physiopraxis 2018; 16(02): 16-20
DOI: 10.1055/s-0043-121805
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Internationale Studienergebnisse


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Publication Date:
16 February 2018 (online)

Multiple Sklerose – Hippotherapie verbessert Gleichgewicht

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Vom Boden aus kann der Therapeut den Patienten stabilisieren und gleichzeitig taktile Reize setzen.
Abb.: S. Oldenburg (nachgestellte Situation)

Hippotherapie
ist bisher nicht Teil des Heilmittelkatalogs. Patienten müssen die Behandlung selbst bezahlen.

Um die bisher weitestgehend unerforschten Komplementärtherapien für Patienten mit Multipler Sklerose (MS) voranzutreiben, untersuchte ein Team aus deutschen und Schweizer Forschern, wie wirksam eine Hippotherapie ist.

Sie rekrutierten 70 Probanden mit MS (Durchschnittsalter: 51 Jahre), darunter 57 Frauen, und teilten sie in zwei Gruppen auf, die beide zwölf Wochen Therapie erhielten. Die Kontrollgruppe (KG) führte ihre bisherige Behandlung weiter, die in der Studie nicht näher beschrieben war. Die Interventionsgruppe (IG) mit 32 Patienten erhielt zudem einmal pro Woche Therapie auf dem Pferd nach den Richtlinien des Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reiten e. V. Eingeschlossen war, wer einen Wert von 4–6,5 auf der Expanded Disability Status Scale (EDSS) erreichte, die die Einschränkung von Menschen mit MS misst. Die Patienten durften nicht teilnehmen, wenn sie bereits im vergangenen Jahr Hippotherapie erhalten hatten, schwerer als 90 Kilogramm waren, nicht frei sitzen konnten, neue Medikamente einnahmen oder sich ihr Zustand vier Wochen vor Studienstart akut verschlechtert hatte. Die Outcome-Variablen waren die Gleichgewichtsfähigkeit, gemessen mit der Berg Balance Scale (BBS), Fatigue, Schmerz, Lebensqualität (MSQoL-54) und Spastizität.

Nach zwölf Wochen hatten sich beide Gruppen in ihrem Gleichgewicht verbessert – die IG um 6 Punkte, die KG um 2,9 Punkte. Insbesondere diejenigen mit einer EDSS über 5 verbesserten sich. Die Veränderungen waren jedoch nicht signifikant. Deutliche signifikante Verbesserungen traten in der IG dagegen bei den MS-spezifischen Symptomen Spastizität und Fatigue auf. Auch der MSQoL-54, der sich aus dem SF-36 und 18 Fragen zur MS zusammensetzt, ergab deutlich bessere Werte.

Aufgrund der Ergebnisse dieser ersten, randomisierten Studie zum Thema Hippotherapie empfehlen die Autoren – zum Wohle der Patienten –, auch in Zukunft offener für nichtmedikamentöse Interventionsstudien zu sein.

kv

Mult Scler 2017; doi: 10.1177/1352458517721354