Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55(8): 370-377
DOI: 10.1055/s-2005-866877
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Katamnestische Stabilität des Körpererlebens nach stationärer Gruppenbehandlung mit Konzentrativer Bewegungstherapie

Long-Term Stability of Body Experience after In-Patient Group Psychotherapy with Concentrative Movement TherapyKarin  Schreiber-Willnow1 , Klaus-Peter  Seidler2
  • 1Rhein-Klinik Bad Honnef, Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Abteilung Sozialpsychiatrie und Psychotherapie
Further Information

Publication History

Eingegangen: 12. Mai 2003

Angenommen: 7. März 2005

Publication Date:
24 May 2005 (online)

Zusammenfassung

In einer 2-Jahres-Katamnese wurde das Körpererleben von 34 PatientInnen nach Behandlung mit Konzentrativer Bewegungstherapie (KBT) im integrativen stationären Setting untersucht. Die Veränderungen des Körpererlebens, wie es sich katamnestisch im Vergleich zum Behandlungsanfang und -ende darstellt, wurde mit den Veränderungen der Symptombelastung und der interpersonellen Probleme verglichen. Das Körpererleben war bei Behandlungsbeginn stark eingeschränkt. Die zum Ende der stationären Therapie erzielten Besserungen blieben katamnestisch stabil. Ein ähnlicher Verlauf zeigte sich für das Ausmaß der Symptombelastung, während hinsichtlich der interpersonellen Probleme der PatientInnen erst zum Katamnesezeitpunkt eine signifikante Besserung zu verzeichnen war. PatientInnen mit gutem Erfolg in der KBT-Behandlung gewannen an körperlichem Selbstvertrauen und hatten weniger Missempfinden und Unsicherheit bei Behandlungsende und bei Katamnese. Parallel besserten sich Symptombelastung und interpersonelle Probleme. PatientInnen, die nur mäßigen Erfolg in der KBT-Behandlung zeigten, waren durchgängig schwerer belastet und wiesen keine deutlichen katamnestischen Besserungen auf. Die Ergebnisse werden in Hinblick auf die Bedeutung einzelner Therapiebausteine und die Möglichkeit differenzieller Indikationsaussagen im integrativen stationären Therapiesetting diskutiert.

Abstract

Body experience of 34 patients was investigated two years after the end of treatment with Concentrative Movement Therapy (KBT) in an in-patient integrative psychotherapy. Change in body experience at the end of treatment and after the two year period was compared to symptomatic strain and the amount of interpersonal problems. Body experience was rather restricted in the beginning of treatment. The improvement of body experience during treatment showed to be stable after two years, as did the symptomatic strain. Interpersonal problems were not reduced as much during treatment but in the follow-up period. Patients with benefit from KBT treatment through a better approach to their body, felt more bodily self-confident at the end of treatment. They also had less feelings of insecurity and apprehension concerning their body than those who could profit little from KBT. In both groups a reduction of symptomatic strain was found. Patients with little profit from KBT had higher symptomatic and interpersonal strain and more feelings of insecurity concerning their body in the beginning of the treatment. Their improvement at the time of follow-up was low. Results are discussed regarding the relevance of different elements of integrative in-patient therapy and the possibility of differential indications for body-oriented psychotherapy.

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Dr. Karin Schreiber-Willnow

Rhein-Klinik

Luisenstraße 3

53604 Bad Honnef

Email: Schreiber-Willnow.Rhein-Klinik@Johanneswerk.de

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