Z Gastroenterol 2002; 40: 103-105
DOI: 10.1055/s-2002-23624
Chronisch entzündliche Darmerkrankung
© Karl Demeter Verlag im Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Sozialmedizinische Wertung von Durchfall, Inkontinenz und Stoma

Vocational Assessment of Diarrhea, Incontinence and StomaK. Warm
  • 1Vitalisklinik, Bad Hersfeld
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Publication Date:
04 April 2002 (online)

Zusammenfassung

Aussagen über die sozialmedizinische Beurteilung gastrointestinaler Erkrankungen sind insofern problematisch, weil bestehende Behinderungen häufig schwer erkennbar bzw. objektivierbar sind. Zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit gehören als subjektives Moment die Leistungsbereitschaft und das durch die Funktionsdiagnostik zu objektivierende Leistungsvermögen des Patienten. Das bedeutet, dass wir einerseits die psychomentalen Belastungen des Betroffenen berücksichtigen müssen, andererseits aber auch das Ausmaß der Funktionseinschränkungen definieren müssen. Letzteres ist allein dadurch schwierig zu beurteilen, weil von einem erkrankten Organ des Magen-Darm-Traktes nur bedingt auf die Leistungsfähigkeit im Erwerbsleben geschlossen werden kann.

Bei der chronischen Diarrhoe unterscheiden wir zwischen der reinen wässrigen Diarrhoe mit den sich daraus ergebenden Einschränkungen der Mobilität am Arbeitsplatz. Andererseits sind bei chronischer Diarrhoe auf dem Boden einer Malabsorption körperliche und psychomentale Leistungsdefizite zu berücksichtigen. Durch eine angemessene Substitution von Makro- und Mikronährstoffen kann die Leistungsfähigkeit im Erwerbsleben im allgemeinen wieder hergestellt werden.

Zur Erfassung des klinischen Ausmaßes, der Schwere der Inkontinenz und seiner psychosozialen Auswirkungen sind neben strukturierten Anamnese-Bögen die Erstellung des klinischen Befundes und spezifische Funktionsuntersuchungen erforderlich. Der dabei ermittelte Grad der Stuhlinkontinenz hat entsprechende Einschränkungen der beruflichen Leistungsfähigkeit zur Folge.

Stomaträger sind prinzipiell berufs- und erwerbsfähig. Dies gilt auch für Berufe mit besonderen hygienischen Anforderungen wie in der Lebensmittelherstellung und -verteilung. Allerdings müssen selbst bei gut angelegten und problemlos zu versorgenden Stomata Arbeitsbelastungen vermieden werden wie schwere körperliche Belastungen, ungünstige Körperhaltung, taktgebundene Arbeiten.

Abstract

The assessment of capability of work consist of measuring the patient subjective willingness to perform and his efficiency which should be objectively examined by functional diagnostic tools. On the one hand, there is the consideration of the patients psycho-mental burdens and on the other hand has to be defined the extent of organic functional restrictions. The latter is difficult to assess because diseased organs of the gastrointestinal tract are not directly involved in the efficiency of work.

In chronic diarrhea purely watery diarrhea causes mobility restrictions at the place of work. In case of chronic malabsortive diarrhea, psycho-mental and physical deficits of efficiency have to be taken into account. The latter however may be almost restored by adequate substitution of macro and micro nutrients.

For the clinical assessment of the severity of incontinence and ist psychosocial effects structured history sheets and working up of clinical findings and specifics function tests are necessary. The so defined degree of stool incontinence determines the restrictions of vocational efficiency.

Generally persons with stoma are nearly not disabled and capable of gainful employment. This also pertains to professions with specific hygienic requirements, such as a production and distribution of foods. Persons with well applied and provided stomata should avoid severe physical burdens, unsuitable postures and periodical forms of labour like piece-work.

Literatur

  • 1 Delbrück H. Einschränkungen der beruflichen Leistungsfähigkeit von Patienten mit gastrointestinalen Tumoren. Tumor, Diagnostik und Therapie 2000 21: 8-14
  • 2 Delbrück H, Schardt M. Einschränkungen der Erwerbs- und Arbeitsfähigkeit von geheilten Rektumkarzinompatienten. Krebsnachsorge und Rehabilitation. H. Delbrück Der Krebskranke in der Arbeitswelt München; W. Zuckschwerdt 1995 Band 5: 81

Dr. med. Klaus Warm

Vitalisklinik, Klinik und Rehabilitationszentrum für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten

Am Weinberg 3-6

36251 Bad Hersfeld

Fax: 0 66 21-20 51 00

Email: vitalisklinik-bad-hersfeld@t-online.de

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