Z Gastroenterol 2003; 41(10): 1048-1051
DOI: 10.1055/s-2003-42923
Mitteilungen der DGVS
© Karl Demeter Verlag im Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Jahrestagung 2003 der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität e. V.

23.-25. Februar 2003 in der Evangelischen Akademie in TutzingAnnual Meeting of the German Society for Neurogastroenterology and Motility 2003S. Wüst1 , A. Rühl2
  • 1Innere Medizin IV, Universitätsklinikum der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
  • 2Lehrstuhl für Humanbiologie der Technischen Universität München
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Publication Date:
16 October 2003 (online)

Bericht und Zusammenfassung

Als Tagungsort für die Jahrestagung 2003 der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität e. V. war - wie in den Jahren zuvor - die Evangelische Akademie in Tutzing am Starnberger See gewählt worden. Traditionsgemäß hatte Anne Rühl als Vorsitzende der Gesellschaft den Tagungsvorsitz.

Erstmals fand in diesem Jahr am Sonntagnachmittag ein Vorsymposium statt, das dem Thema „Hygiene im Manometrielabor” gewidmet war. Dabei wurde die Frage erörtert, wie in manometrischen Untersuchungslabors flächendeckend Hygienestandards gesichert werden können, wie sie in der Endoskopie üblich sind. Diese Diskussion fand vor dem Hintergrund einer kürzlich publizierten kanadischen Studie statt, die über das Auftreten nicht-pathogener Wasserkeime in Perfusionsanlagen berichtet hatte (Alfa MJ, Ilnyckyj A, MacFalane et al. Microbial overgrowth in water perfusion equipment for esophageal/rectal motility. Gastrointest Endosc 2002; 55: 209-213). Eine Befragung unter den Anwesenden ergab, dass dem Arbeitskreis im deutschsprachigen Raum kein Fall einer Infektion eines Patienten durch eine manometrische Untersuchung bekannt ist. Trotzdem wurde von den anwesenden Mitgliedern des Arbeitskreises beschlossen, angesichts der publizierten Daten die hygienische Situation in den Manometrielabors in Deutschland in einer für den gesamten deutschsprachigen Raum angelegten Studie zu evaluieren. Ein Studienprotokoll wurde zwischenzeitlich elektronisch an alle Mitglieder des Arbeitskreises versandt und kann bei Interesse bei Prof. Thomas Frieling (frieling@klinikum-krefeld.de) oder Dr. Anne Rühl (ruehl@wzw.tum.de) abgerufen werden.

Die Präsentationen der Haupttagung waren in sechs Sitzungen thematisch geordnet. In der ersten Sitzung unter dem Vorsitz von H. Allescher und S. Hollerbach wurden Studien zum Thema Motilität und Transport vorgetragen.

S. Schmittgens aus Krefeld berichtete, dass bei Patienten mit funktioneller Dysphagie und/oder Thoraxschmerz und nachgewiesenem Schatzki-Ring überproportional häufig hyperkontraktile Ösophagusmotilitätsstörungen auftreten. Diese hyperkontraktilen Ösophagusmotilitätsstörungen sind überwiegend im distalen Drittel des tubulären Ösophagus lokalisiert. Da eine Bougierung in der vorliegenden Untersuchung bei den Betroffenen sowohl die Beschwerden besserte als auch zu einer deutlichen Reduktion der Kontraktionsamplituden führte, wurden die Befunde als Ausdruck einer ursächlichen Rolle von Schatzki-Ringen bei hyperkontraktilen Ösophagusmotilitätsstörungen interpretiert. E. Osmanoglou aus Berlin nutzte die Technik des „Magnetic Marker Monitoring”, um den ösophagealen Transport von Kapseln bei Probanden mit hoher zeitlicher und räumlicher Auflösung zu untersuchen. Dabei zeigte sich, dass sowohl in aufrechter als auch in liegender Position die ösophageale Transitzeit und eine mögliche Retention der Kapseln vor allem von der Größe des Schluckvolumens abhängig sind. In aufrechter Position scheinen die Kapseln zudem schneller als die propulsive Ösophagusperistaltik zu sein. A. C. Harder aus Mannheim untersuchte die Effekte einer akuten Hyperglykämie auf den intestinalen Gastransit und die durch Gasretention verursachten Beschwerden bei Gesunden. Er kam dabei zu dem Schluss, dass weder der intestinale Gastransit noch die Wahrnehmung einer intestinalen Gasretention durch eine systemische oder lokale akute Hyperglykämie beeinflusst werden. Daraus folgt, dass postprandiale meteoristische Beschwerden nicht als Ausdruck akuter Glukoseeffekte auf den gastrointestinalen Gastransit gewertet werden können. S. Elsenbruch aus Essen verglich Antworten des autonomen Nervensystems und der zellulären Immunität auf einen Dehnungsreiz im Magen bei Patienten mit einem Reizdarmsyndrom (RDS), Patienten mit Colitis ulcerosa in Remission und gesunden Kontrollpersonen. Dabei zeigte sich nur bei den RDS-Patienten eine gesteigerte autonome Antwort auf die Magendehnung. Außerdem hatten die RDS-Patienten im Nüchternzustand und postprandial weniger periphere natürliche Killerzellen sowie postprandial eine geringere Produktion proinflammatorischer Zytokine, wie am Beispiel von TNF-α gezeigt wurde. C. Pehl aus München stellte die druckfertige Fassung der gemeinsamen deutsch-österreichischen pH-Metrie-Leitlinien vor. Diese sind auf der Homepage der Gesellschaft für Neurogastroenterologie (www.neurogastro.de) verfügbar und zwischenzeitlich auch in der Zeitschrift für Gastroenterologie abgedruckt.

