Rofo 2003; 175(2): 290-291
DOI: 10.1055/s-2003-37220
Der interessante Fall
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Der Wolf im Schafspelz -
Das Bronchioloalveoläre Karzinom

M.  Fitze1 , S.  Bölter1
  • 1Aarau (Schweiz)
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Publication Date:
13 February 2003 (online)

Das Bronchioloalveoläre Karzinom gehört zur Gruppe der Adenokarzinome, welche ihrerseits zu den „non small cell lung cancer” (=NSCLC) gerechnet werden. Adenokarzinome sind mit 20 % der dritthäufigste Karzinomtyp der Lunge und haben gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts an Häufigkeit zugenommen. Bei Nichtrauchern und bei Frauen ist es das häufigste Lungenkarzinom (Laissue JA, Gebbers JO, Einführung in die spezielle Pathologie, Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, New York, 1991; 104). Adenokarzinome werden auch als Narbenkarzinome bezeichnet. Nicht nur weil sie oft in subpleuralen Narben nach Tuberkulose und nach alten Lungeninfarkten entstehen, sondern auch weil sie oft eine desmoplastische Reaktion mit narbiger Schrumpfung induzieren. Man unterscheidet bronchogene und bronchioloalveoläre Karzinome. Letztere sind hochdifferenzierte Adenokarzinome, die in der Lungenperipherie, meist in den Oberlappen, entstehen. Die bronchioloalveolären Karzinome machen 1 - 9 % aller Lungenkarzinome aus. Sie kommen in allen Altersgruppen von der dritten Dekade bis ins hohe Lebensalter vor. Klinische Symptome wie Husten, Hämoptyse und Schmerzen treten erst spät auf und unterscheiden sich nicht von denen anderer Lungenkarzinome.

Ein interessanter Aspekt ist, dass die histologischen Veränderungen beim bronchioloalveolären Karzinom verblüffende Ähnlichkeit mit einer Infektionskrankheit südafrikanischer Schafe - „Jagziekte” genannt - aufweisen. Zahlreiche Efforts, beim Menschen ein infektiöses Agens zu identifizieren oder die Erkrankung mit zellfreiem Extrakt vom Menschen auf die Schafe zu übertragen, sind jedoch fehlgeschlagen (Cotran RS, Robbins SL, Kumar V: Robbins pathologic basis of disease, 5th ed., W. B. Saunders Company, Philadelphia 1994; 720).

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