Z Gastroenterol 2018; 56(02): 190-191
DOI: 10.1055/s-0044-100371
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Progressive familiäre intrahepatische Cholestase Typ 2

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Publication Date:
07 February 2018 (online)

Wir berichten über eine 55 Jahre alte Patientin, die sich zur Abklärung erhöhter Leberwerte in unserer Ambulanz vorstellte. Sie berichtete, dass diese Laborveränderungen bereits vor Jahren nachgewiesen wurden und damals auch der Grund zu einer Cholezystektomie gewesen seien. Dabei wurden auch Gallensteine nachgewiesen, die Leberwertveränderung sei aber auch nach der Gallenblasenentfernung in gleicher Höhe nachzuweisen gewesen. Außerdem wurden abdominelle Beschwerden angegeben, die bevorzugt postprandial im gesamten Abdomen auftraten, Ikterus, Fieber oder ungewöhnliche Gewichtsveränderungen bestanden nicht.

Bei der Patientin waren aus der Anamnese multiple abdominelle Voroperationen aufgrund gynäkologischer Erkrankungen bekannt. Im Rahmen dieser Operationen wurden auch Adhäsionen beschrieben und eine Adhäsiolyse durchgeführt. Die Laborveränderungen zeigten das Bild einer Cholestase mit einer im Vergleich zur γGT ungewöhnlichen Erhöhung der AP mit 260 U/l, GPT und GOT waren nur knapp über dem Normbereich erhöht, die γGT dabei im Normbereich. Die weiteren Laborparameter, Serumelektrophorese, AMA, ANA, SMA sowie Virusserologie ergaben keine Auffälligkeiten. Wir bestimmten zusätzlich die Isoenzyme der AP, die ein Überwiegen der Leber-spezifischen AP zeigten. In der sonografischen Bildgebung zeigte sich eine normgroße Leber mit homogenem, gering verdichtetem Parenchymmuster, die Gallenwege waren nicht erweitert, die Gallenblase entfernt.

Aufgrund der unklaren abdominellen Beschwerden wurde zum sicheren Ausschluss einer möglichen Veränderung in und an den Gallenwegen ergänzend eine MRCP durchgeführt, die leicht irregulär konfigurierte intrahepatische Gallenwege in dem linken Leberlappen beschrieb, ansonsten aber keine Veränderungen zeigen konnte. Da wir sonografisch den MRT-Befund nicht nachvollziehen konnten, konnten wir uns nicht zu einer ERC entschließen, zumal auch bei weiteren Kontrollen die Konstellation der Laborwerte (hohe AP bei normaler/gering erhöhter γGT) erhalten blieb.

Wir führten deshalb zunächst eine molekulargenetische Untersuchung auf eine mögliche Mutation des ABCB-Gens durch. Hier konnte eine homozygote Mutation in dem ABCB-11-Gen nachgewiesen werden. Das ABCB-11-Gen codiert für einen Membrantransporter, der Taurocholat und andere Cholatkonjugate in die Galle transportiert. Mutationen führen zu einer progressiven familiären intrahepatischen Cholestase Typ 2. Häufiger kommt es allerdings zu einer benignen rekurrierenden intrahepatischen Cholestase Typ 2 (BRIC2). Diskutiert wird, ob Genträger ein erhöhtes Risiko zur Entwicklung eines HCC haben.

Neben den klinisch symptomatischen Verläufen gibt es klinisch weitgehend unauffällige Verläufe mit lediglich einer geringen Erhöhung der Transaminasen. Typisch ist auch hier das gehäufte Auftreten einer Cholelithiasis/Cholezystolithiasis. Im Zusammenhang mit einer Hepatitis-C-Infektion konnte insbesondere bei der hier vorliegenden Mutation auch das gehäufte Auftreten einer Leberzirrhose beobachtet werden. Insgesamt ist der Verlauf aber gutartig und führt selten zur Fibrose.

Ein Therapieversuch mit UDC ist sinnvoll und in der Literatur beschrieben und wurde auch bei der Patientin eingeleitet. Die ersten Laborkontrollen zeigen einen Abfall der AP.

Literatur beim Verfasser.