Den Vorsitz der zweiten Sitzung hatten M. Schemann und J. Schirra. In dieser Sitzung stellten alle Nachwuchswissenschaftler ihre Arbeiten vor, die sich um ein Reisestipendium der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität beworben hatten.

M. Nicolaus aus München zeigte, dass die postprandiale Hemmung der antralen Motilität NO-vermittelt ist und durch Hemmung stimulierender cholinerger Wege entsteht. Außerdem gelang ihm der Nachweis, dass die postprandiale Pylorusstimulation durch inhibitorische Neurone und NO vermittelt wird. B. Schmidt aus Wien fand Hinweise für eine chemischer Nozizeption im Jejunum, die unabhängig von Mechanosensoren ist: Jejunal appliziertes Capsaicin erzeugte hinsichtlich Lokalisation und Qualität die gleichen Schmerzen wie die mechanische Distension der entsprechenden Darmabschnitte. Bei dieser Studie wurde ausgeschlossen, dass Capsaicin den jejunalen Tonus beeinflusst oder die Wahrnehmungsschwellen für eine mechanische Distension senkt. D. Oesterle aus München beschrieb neun 5’mRNA- und drei 3’mRNA-Varianten des Inositol-1,4,5-triphosphat-Rezeptor-assoziierten cGMP-Kinase-Substrats (IRAG). IRAG ist ein kürzlich neu beschriebenes Protein in der intrazellulären Signaltransduktionskaskade des Stickstoffmonoxids, das zusammen mit cGK Ibeta (cGMP kinase Ibeta) und dem Inositol-1,4,5-Trisphosphat-(Ins[1,4,5]P[3])-Rezeptor die intrazelluläre IP3-vermittelte Kalziumfreisetzung kontrolliert und reguliert. Die neu beschriebenen Varianten der IRAG mRNA entstehen durch Aktivierung verschiedener Promotoren sowie alternatives Splicing und Polyadenylierung. Die Varianten kodieren für unterschiedliche N- oder C-terminal-gekappte Proteine. Die N-terminal-gekappten Proteine unterscheiden sich in einem potenziell membranüberspannenden Protein, das möglicherweise funktionsbestimmend ist und außerdem die Varianten verschiedenen zellulären Strukturen zuordnen könnte. Den C-terminalen Isoformen fehlt die cGK-Ibeta-Phosphorylierungsstelle als Hinweis auf eine Funktionsänderung. L. P. Bechmann aus Essen untersuchte das Zusammenwirken von entzündlichen Veränderungen und (wiederholtem) Stress auf die Entstehung einer viszeralen Hyperalgesie bei weiblichen Lewis-Ratten. Er fand, dass eine Darmentzündung (TNBS-Kolitis) allein keine Alteration der viszeralen sensorischen Funktion hervorruft. Stress hingegen verursacht eine lang anhaltende viszerale Hyperalgesie, die durch eine akute Kolitis abgeschwächt wird. M. Storr aus München charakterisierte die Funktion des CB1-Cannabinoid-Rezeptors im Kolon der Maus an Wildtyp und CB1-Knockout-Mäusen. Dabei konnte er zeigen, dass eine Aktivierung des CB1-Rezeptors durch das auch endogen synthetisierte Cannabinoid Anandamid im Kolon der Wildtypmäuse sowohl die exzitatorische als auch die inhibitorische Neurotransmission moduliert. Diese Modulation fehlte bei den CB1-Knockout-Mäusen, was nahe legt, dass die Neuromodulation durch Anandamid im murinen Kolon durch den CB1-Rezeptor vermittelt wird.

