Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2000; 35(1): 1-2
DOI: 10.1055/s-2000-10846-28
ABSTRACTS
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Resonanzthrombographie zur Diagnose von disseminierter intravaskulärer Gerinnung (DIC) und Hyperfibrinolyse: ein Fallbericht.

S. Geiger1 , B. Gottschlich1 , G. Siegert2 , M. Ragaller1 , D. M. Albrecht1
  • 1Klinik und Poliklinik für Anästhesie und Intensivtherapie,
  • 2Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin,
  • Universitätsklinik Carl Gustav Carus, TU Dresden
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Publication History

Publication Date:
28 April 2004 (online)

Fragestellung: Die Diagnose von DIC und Hyperfibrinolyse wird aus der Klinik, dem Verlauf der Globalparameter Quick, aPTT und Thrombozytenzahl sowie zusätzlicher Parameter der gesteigerten Fibrinbildung (Fibrinmonomere /FM) und des gesteigerten Fibrinabbaus (D-Dimere, Fibrinspaltprodukte) gestellt. Anhand eines Fallbeispiels wird die wenig bekannte Resonanzthrombographie (RTG) und deren Wertigkeit dargestellt. Methode: Die RTG, eine Weiterentwicklung der Thrombelastographie, kann aus 250 µl Citratvollblut den Aufbau eines Fibrin-gerinnsels und die Thrombozytenfunktion ohne großen Laboraufwand erfassen (Resonanzthrombograph CS-3, Amelung GmbH, Lemgo). Falldarstellung: Bei einem 71jährigen Patienten imponiert nach Exstirpation eines mukoepidermalen Karzinoms der Wange und plastischer Deckung mittels eines gestielten muskulokutanen Lappens eine persistierende Blutung aus dem Operationsgebiet. Die Standardtherapie mit AT III, Fresh Frozen Plasma sowie Fibrinogen und Faktor XIII verbessert die hämorrhagische Diathese nur unwesentlich. Laborchemisch bestehen uncharakteristische Veränderungen der Globalparameter (Quick 68 %, aPTT 48 s). Ein geringer Anstieg der Aktivierungsparameter (FM +, D-Dimere 4,0 µg/ml), sowie ein milder Abfall des AT III und der Thrombo-zytenzahl bis 63 GPt/l fallen auf. Sonographisch ist zwar eine Steatosis hepatis, jedoch keine Leberfunktionsstörung im eigentlichen Sinne beschrieben (ALAT, ASAT, γ-GT, AP, Bilirubin im Normbereich). Im RTG zeigt sich eine verzögerte Fibrinbildung und bei weiteren Kontrollen eine komplette Hemmung der thrombozytär vermittelten Gerinnselstabilisierung. Nach Applikation von 1,5 Mill. E Aprotinin sistiert die Blutung, das RTG normalisiert sich. Eine weitere Substitution von Gerinnungsfak-toren ist nicht mehr erforderlich. Schlußfolgerungen: Die im Verlauf mehr-fach durchgeführte RTG-Messung gibt den entscheidenden diagnostischen Hinweis auf eine subakut verlaufende DIC mit Hyperfibrinolyse und ermöglicht ein nahezu verzögerungsfreies Monitoring der, im Hinblick auf das Operationsergebnis, kritischen Therapie.


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