Zeitschrift für Klassische Homöopathie 2004; 48(2): 84-86
DOI: 10.1055/s-2004-828984
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Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Sinnvoller Fortschritt - oder Rückschritt in die Zeit vor Hahnemann?

Eine internationale Diskussion um moderne Strömungen, Methodenvielfalt und die genuine Homöopathie[*] Klaus Habich, Curt Kösters, Jochen Rohwer
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Publication Date:
14 June 2004 (online)

Zur gegenwärtigen Situation der Homöopathie

In den letzten Jahrzehnten erleben wir eine zunehmende Verbreitung der Homöopathie - gleichzeitig aber auch eine erhebliche Zunahme an „Schulen” und Lehrern, an Versuchen die Homöopathie weiterzuentwickeln. Was unter dem Namen „Homöopathie” gelehrt und praktiziert wird, unterscheidet sich inhaltlich zum Teil erheblich voneinander. In unterschiedlicher Weise haben sich die verschiedenen Strömungen entfernt von den Definitionen und Begrifflichkeiten Hahnemanns, wie sie im Organon dargelegt wurden. Die einzige Gemeinsamkeit scheint zu sein, dass alle Arzneien verschreiben, die sie „homöopathisch” nennen.

Unter vielen Kollegen herrscht Orientierungslosigkeit, wenn nicht sogar Verwirrung über das richtige Vorgehen in der Homöopathie.

Eine der zentralen Fragen ist, wie Sicherheit in der homöopathischen Verschreibung zu erreichen ist, d.h. welche Erkenntnismethoden in der Homöopathie wissenschaftlich sind und einer kritischen Prüfung standhalten.

Ausgangspunkt Hahnemanns war seine Enttäuschung und Abwendung von den spekulativen Methoden in der Medizin seiner Zeit, es ging ihm um Gewissheit in der Behandlung von Krankheiten. Mit der Methode der reinen Beobachtung, der reinen Empirie fand er in seiner Zeit eine Möglichkeit, diese Heilungsgewissheit zu erreichen. Es handelt sich hier natürlich um eine erkenntnistheoretische, nicht um eine faktische Gewissheit, also damit in praxi um eine gute Chance, einen Heilungsprozess in Gang zu setzen.

Um Sicherheit in der Behandlung von Krankheiten ging es Hahnemann in erster Linie ein Leben lang, er hatte eine große Abneigung dagegen, über das Offensichtliche, über das sinnlich Erkennbare hinauszugehen. Krankheit besteht nur aus wahrnehmbaren Zeichen und Symptomen, eben Phänomenen, Aussagen über etwas „Tieferes”, „Dahinterliegendes” sind nicht Aufgabe des Arztes. Dies ist eine der Kernaussagen des Organons und durchzieht das ganze Werk Hahnemanns wie ein roter Faden.

In „Geist der homöopathischen Heil-Lehre” forderte er: „Erkennbar, deutlich erkennbar muß das unsern Sinnen offen da liegen, was an jeder Krankheit hinwegzunehmen sey, um sie in Gesundheit zu verwandeln, und deutlich wahrnehmbar muß jede Arznei aussprechen, was sie zuverlässig heilen könne, ehe sie gegen Krankheit angewendet werde, wenn die Arzneikunst aufhören soll, ein leichtfertiges Würfelspiel um Menschenleben zu seyn und anfangen soll, die gewisse Retterin aus Krankheiten zu werden.” Reine Beobachtung, reine Empirie ist die Voraussetzung dafür, dass wir Wirkliches gegen Wirkliches setzen beim Vergleich der Patientensymptome mit den Arzneisymptomen und nicht Gedachtes/Konstruiertes vergleichen. Nur wenn wir Wirkliches gegen Wirkliches setzen, haben wir festen Boden unter den Füßen, nur dann ist die Wahrscheinlichkeit auf Heilungsgewissheit groß. Nur dann dürfen wir wirklich Vertrauen in die Homöopathie haben. Die reine Beobachtung ist in der Homöopathie ein zentraler Punkt, mit ihr steht und fällt das ganze Verfahren, sobald wir sie aufgeben und Konstrukte miteinander vergleichen, wird alles schwammig, weil wir nicht wissen, ob diese Konstrukte denn wirklich sind.

01 Mit Beiträgen, Kommentaren und Texten von: J. Winston, A. Saine, J. Shepperd, J. Scholten, K.S. Srinivasan, D. Spinedi, J. Baur, R. Moskowitz, K.-H. Gypser, D. Chhabra, W. Buschauer, N. Tessler, B.D. Patel, A. Rohrer, H. Frei, P. König, Ph. Servais, D.H. Chand, J. Jacobs, P. Wright, R. Sankaran, G. Dimitriadis, F. Kusse, L. Fäh, J. Wichmann und ca. 70 weiteren Autoren.

01 Mit Beiträgen, Kommentaren und Texten von: J. Winston, A. Saine, J. Shepperd, J. Scholten, K.S. Srinivasan, D. Spinedi, J. Baur, R. Moskowitz, K.-H. Gypser, D. Chhabra, W. Buschauer, N. Tessler, B.D. Patel, A. Rohrer, H. Frei, P. König, Ph. Servais, D.H. Chand, J. Jacobs, P. Wright, R. Sankaran, G. Dimitriadis, F. Kusse, L. Fäh, J. Wichmann und ca. 70 weiteren Autoren.

Dr. Klaus Habich

Adenauerallee 1

20097 Hamburg

Curt Kösters

Eggerstedtstraße 56/58

22765 Hamburg

Dr. Jochen Rohwer

Schwartauer Allee 10

23554 Lübeck

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