Psychiatr Prax 2002; 29(5): 230-234
DOI: 10.1055/s-2002-32709
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Was heißt Patienten-/Klientenorientierung in der Psychiatrie heute?

Client-Orientation Versus Institutional-Orientation. What Helps Towards Client-Orientation in Psychiatric Settings?Maria  Rave-Schwank
Further Information

Publication History

Publication Date:
08 July 2002 (online)

Zusammenfassung

Patientenorientierung gilt als Indikator der Arbeitsqualität auch im Bereich des Betreuten Wohnens und der Heime. Es wird gefragt, wie sie beobachtet und beschrieben werden kann. Hierzu werden drei Konzepte vorgestellt: „Personenzentrierte Hilfen in der psychiatrischen Versorgung” - A11 -, Soteria Bern und eine Untersuchung aus London zur Quality of Life und Quality of Care an 25 verschiedenen Wohneinheiten/Heimen in London. Eine methodenkritische Diskussion folgt. Interessenkonflikte zwischen Nutzer-, Mitarbeiter- und Einrichtungsorientierung, die eine Patientenorientierung erschweren, werden beispielhaft dargestellt. Die Bedeutung der Leitung für die Patientenorientierung wird hervorgehoben. Abschließende Fragen zur Selbstkontrolle der Mitarbeiter und Leiter sowie für Besucher zentrieren die Patientenorientierung in psychiatrischen Wohnangeboten im Detail.

Abstract

Client- or Patient-Orientation is seen as an indicator for quality of psychiatric work. How to observe and record this orientation? Three different concepts are presented: the German A11, a staff- and client-oriented documentation, Soteria Bern, and Shepherd's 25 homes-investigation around London. Four areas of typical conflicts of interest between client- and institutional orientation are presented with examples: duty times, strategies to fill up beds, „creaming off”, and application-talks for clients to enter a residential setting. On the basis of the quality of Life and Care research and the 3 concepts above questions for visiting and evaluating homes and living groups and for personal check-ups are presented.

Literatur

  • 1 Kauder V. Personenzentrierte Hilfen in der psychiatrischen Versorgung. Bonn; Psychiatrie-Verlag 1997
  • 2 Ciompi L. Affektlogik. Stuttgart; Klett-Cotta 1982
  • 3 Aebi E, Ciompi L, Hansen H. Soteria im Gespräch. Bonn; Psychiatrie-Verlag 1993
  • 4 Shepherd G, Muijen M, Dean R, Cooney M. Residential Care in Hospital and in the Community - Quality of Care and Quality of Life.  Brit J Psychiat. 1996;  168 448-456
  • 5 Shepherd G. Institutional Care and Rehabilitation. London, New York; Longman 1984
  • 6 Shepherd G, Murray A. Issues in Residential Care. In: Thornicroft G et al Issues in Community Care. Oxford; Oxford University Press to be published 2001
  • 7 Kunze H, Kaltenbach L. Psychiatriepersonalverordnung. Stuttgart; Kohlhammer-Verlag 1996 3. Aufl.
  • 8 Rave-Schwank M. Zur Qualität der psychiatrischen Arbeit.  Sozialpsychiat Inform. 1996;  26 8-10
  • 9 Priebe S, Gruyter T. et al . Subjektive Evaluationskriterien in der psychiatrischen Versorgung - Erhebungsmethoden für Forschung und Praxis.  Psychiat Prax. 1995;  22 140-144
  • 10 Angermeyer M C, Holzinger A, Matschinger H. Lebensqualität, das bedeutet für mich ….  Psychiat Prax. 1999;  26 56-60
  • 11 Angermeyer M C, Kilian R. Qualitative Forschung in der Sozialpsychiatrie.  Psychiat Prax. 1995;  22 89-90
  • 12 Kilian R. Ist Lebensqualität messbar?.  Psychiat Prax. 1995;  22 97-101
  • 13 Kaiser W, Burow S. et al . Interviewereffekte bei der Erhebung subjektiver Lebensqualität und der Zufriedenheit mit der Betreuung im Betreuten Wohnen.  Psychiat Prax. 1998;  25 142-148
  • 14 Terporten D. et al . Die Nutzerperspektive untersucht von Nutzern psychiatrischer Einrichtungen.  Psychiat Prax. 1995;  22 117-118
  • 15 Fähndrich E, Smolka M. Die psychiatrische Abteilung im Urteil der Patienten.  Psychiat Prax. 1998;  25 72-75
  • 16 Rave-Schwank M. Welche Funktion hat die psychiatrische Abteilung im Gemeindepsychiatrischen Verbund?. Tagungsreader 1997 der DGSP. Landesverband Baden-Württemberg 1997: 9-18
  • 17 Jung C. Der IBRP, ein Steuerungsinstrument personenzentrierter Hilfen in der psychiatrischen Versorgung. Heidelberg; Unveröffentlichte Diplomarbeit an der Fachhochschule, Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen 2001

1 In ihrer Diplomarbeit „Der IBRP, ein Steuerungsinstrument personenzentrierter Hilfen in der psychiatrischen Versorgung” fragt Ch. Jung nach der Art und Weise, wie der IBRP erhoben wird und weist dabei auf die Bedeutung einer klientenzentrierten Haltung, beispielsweise nach Rogers hin.

2 Die Zusammenarbeit der verschiedenen Träger des Betreuten Wohnens am Runden Tisch Karlsruhe war verbunden mit einer langsamen Übernahme der Versorgungsverpflichtung im Bereich des Betreuten Wohnens [16].

Dr. Maria Rave-Schwank

Parkstraße 3

76131 Karlsruhe

    >