Z Orthop Unfall 2018; 156(04): 452-470
DOI: 10.1055/s-0043-118136
CME-Fortbildung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aktuelle Konzepte zur Behandlung von Haut- und Weichteilinfektionen in Orthopädie und Unfallchirurgie

Current Concepts for the Treatment of Skin and Soft Tissue Infections in Orthopaedic and Trauma Surgery
Christian von Rüden
,
Richard Kühl
,
Christoph J. Erichsen
,
Stephen L. Kates
,
Sven Hungerer
,
Mario Morgenstern
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Publication History

Publication Date:
24 August 2018 (online)

Zusammenfassung

Haut- und Weichteilinfektionen reichen von leichten oberflächlichen Entzündungen bis hin zu tiefen nekrotisierenden Entzündungen mit schweren systemischen Komplikationen. Ziel dieser Arbeit ist, diese im klinischen Alltag rasch zu diagnostizieren und drohende fatale Krankheitsverläufe zu erkennen, die ursächlichen Krankheitserreger zu identifizieren und rechtzeitig eine adäquate antimikrobielle und ggf. chirurgische Therapie einzuleiten.

Abstract

Skin and soft tissue infections include the skin as well as fascia, muscles, ligaments, tendons, synovial membranes, fat, blood vessels, nerves, and fibrous tissues. They range from superficial infections to deep infections with a necrotizing clinical course. These infections can promptly progress with severe systemic complications, requiring rapid management, and proper surgical and medical treatment. This manuscript provides recommendations based on current practice guidelines for diagnosis and treatment of surgically relevant skin and soft tissue infections in adults. Furthermore, it deals with a clinical guide of immediate identification of life threatening necrotizing clinical courses, detection of pathogens and the use of appropriate surgical, antimicrobial, and adjuvant treatment options.

Kernaussagen
  • Haut-/Weichteilinfektionen lassen sich in unkomplizierte und komplizierte bzw. in eitrige und nicht eitrige Infektionen einteilen. Der Schweregrad des klinischen Verlaufs korreliert vor allem mit der Tiefe der Weichgewebebeteiligung.

  • Bei Haut-/Weichteilinfektionen handelt es sich klassischerweise um bakterielle Infektionen, die mehrheitlich von grampositiven aeroben Hautkeimen wie Staphylokokken und Streptokokken hervorgerufen werden. Je nach Lokalisation, Manifestation und Risikofaktoren können aber auch gramnegative und anaerobe Bakterien involviert sein.

  • Patientenbezogene und expositionelle Risikofaktoren für Haut-/Weichteilinfektionen beeinflussen die Strategie sowie den Erfolg der Therapie und sind von prädiktivem Wert.

  • Die meisten Haut-/Weichteilinfektionen zeigen die klassischen Entzündungszeichen

    • Rubor (Rötung)

    • Dolor (Schmerz)

    • Tumor (Schwellung)

    • Calor (Überwärmung)

    • Functio laesa (Funktionseinschränkung)

  • Bildgebende Verfahren tragen nützliche diagnostische Informationen zur Operationsplanung bei, sollten aber nie eine durch den klinischen Befund indizierte, zwingend erforderliche chirurgische Maßnahme verzögern.

  • Laboruntersuchungen werden bei jeder vermuteten Haut-/Weichteilinfektion, insbesondere bei eitrigen, komplizierten und schwerwiegenden Infektionen empfohlen, um lebensbedrohliche Verläufe zu erkennen und den Therapieerfolg zu überwachen.

  • Wenn eine akute vitale Bedrohung besteht, dürfen konservative Behandlungs- oder umfassende diagnostische Maßnahmen auf keinen Fall die operative Therapie zur Eiterdrainage, Resektion nekrotischen Gewebes und der damit verbundenen Reduzierung der Keimzahl verzögern.