Sprache · Stimme · Gehör 2004; 28(2): 70-78
DOI: 10.1055/s-2004-818997
Schwerpunktthema
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hörgerätetechnologie heute

Hearing Aid Technology TodayM. Latzel1
  • 1Klinikum der Justus-Liebig Universität, Gießen
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Publication Date:
16 June 2004 (online)

Zusammenfassung

Hörhilfen als Vorläufer von Hörgeräten haben schon eine lange Geschichte, da die auditive Kommunikation unter den Menschen die Basis für ein soziales Miteinander darstellt. Während die Hörhilfen der Frühzeit mechanische Prinzipien verwandten, brachte die Erfindung der Telefonie neue und effektivere Möglichkeiten, akustische Signale in Hörgeräten zu verstärken. Die Einführung des Transistors, die daraus resultierende Chiptechnologie und in jüngster Zeit die Verwendung der digitalen Signalverarbeitung haben das Hörgerät von einem einfachen Verstärker in ein intelligentes System verwandelt. Diese Systeme wurden ständig kleiner, so dass moderne Hörgeräte im oder am Ohr getragen werden können und kaum mehr sichtbar sind. Die Kompensation einer Hörstörung ist aufgrund des nichtlinearen Verhaltens des Innenohres sehr komplex. So muss der Empfindlichkeitsverlust und zudem auch der Kompressionsverlust ausgeglichen werden. In modernen digitalen Hörgeräten wird deshalb ein Kompressionsverstärker verwendet, der leise Schallsignale mehr verstärkt als laute, so dass die Kompressionswirkung des Innenohres nachgebildet wird. Zudem enthalten die Hörgeräte eine Reihe von nützlichen Features, die den Hörkomfort verbessern. Das ist in erster Linie die Störschallunterdrückung, die störende Signale unter Verwendung von digitalen Verarbeitungsstrategien bedämpft und im weiteren der Einsatz von Richtmikrofonen im Hörgerät, die dem Hörgeräteträger das Verstehen von Sprache in störbehafteten Umgebungen erleichtert. Weitere Funktionen, wie zum Beispiel der Batteriewarnton „Batterie leer” oder die Rückkopplungsunterdrückung helfen dem Hörgeräteträger im täglichen Umgang mit seinen Hörgeräten. Abschließend muss man festhalten, dass moderne Hörgeräte ein nützliches Werkzeug zur Kompensation von Hörschädigungen darstellen, allerdings von der Wiederherstellung eines normalen Gehörs noch weit entfernt sind.

Abstract

Hearing devices as predecessors of modern hearing instruments have a long history as auditory communication among humans is fundamental for a social living together. In the past hearing aids used mechanical approaches for amplification. Then, in the late 1800 s the invention of telephony provided new and more efficient opportunities to amplify acoustical signals. The introduction of the transistor, the resulting chip technology, and in recent years the use of digital signal processing turned hearing aids from simple amplifiers into intelligent signal processing systems. Hearing systems became smaller and smaller so that modern hearing instruments can be worn almost invisible at or in the ear. The compensation of hearing impairment is rather complex due to the non-linear behavior of the cochlea. Consequently the loss of sensitivity and compression has to be compensated. Hence modern digital hearing instruments use amplifiers with compression so that soft sound signals are more amplified than loud sound signals to mimic lost compression of the cochlear. Additionally modern hearing instruments include several useful features to improve the hearing comfort. Primarily, this is noise reduction to suppress interfering signals by means of digital signal processing strategies and secondly the use of directional microphone systems improving speech perception in noisy situations. Other features like „low battery” warning signals or feedback suppression systems provide help for the hearing aid users in everyday life. Finally it has to be pointed out that modern hearing aids are useful tools to compensate hearing impairment but it is still a long way to restore normal hearing.

Literatur

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  • 4 Ptok M, Berger R, von Deuster C, Gross M, Lamprecht-Dinnesen A, Nickisch A, Radü H J, Uttenweiler V. Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen - Konsensus Statement.  HNO. 2000;  48 357-360
  • 5 Dillon H. Hearing Aids. Thieme Verlag New York Stuttgart; 2001

Dr. Matthias Latzel

Klinikum der Justus-Liebig Universität

HNO-Klinik, Funktionsbereich Audiologie

Feulgenstraße 10

35385 Gießen

Email: matthias.latzel@hno.med.uni-giessen.de

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