühchen können sich auf ihre sensorische Verarbeitung sowie ihre motorische und kognitive Entwicklung auswirken. Zu diesem Ergebnis kommen drei Ergotherapeutinnen und eine Neonatologin der University of Newcastle und des John Hunter Children’s Hospital in Australien.

Die Forscherinnen untersuchten im Rahmen eines Scoping Reviews den kurz- und langfristigen Einfluss der sensorischen Umgebung einer Frühchenstation auf Kinder, die vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren wurden. Von insgesamt 580 recherchierten Studien entsprachen lediglich sieben den Einschlusskriterien und beleuchteten die sensorische Umgebung auf der Frühchenstation sowie deren Einfluss auf die sensorische, motorische und kognitive Entwicklung der Frühgeborenen bis zu ihrem fünften Lebensjahr. Darunter waren ein systematisches Review, eine Fall-Kontroll-Studie, eine quasi-experimentelle Studie, eine Querschnittstudie und Kohortenstudien. Insgesamt wurden über 700 Kinder untersucht.

Den Ergebnissen zufolge können sich helle Frühchenstationen negativ auf die spätere motorische Entwicklung der Kinder auswirken. Dies geht einher mit verzögertem Krabbeln, Laufen und Essen mit der Gabel. Bei Lärm ist die Studienlage uneinheitlich: Eine Studie besagt, dass ein hoher Lärmpegel – ausgelöst durch Alarme oder laute Stimmen – schwächere taktile Funktionen bewirkt. Eine andere Studie fand heraus, dass Frühchen auf lauten Stationen früher sprechen und gehen können, aber später anfangen, mit der Gabel zu essen. Einen positiven Einfluss zeigte die elterliche Stimme: Je öfter die Frühgeborenen diese hörten, desto besser entwickelt waren ihre motorische, visuelle und auditive Orientierung sowie Kognition und Sprache. Schmerzhafte Eingriffe bzw. frühe Schmerzerfahrungen beeinflussten die kognitive und motorische Entwicklung sowie das Temperament der Kinder negativ.

Damit gibt es erste Hinweise darauf, welche sensorischen Erfahrungen auf der Frühchenstation fördernd bzw. hindernd wirken können. Die Versorgung auf der Station durch kontrollierte auditive, taktil-kinästhetische oder multimodale Stimulation anzureichern, kann zu einer verbesserten Entwicklung von Frühgeborenen beitragen. Die Forscher weisen jedoch darauf hin, dass auf diesem Gebiet noch zu wenig Forschung vorhanden ist, um genaue Schlussfolgerungen ziehen zu können, und dass die meisten Studien zudem keine allzu hohe Qualität aufwiesen.

evfi

Br J Occup Ther 2017; 80: 459–469