Nach einer Mittagspause folgte die diesjährige State-of-the-Art-Lecture über „Die Rolle der intestinalen Mikroflora beim Reizdarmsyndrom (RDS)”. Die Hypothese, dass zumindest bei einer Untergruppe von Patienten mit einem Reizdarmsyndrom Störungen der intestinalen Mikroflora bestehen, findet zunehmende Akzeptanz. Robin Spiller aus Nottingham, Großbritannien, gab in Tutzing eine Übersicht über die vorhandene Evidenz, die diese Hypothese unterstützen würde. Es gibt eine gute randomisierte und kontrollierte Studie die zeigt, dass eine Behandlung mit Probiotika die Beschwerden von RDS-Patienten lindert, was möglicherweise daran liegt, dass Probiotika die Fermentationsprozesse im Kolon verändern. Ganz allgemein spricht die Tatsache, dass sich bei einem Teil der RDS-Patienten die Symptomatik nach einer Gastroenteritis entwickelt, für eine wichtige Rolle der intestinalen Mikroflora in der Ätiopathogenese des Reizdarmsyndroms. Dieser Schlussfolgerung liegt die Annahme zugrunde, dass gastrointestinale Infekte zu einer nachhaltigen Veränderung der Mikroflora führen.

In der dritten Sitzung des Tages waren Arbeiten zusammengefasst, die entzündungsbedingte Veränderungen neurogastroenterologischer Funktionen untersucht haben. Diese Sitzung wurde von M. Kreis und A. Rühl geleitet.

M. Neunlist aus Nantes, Frankreich, stellte Untersuchungen vor, in denen er zeigen konnte, dass eine Infektion mit Shigella flexneri die neurochemische Kodierung im enterischen Nervensystem verändert. J. M. Gschossmann aus Bern hatte männliche Lewis-Ratten mit akuter TNBS-induzierter Kolitis untersucht und dabei einen persistierenden Anstieg der viszeromotorischen Antwort auf einen kolorektalen Dehnungsreiz gefunden. Bei wiederholten Entzündungen mit intermittierender Abheilung der Schleimhautläsionen schwächte sich diese Antwort dagegen im Verlauf sukzessive ab; allerdings erreichte die Antwort zu keinem Zeitpunkt ihr Ausgangsniveau. B. X. Wang aus Tübingen untersuchte die Effekte von Entzündungsmediatoren auf die intestinale afferente Sensitivität im Rattenjejunum. Er fand, dass Entzündungsmediatoren die Aktivität afferenter Neurone über einen Cyclooxygenase-abhängigen Mechanismus beeinflussen, während Endotoxin die Aktivität afferenter Neurone sowie die intestinale Motilität unabhängig von Prostanoiden moduliert. C. Y.Liu aus Tübingen untersuchte den modulatorischen Effekt von systemisch appliziertem Endotoxin auf die Aktivität intestinaler afferenter Neurone im Rattendarm nach chemischer Reizung mit Serotonin bzw. nach einem Distensionsreiz. A. Bertel aus Essen gelang es, einen transienten viszeralen analgetischen Effekt eines selektiven Kappa-Opioid-Agonisten und eines Neurokinin-1-Antagonisten nach deren intrathekaler Applikation in Ratten nachzuweisen. Die gleichzeitige Verabreichung beider Substanzen potenzierte den analgetischen Effekt in einer frühen Phase und zeigte einen additiven Effekt in einer späten Phase. J. Keller aus Hamburg thematisierte die Bedeutung gastrointestinaler Peptidhormone für die Entstehung von Magenentleerungsstörungen bei Morbus Crohn. Eine Quantifizierung der Magenentleerung wurde mit dem 13C-Octanoat-Test vorgenommen. Gleichzeitig wurde die Ausschüttung von GLP-1, PYY und CCK gemessen. Es zeigte sich, dass die Freisetzung von PYY und CCK bei Patienten mit M. Crohn gestört ist. Die Autorin schloss aus diesen Daten, dass PYY und CCK eine kausale Rolle bei der Entstehung der verzögerten Magenentleerung beim M. Crohn spielen. J. Rüter aus Berlin untersuchte die c-Fos-Expression im Gehirn von Sprague-Dawley-Ratten nach systemischer Applikation von Ghrelin. Ghrelin steigert nach intraperitonealer Gabe die Expression von c-Fos in der Region des hypothalamischen paraventrikulären Nukleus, was für eine Beteiligung dieses Areals an den Effekten von peripher appliziertem Ghrelin auf die Nahrungsaufnahme im Rattenmodel spricht.

