Z Gastroenterol 2017; 55(12): 1511-1513
DOI: 10.1055/s-0043-122524
Mitteilungen der DGVS
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Prävention beginnt in den Verdauungsorganen!

Aufruf der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) an die politischen Verantwortlichen
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Publication Date:
06 December 2017 (online)

Krankheiten der Verdauungsorgane sind Volkskrankheiten!

Krankheiten der Verdauungsorgane gehören zu den häufigsten Krankheiten der Deutschen. Jährlich werden 2,5 Millionen Menschen mit Krankheiten des Magen-Darm-Traktes, der Leber, der Gallenwege oder der Bauchspeicheldrüse in Deutschland im Krankenhaus behandelt. Allein die Behandlung nicht-bösartiger Leiden wie beispielsweise Entzündungen des Darms, der Leber oder der Bauchspeicheldrüse erfordert mehr als elf Millionen Belegungstage. Krebserkrankungen im Magen-Darm-Trakt führen in deutschen Krankenhäusern zu 320 000 Behandlungsfällen. Sie fordern jedes Jahr 24 000 Todesopfer. Insgesamt sterben jedes Jahr noch mehr als 61 000 Menschen an Krankheiten der Verdauungsorgane.

Durch den demografischen Wandel wird die Zahl der Patienten mit Verdauungskrankheiten bis zum Jahr 2032 um 22 Prozent steigen. Doch es sind nicht nur ältere Menschen betroffen: An den chronischen Krankheiten des Verdauungstraktes leiden häufig auch junge Erwachsene im erwerbsfähigen Alter – mit weitreichenden Folgen für deren Lebensplanung, aber auch die Sozialsysteme.

Um diese Patienten in Zukunft bestmöglich medizinisch zu versorgen, muss die hervorragende und international anerkannte wissenschaftliche Forschung im Bereich der Gastroenterologie unterstützt und gefördert werden! Nur wenn Ärzte und Wissenschaftler noch besser verstehen, welche Rolle entzündliche Prozesse, genetische Faktoren und Lebensstil bei der Entstehung von chronischen Krankheiten der Verdauungsorganen spielen und welche Auswirkungen sie auf den Gesamtorganismus haben, können diese wirkungsvoll vermieden, erkannt und behandelt werden.

Isolierte Forschungsaktivitäten reichen nicht aus. Organkompetenzen, Ressourcen und Strukturen müssen zusammengebracht werden. Heutige und künftige Patientinnen und Patienten benötigen dringend den Aufbau eines nationalen Forschungsverbundes zu den chronischen Krankheiten der Verdauungsorgane und deren Prävention. Dass Gastroenterologen unter entsprechenden Rahmenbedingungen zu herausragenden medizinischen Fortschritten in der Lage sind, zeigen beispielhaft die moderne Prävention und Therapien beim Ulkusleiden, der Hepatitis B und C-Virus-Infektionen sowie der Darmkrebsvorsorge: Hier hat interdisziplinäre Forschung dazu beitragen, die schwerwiegenden Folgen von Krankheiten der Verdauungsorgane durch wirkungsvolle Behandlungskonzepte zu minimieren.

Doch es muss im Kampf gegen diese Volkskrankheiten noch viel mehr passieren!