Z Orthop Ihre Grenzgeb 2003; 141(5): 599-600
DOI: 10.1055/s-2003-820500
Leserbrief
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Leserbrief zum Beitrag von Götze et al. (Z Orthop 2003; 141 : 201 - 208)
Ganganalyse bei Patienten nach Hüftpfannenwechsel. Erste mittelfristige Ergebnisse 2,6 Jahre postoperativ

L.  Vogt1 , W.  Banzer1
  • 1Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main
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Publication Date:
10 October 2003 (online)

Die klinische Ganganalyse gilt als ein international weit verbreitetes und differenziertes Forschungsfeld mit eigenen Gesellschaften (GCMAS Gait and Clinical Movement Society, ISPGR International Society for Posture and Gait Research) und Fachzeitschriften (Gait & Posture).

Zur ganganalytischen Untersuchung von Patienten nach Hüftendoprothesenrevision setzten Götze et al. komplexe elektromyographische, kinetische und kinematische Messverfahren ein. International etablierte Methoden zugrunde legend, sind nachfolgend einige Punkte zur Diskussion gestellt.

Die im Vergleich zur Kontrollgruppe gefundenen Veränderungen wurden auf verbleibende Defizite nach Hüftpfannenwechsel zurückgeführt. Alternativ könnten die im Patientenkollektiv reduzierten Bewegungsumfänge des Hüftgelenks und der weniger steile Anstieg der vertikalen Bodenreaktionskraftmuster auch aufgrund der signifikant verringerten Ganggeschwindigkeit erklärt werden. Collins & Whittle (1989) zeigten, dass mit zunehmendem Gehtempo ein steilerer Anstieg im Kraft-Zeit-Verlauf resultiert. Dementsprechend könnte trotz vergleichbarer Schrittfrequenz die veränderte Initialbelastung bei Fersenauftritt als Fehlbelastung und/oder als Folge unterschiedlicher Ganggeschwindigkeiten interpretiert werden. Zur Erfassung geschwindigkeitsabhängiger Einflüsse hätte sich die zusätzliche Vorgabe einer patientenangepassten Ganggeschwindigkeit im Kontrollkollektiv angeboten, die lediglich bei einer weiteren Betrachtung der Gangsymmetrie (Crowe et al. 1996) im Widerspruch zum Studienziel hätte stehen können.

Mit dem Ziel Kurvenverläufe unterschiedlicher Dauer vergleichbar zu machen, erfolgt für die Analyse von Bodenreaktionskräften generell eine Zeitnormierung, die sich ausschließlich auf die Stützphasendauer bezieht (Hamill & McNiven 1990 u. a.). Mit dem, von den Autoren dargestellten, Vorgehen einer Normierung an der gesamten Gangzyklusdauer allerdings, wird die Vergleichbarkeit einzelner, im Gesamtzyklus enthaltener Kurvenabschnitte (Stützphase) nicht zuverlässig verbessert. Vielmehr können normierungsbedingt Verzerrungen der Signalstruktur dieser Einzelphasen entstehen, die deren verlässliche Interpretation gefährden.

Durch die Vermeidung einer von der Untersuchungsmethodik abweichenden Ordinatenbeschriftung der Oberflächenelektromyogramme (Amplitudennormierung vs. Absolutwertdarstellung) würde die Vergleichbarkeit der dargestellten Resultate ermöglicht und die Nachvollziehbarkeit des Beitrags erhöht.

Literatur

  • 1 Collins J. Whittle M. Influence of gait parameters on the loading of the lower limb.  J Biomed Eng. 1989;  11 409-412
  • 2 Crowe A, Samson M, Hoitsma M, van Ginkel A. The influence of walking speed on parameters of gait symmetry determined from ground reaction forces.  Hum Mov Sci. 1996;  15 347-367
  • 3 Hamill J, McNiven S. Reliability of selected ground reaction force parameters during walking.  Hum Mov Sci. 1990;  9 117-131

Lutz Vogt Dr. phil. 

Johann Wolfgang Goethe-UniversitÌt Frankfurt/Main, Abteilung Sportmedizin (Leiter Prof. Dr. Dr. W. Banzer)

Ginnheimer Landstr. 39

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