Z Gastroenterol 2005; 43(9): 1041-1044
DOI: 10.1055/s-2005-858587
Originalarbeit

© Karl Demeter Verlag im Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Anpassungsbedarf des G-DRG-Systems 2006 für die Gastroenterologie und Hepatologie

Required Changes to G-DRG-System 2006 for Gastroenterology and HepatologyH. Bunzemeier1 , U. Rosien2 , T. Roesch3 , W. F. Caspary4 , P. Frühmorgen5 , N. Roeder1
  • 1Universitätsklinikum Münster, DRG-Research-Group, Münster
  • 2Israelitisches Krankenhaus, Abteilung Innere Medizin, Hamburg
  • 3Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Hepatologie und Gastroenterologie, Charité, Campus Virchow Klinikum, Berlin
  • 4Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Medizinische Klinik II, Frankfurt am Main
  • 5Klinikum Ludwigsburg, Medizinische Klinik I, Ludwigsburg
Further Information

Publication History

Publication Date:
02 September 2005 (online)

Nach der erfolgreichen Durchführung des ersten DRG-Evaluationsprojektes Gastroenterologie 2003 [1] und Herausgabe von Kodierleitfäden, Version 2002 und 2004 [2], hat sich die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) auch im Jahr 2004 entschieden, gemeinsam mit der DRG-Research-Group des Universitätsklinikums Münster die Abbildungsqualität gastroenterologischer Leistungen im G-DRG-System zu evaluieren. Anders als beim ersten Evaluationsprojekt basierten die Analysen auf routinemäßig in Krankenhäusern erfasste Leistungsdaten, eine prospektive Erfassung von besonderen Leistungen erfolgte dabei nicht. Auf Basis der Projektergebnisse konnten im Resultat erneut Anpassungsvorschläge für die Weiterentwicklung des G-DRG-Systems 2006 erstellt werden. Darüber hinaus erhielten die Projektkliniken in Form von klinischen Profilen [3] umfangreiche Informationen zu den eigenen Leistungsdaten im Vergleich zu den Leistungsdaten der Gesamtprojektstichprobe. Im Sinne einer Standortbestimmung lässt sich mit diesen Benchmarkdaten aufzeigen, mit welchem Leistungsspektrum die eigene Abteilung aktuell unter den Bedingungen des neuen Abrechnungssystems nach DRG-Fallgruppen positioniert ist. Dieser Vergleich mit der Fachgruppe erlaubt neben den erbrachten DRGs die detaillierte Darstellung nach den behandelten Hauptdiagnosen und Eingriffsarten mit allen relevanten DRG-Kenndaten. Darüber hinaus können über den Vergleich der Verweildauern für die jeweiligen Falltypen Hinweise auf die Wirtschaftlichkeit und mögliches Einsparpotenzial bei der Aufenthaltsdauer der Patienten gewonnen werden.

Insgesamt konnten 71 Kliniken für die Teilnahme am DRG-Evaluationsprojekt Gastroenterologie 2004 gewonnen werden. Darunter befanden sich 21 Universitätskliniken. Diese 71 Kliniken lieferten für die ersten 9 Monate des Jahres 2004 DRG relevante Daten zu 71 355 Behandlungsfällen, die in die interventionellen und konservativen DRGs der sogenannten Hauptdiagnosekategorien 06 Krankheiten und Störungen der Verdauungsorgane und 07 Krankheiten und Störungen am hepatobiliären System und Pankreas eingruppiert wurden. Alle diese Behandlungsfälle wiesen damit eine Hauptdiagnose aus dem Bereich Gastroenterologie oder Hepatologie auf.