Die letzte Sitzung des ersten Tages unter dem Vorsitz von M. Karaus und W. Neuhuber war der enterischen Neurobiologie gewidmet.

H. Pfannkuche aus Leipzig konnte eine Infektion spezifischer neuronaler Subpopulationen des ENS durch Borna-Disease-Virus (BDV) an Ratten nachweisen. Sie legte dar, dass die infizierten submukösen und myenterischen Nervenzellen intrinsische Projektionen zum Kolonepithel sind und somit die Infektion des enterischen Nervensystems eine mögliche Erklärung für gastrointestinale Funktionsstörungen bei Pferden nach einer Infektion mit BDV sein könnten. M. Raab aus Erlangen charakterisierte intraganglionäre laminäre Endigungen (IGLEs) als glutamaterge Endigungsstrukturen, die eine hohe Dichte an vesikulärem Glutamat Transporter 2 (VGLUT 2) aufweisen. A. Sibaev aus München befasste sich mit dem Einfluss verschiedener Gap-Junction-Blocker auf das Ruhemembranpotenzial und die inhibitorischen Junktionspotenziale glattmuskulärer Zellen in der zirkulären Muskelschicht des proximalen Kolons. M. H. Müller aus Tübingen untersuchte die Rolle von Ca++-Kanälen bei der Signalübertragung auf extrinsische afferente Nervenfasern im Jejunum der Maus. Er konnte zeigen, dass die Antwort von extrinsischen Afferenzen auf einen Dehnungsreiz direkt und ohne zwischengeschalteten synaptischen Mechanismus funktioniert. Die Antwort auf chemische Reize hingegen konnte durch Blockade von Ca++-Kanälen mit Kadmium, nicht jedoch durch Blockade mit ω-Conotoxin gehemmt werden. U. Simmen aus Basel analysierte die Bindungsaffinitäten von Iberogast® an muskarinergen Rezeptoren des Dünndarms. Dabei wurden die neun Pflanzenextrakte des Präparats einzeln und in Kombination untersucht. B. Hohenester aus Freising-Weihenstephan gelang im Organbad der Nachweis einer selektiven Relaxation von Korpus und Fundusmuskulatur des Meerschweinchenmagens durch Iberogast®. Der Tonus der Antrummuskulatur wurde durch das Präparat nicht beeeinflusst.

Der Tag schloss mit der Mitgliederversammlung der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität e. V.

Die erste Sitzung des zweiten Tages beschäftigte sich schwerpunktmäßig noch einmal mit der enterischen Neurobiologie. Den Vorsitz hatten J. M. Gschossmann und H. J.Krammer.

A. B. A. Kroese aus Utrecht, Niederlande, untersuchte die Effekte des Entzündungsmediators Interleukin 1β auf die intrazelluläre Ca++-Konzentration in Neuronen des Plexus myentericus und in ICCs (Interstitial cells of Cajal). Dabei fand er heraus, dass ICCs einen schnellen und hohen, aber transienten Anstieg der intrazellulären Ca++-Konzentration als Antwort auf IL 1β zeigen und deshalb möglicherweise an der neuroimmunen Regulation gastrointestinaler Funktionen beteiligt sind. M. Rohn aus Freising-Weihenstephan konnte zeigen, dass Virokinin 1, ein aus BRSV (bovine respiratory syncytical virus) stammendes, posttranslational modifiziertes, biologisch aktives Tachykinin durch Aktivierung entsprechender Rezeptoren im Magen Kontraktionen der glatten Muskulatur hervorrufen kann. U. Rauch aus Mannheim gelang es, die Kultivierung von Neurosphären vom ZNS auf das ENS zu übertragen. Außerdem untersuchte er die Differenzierung enterischer Neurosphären unter dem Einfluss neurotropher Faktoren. Er fand, dass vor allem CNTF (ciliary neurotrophic factor) zu einer Zunahme der enterischen Neurone in den Neurosphären führt und dass die Anzahl von HNK-1-positiven Vorläuferzellen unter dem Einfluss aller getesteten neurotrophen Faktoren mit Ausnahme von GDNF abfällt. S. Holland-Cunz aus Mannheim zeigte anhand von Analysen der Nervenzelldichte und der Ganglienzahl und -größe bei GH-(Growth Hormone)-Knock-out Mäusen, dass GH vermutlich eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des enterischen Nervensystems spielt. In GH-defizienten Mäusen sind die Neuronendichte und die Ganglienzahl herabgesetzt, während die einzelnen Ganglien größer sind. A. Rühl aus Freising-Weihenstephan stellte aufgereinigte primäre Gliazellkulturen aus dem menschlichen Darm vor. Sie konnte zeigen, dass enterische Gliazellen in diesen Kulturen nach Zytokinstimulation Zytokine synthetisieren, was für eine immunregulatorische Rolle dieser Zellen spricht, was insbesondere auch für die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wichtig sein könnte. K. Michel aus Freising-Weihenstephan gelang es, durch Stimulation des Plexus submucosus mit menschlichen Mastzellüberständen und optischer Detektion von Aktionspotentialen zu zeigen, dass menschliche Mastzellen Mediatoren freisetzen, durch die enterische Neurone aktiviert werden.

