ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2004; 113(11): 514-518
DOI: 10.1055/s-2004-837060
Fortbildung
Prothetik/Bericht
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Zahnmedizin und Informatik wachsen zusammen - Digital- und CAD/CAM-Technik eröffnen der Therapie neue Wege

O. Schenk
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Publication Date:
07 December 2004 (online)

Erstmalig bot die Deutsche Gesellschaft für Computergestützte Zahnheilkunde e. V. (DGCZ) während ihrer Jahrestagung 2004 dem „Arbeitskreis für angewandte Informatik in der Zahnmedizin” unter Leitung von Prof. Bernd Kordaß, Universität Greifswald, ein Forum für ein Kurzsymposium. Dies kann als Beleg dafür gewertet werden, dass angewandte wissenschaftliche Informatik und die zahnärztliche Behandlung immer mehr zusammenwachsen und stets neue Impulse für die Computerunterstützung in der Diagnostik und in der Therapie aussenden. Über 250 Teilnehmer waren wie in den Vorjahren in die Stadthalle nach Ettlingen gekommen, um unter der organisatorischen Leitung von Dr. Bernd Reiss sowie Dr. Klaus Wiedhahn Gegenwart und Zukunft der Computeranwendung in Diagnostik und Therapie zu erleben.

Prof. Werner Mörmann, Universität Zürich, sprach über seine umfangreichen Erfahrungen in der „Klinischen Bewährung von Cerec-Restaurationen”. Seit Einführung des Cerec-Systems (1989) wurden weltweit zirka 10 Millionen Cerec-Keramikrestaurationen eingegliedert. In diesem Zeitrahmen wurden über 10000 Cerec-Versorgungen international in kontrollierten Studien an Universitäten und in niedergelassenen Praxen dokumentiert, sodass verlässliche Aussagen zur klinischen Erfolgswahrscheinlichkeit gemacht werden können. Diese strikte Qualitätssicherung ist angezeigt vor dem Hintergrund, dass z. B. der Patient in der Schweiz laut Mörmann den Anspruch auf eine 10-jährige Gewährleistung auch für mechanisch gefertigte, vollkeramische Restaurationen hat. Klinische Daten zur Passgenauigkeit von Cerec-Restaurationen und damit zur Qualität der Klebefuge wurden in jüngster Zeit erneut ausgewertet. Bei 496 Patienten wurden 818 Teilkronen aus Silikatkeramik nachuntersucht; nach 5 Jahren Liegedauer waren die Keramikränder mit 54-56 μm Klebefuge (Cerec 2 und 3) noch in „klinisch perfektem Zustand” (Schultz, Thesis Zürich 2001). Ein Beleg für die hohe Überlebensrate von Cerec-Einlagefüllungen und Teilkronen ist die international respektierte Publikation, die nach 12 Jahren eine Erfolgsrate von 90 % (W. Reiss. Int J Comp Dent 2000; 3: 9-23). Diesen Wert übertrifft die Nachuntersuchung von 2328 Cerec-Inlays und -Onlays, die nach 9 Jahren eine Überlebensrate von 95,5 % zeigten (Kerschbaum, Posselt. Int J Comp Dent 2003; 6: 231-248; ZWR 2004; 4: 137-144). Das relativ neue Behandlungsfeld der Cerec-gefertigten Kronen war Anlass für eine Studie in Zürich (Bindl, Mörmann 2004, Publikation in Vorbereitung). Untersucht wurden 208 adhäsiv befestigte monolithische Kronen bei 136 Patienten; davon waren 70 als klassische Kronenstümpfe mit Stufe von 1,0-1,2 mm präpariert, 52 wurden aufgrund der Stumpfhöhe unter 3 mm „reduziert” präpariert, und 86 wurden bei wurzelbehandelten Zähnen mit vollständigem Verlust der klinischen Kronen für eine Endokrone vorbereitet. Neuartig war, dass die Kronen ohne Verstärkung durch ein Gerüst monophasig aus dem Keramikblock (Feldspat) geschliffen wurden. Nach ca. 5 Jahren zeigten die „klassisch” präparierten Kronen eine Überlebensrate (nach Kaplan-Meier) von 94,6 % (Molaren) sowie 97 % (Prämolaren) und lagen damit auf der Erfolgsrate, die auch VMK-Kronen zugeschrieben wird (Walton. Int J Prosth 2002; 15: 439-445). Bei den „reduzierten” Kronen lagen die Quoten bei 92,1 % bzw. 92,9 %. Endo-Kronen erfüllten mit 87,1 % (Molaren) bzw. 68,8 % (Prämolaren) nur teilweise die Vorgaben, insbesondere wenn für einen dauerhaften Adhäsivverbund die verfügbare Fläche nicht ausreichend war. Die Hypothese, dass Kronen, die auf 3 unterschiedlichen Präparationstypen adhäsiv befestigt wurden, eine vergleichbare Überlebensrate erzielen, konnte für Molaren bestätigt werden.

Risiken für vollkeramische Restaurationen schlechthin sind als Extrakt aus vielen Untersuchungen nach Mörmann ein unzureichender Pulpenschutz und eine unvollständige Adhäsion in Pulpennähe, was zur Transsudation des Pulpengewebes führt (Pereira et al. 1999) und die Haftungsgrundlage zerstört. Adhäsionsverlust am Dentin tritt dann ein, wenn okklusale Dentinpartien nicht in die adhäsive Vorbereitung einbezogen werden. Zur Schaffung einer mikroretentiven Haftfläche - Basis für eine dauerhafte Verbindung zum Restzahn - sollte Feldspatkeramik (Mark II, ProCad) vor Eingliederung eine Minute mit 4,9 %iger Flusssäure angeätzt und dann das Bonding aufgetragen werden. Frakturrisiken liegen erfahrungsgemäß im vorzeitigen Randleistenkontakt, bei okklusal geringen Präparationstiefen (< 1,5 mm) und wenn die Keramikdicke von 2 mm unterschritten wird, besonders bei der Höckerüberdeckung. Risiken bergen auch devitale Zähne, die vor höheren Kaudruckbelastungen verschont werden sollen (Randow, Glantz 1986), um eine Wurzellängsfraktur auszuschließen. Hier hat sich das Einschleifen der Laterotrusionskontakte als hilfreich erwiesen. Exzessiver Bruxismus ist ein Ausschlusskriterium für Cerec-Restaurationen, vergleichbar mit allen anderen Vollkeramiksystemen.

Korrespondenzadresse

Dr. Olaf SchenkDGCZ

Email: sekretariat@dgcz.org

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