Seit dem Jahr 2003 optional und ab 2004 verbindlich werden DRG-Fallpauschalen zur Abrechnung von Krankenhausleistungen in Deutschland eingesetzt. Dabei erfolgte die Einführung budgetneutral, das heißt das DRG-System selbst hatte keinen Einfluss auf die Krankenhausbudgets, soweit die mit den Kostenträgern vereinbarten Leistungen der Menge und Art nach im Budgetzeitraum erbracht wurden. Seit 2005 läuft die sogenannte Konvergenzphase, die erstmals System bedingten Einfluss auf die Krankenhausbudgets nehmen kann. Damit nicht aus systemimmanenten Abbildungsschwächen des DRG-Systems ungerechtfertigte Budgetumverteilungen zwischen den Leistungserbringern resultieren, wurde in den letzten Jahren das G-DRG-System erheblich weiterentwickelt und an die deutsche Behandlungswirklichkeit angenähert. Über 20 Anpassungsvorschläge für das G-DRG-System 2004 und 2005, die auf Basis der im ersten DRG-Evaluationsprojekt der DGVS und der DRG-Research-Group gewonnenen Erkenntnisse formuliert wurden [4], sind dabei von dem das G-DRG-System weiterentwickelnden DRG-Institut (InEK) umgesetzt worden. Fast die gesamte DRG-Systematik für die interventionellen und medizinisch konservativen DRGs wurden seitdem angepasst. Nunmehr existieren 43 Fallpauschalen, die direkt den Fachgebieten Gastroenterologie und Hepatologie zugeordnet werden können.

Während das australische AR-DRG-System in der Version 4.1 lediglich 641 Fallgruppen aufweist, wurde die Anzahl der Fallgruppen im deutschen G-DRG-System für das Jahr 2003 zunächst auf 642 Fallgruppen, für 2004 auf 824 und schließlich für das Jahr 2005 auf 878 Fallgruppen ausgeweitet. Zusätzlich wurden ab 2004 bundesweit festgelegte Zusatzentgelte etabliert, die additiv zu DRGs abrechenbar sind. Zusatzentgelte existieren für Leistungen, die aufgrund ihrer großen Variabilität nicht in die Fallpauschalierung einbezogen werden können. Diese Zusatzentgelte wurden für das Jahr 2005 erheblich ausgeweitet. Unter anderem können selbstexpandierende Stents am Ösophagus und Gallengängen neben den DRG-Pauschalen abgerechnet werden. Ausgewählte Leistungen aus folgenden Leistungsgruppen werden ab 2005 über Zusatzentgelte vergütet:

teure Implantate (z. B. selbstexpandierende Stents am Ösophagus, etc.); teure Verfahren (z. B. Leberdialyse, Dialyse etc.); Blutprodukte (Erythrozytenkonzentrate, Thrombozytenkonzentrate, etc.); teure Medikamente (ausgewählte Chemotherapeutika, Wachstumsstimulatoren, Antimykotika, etc.).

Durch die Weiterentwicklung des G-DRG-Systems konnte eine deutlich besser differenzierte Abbildung von Krankenhausleistungen im Fallpauschalensystem erreicht werden [5].

Literatur

  • 1 Bunzemeier H, Frühmorgen P, Caspary W F. et al . Gastroenterologie im G-DRG-system 2004.  Z Gastroenterol. 2003;  41 1091-1100
  • 2 Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten, DRG-Research-Group .Kodierleitfaden Gastroenterologie - Ein Leitfaden für die klinische Praxis. Münster; Schüling 2004
  • 3 Roeder N, Bunzemeier H, Loskamp N. et al . DRG-Transparenz durch klinische Profile.  Das Krankenhaus. 2003;  4 289-292
  • 4 Bunzemeier J H. DRG-Evaluationsprojekt Gastroenterologie: Abbildungsqualität gastroenterologischer stationärer Therapien und Anpassungsbedarf des G-DRG-Systems. Bunzemeier JH, Juhra C, Fiori W, Frühmorgen P, Caspary WF, Roeder N Münster; Schüling 2003
  • 5 Roeder N, DRG-Research-Group . Anpassungsbedarf der Vergütung von Krankenhausleistungen für 2006. Gutachten im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft, 2005.  , http://www.dkgev.de/pdf/826.pdf
  • 6 Deutsches Institut für medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) . ICD-10-GM 2004.  , http://www.dimdi.de download am 01.01.2004
  • 7 www.g-drg.de . G-DRG Handbücher. 1 - 5 Version 2004 und Version 2004/2005. 
  • 8 Deutsches Institut für medizinische Dokumentation und Information (DIMDI). OPS 2005.  , http://www.dimdi.de download am 01.11.2004

Dr. Holger Bunzemeier

Universitätsklinikum Münster, DRG-Research-Group

Domagkstraße 20

48129 Münster

Phone: 02 51/8 35 20 35

Fax: 02 51/8 35 20 19

Email: holger.bunzemeier@smc.uni-muenster.de

    >