Die letzte Sitzung der Tagung wurde von T. Frieling und J. Keller geleitet.

M. Liu aus Tübingen evaluierte die inter- und intraindividuelle Reproduzierbarkeit von Aktionspotenzialen (Motor Unit Action Potentials) des externen Analsphinkters, die mithilfe einer neuen Registriertechnik (multi-electrode array surface EMG) abgeleitet worden waren. Dabei zeigte sich, dass mit dieser Technik bei scheinbar guter interindividueller Reproduzierbarkeit die Schwankungsbreite der Motor Unit Action Potentials (MUAP) intraindividuell sehr groß ist. K. Kobarg aus Hamburg stellte vergleichende dünndarmmanometrische Untersuchungen von Gesunden sowie Patienten mit Reizdarmsyndrom bzw. chronischer intestinaler Pseudoobstruktion vor. H. Hinninghofen aus Tübingen verglich die Lebensqualität inkontinenter Patienten vor und nach chirurgischer und konservativer Therapie. Im Rahmen der konservativen Therapie wurden zusätzlich verschiedene Biofeedback-Trainingsarten (konventionelles Biofeedback-Training vs. Biofeedbacktraining in Kombination mit Elektrostimulation) verglichen. Evaluiert wurden die Lebensqualität sowie die subjektiv empfundene Schwere der Symptomatik. Bei dieser Untersuchung korrelierten die Ergebnisse des erkrankungsspezifischen Fragebogens gut mit der subjektiv empfundenen Schwere der Symptomatik einerseits und dem Ergebnis der chirurgischen Therapie andererseits. Ob es Unterschiede zwischen den einzelnen Biofeedback-Trainingsarten gibt, soll noch evaluiert werden. T. Frieling aus Krefeld stellte die Ergebnisse einer vergleichenden Studie zur Effektivität verschiedener endoskopischer Antirefluxtherapien vor (Gastroplicatio [Endocinch®] vs. Polymerinjektion [Enteryx™]). Seine Daten zeigen, dass beide Verfahren den gastroösophagealen Reflux signifikant verringern und die Beschwerden subjektiv deutlich bessern. Allerdings deutete sich in den Daten an, dass insbesondere die Abnahme der subjektiven Beschwerden möglicherweise Folge einer Störung der afferenten Ösophagusinnervation durch die Interventionen ist. Abschließend stellte A. Kowalski aus Düsseldorf einen Internet-Fragebogen für Reizdarmsymptome und Lebensqualität vor.

Insgesamt sah die diesjährige Tagung der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität e. V. wieder ein dichtes Tagungsprogramm im Verlauf von zwei Tagen. In dieser Zeit wurden 34 Beiträge vorgestellt und lebhaft diskutiert. Ermöglicht wurde die Tagung u. a. durch die freundliche Unterstützung der folgenden Firmen: Solvay, Novartis, Standard Instruments, Medtronic, Schwarz Pharma, Dr. Falk Pharma, Steigerwald Arzneimittelwerk, Essex Pharma, Ferring, Tecnomatix und Ardeypharm.

Die Jahrestagung 2004 wird vom 8.-10. Februar wiederum in der Evangelischen Akademie in Tutzing am Starnberger See stattfinden, Beiträge können über die Website der Gesellschaft ab ca. Mitte Dezember eingereicht werden.

PD Dr. Anne Rühl

Lehrstuhl für Humanbiologie TU München

Hochfeldweg 2

85350 Freising-Weihenstephan

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