Zentralbl Chir 2006; 131(1): 1-2
DOI: 10.1055/s-2006-921407
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Gefäßchirurgisches Schwerpunktheft

Vascular SurgeryW. Hepp1
  • 1Kplus Gefäßzentrum Haan, Fachbereich Gefäßchirurgie, Vasculäre und endovaskuläre Chirurgie, Haan
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Publication Date:
17 February 2006 (online)

Vorgelegt wird hier erneut ein gefäßchirurgisches Schwerpunktheft, das sich fast ausschließlich mit Original-Arbeiten, die auf dem 19. Berliner Gefäßchirurgischen Symposium 2004 vorgetragen wurden, beschäftigt.

Am Anfang steht ein Beitrag von Nowak/Krefeld zur Kostenanalyse verschiedener Bypass-Materialien im femoro-poplitealen Abschnitt. Unter DRG-Bedingungen ist das ein zunehmend wichtigeres Thema. Unter 71 peripheren Rekonstruktionen aus den Jahren 2003 und 2004 wurden jeweils 10 alloplastische und 10 autologe primäre femoro-popliteale Bypass-Anlagen allein unter ökonomischen Gesichtspunkten bewertet. Dabei zeigte sich mit beiden Methoden die Kostensituation mit der G-DRG (DRG F 08A/F 08B) profitabel abgebildet. Der Preis der Prothese minderte jedoch deutlich den Gewinn. Die Liegezeiten waren bei den Venenbypässen deutlich kürzer. Der Langzeitverlauf war in der Darstellung nicht vorhanden, er könnte zu völlig anderen Ergebnissen führen. Böckler et al./Heidelberg berichten über die seltenen isolierten Iliakal-Aneurysmen. Da sie eine erhebliche Rupturgefahr aufweisen, stellen sie für den Patienten ein erhöhtes Risiko dar. Hinzu kommt, dass sie, in der Tiefe des kleinen Beckens gelegen, im Akutfall operativ-technisch hohe Anforderungen an den Operateur stellen. Der Behandlungsstandard ist derzeit die offene Operation. Rückert et al./Berlin berichten über die endovaskuläre Therapie bei nicht-aneurysmatischer infrarenaler Bauchaortenruptur anhand einer Kasuistik bei Tumorarrosion, was eine absolute Rarität darstellt (periaortales peritoneales Mesotheliom). Bei septischem Zustand mit entsprechend reduziertem Allgemeinzustand wurde die Ruptur unter Notfallbedingungen endovaskulär ausgeschaltet. Nach 24 Monaten war kein Tumorrezidiv nachweisbar. Aus der Literatur sind bisher nur 3 weitere derartige Fälle bekannt. In Ausnahmesituationen mag diese Behandlung durchaus angebracht sein, wenngleich die septische Situation unter Belassung des septischen Herdes das Einbringen von Fremdmaterial eigentlich verbietet. Der weitere Verlauf bleibt abzuwarten. Es ist zu hoffen, dass darüber in einem gesonderten Beitrag zu späterer Zeit berichtet wird. Flessenkämper/Berlin berichtet über eine operative Risikoreduktion bei der Behandlung des abdominalen Aortenaneurysmas anhand von 2 exemplarischen Kasuistiken. Dorobisz/Breslau stellt Langzeitergebnisse bei der operativen Behandlung des vertebro-basilären Syndroms vor. Es wurden 54 Patienten analysiert, die in einem 10-Jahres-Zeitraum wegen einer Kompression der A. vertebralis operativ behandelt wurden. Operativ-technisch erfolgte der Eingriff als Vertebralis-Transposition bzw. als karotido-vertebraler Bypass. Sigala et al./Haan berichten dann über die simultane Angioplastie und Bypass-Thrombektomie der distalen Anastomose und der run-off-Arterien bei verschlossenen infra-inguinalen Bypässen bei 49 Patienten. 20 Bypässe waren oberhalb, 21 unterhalb des Kniegelenkes und 8 auf eine krurale Arterie angelegt. Es zeigte sich eine kumulative Offenheitsrate von 87 bzw. 76 % nach 6 Monaten bzw. 2 Jahren. Die Ergebnisse belegen, dass mit dieser Methode im wesentlichen identische Ergebnisse erreicht werden können verglichen mit der direkten Rekonstruktion (meist als Bypassverlängerung), die ein wesentlich aufwändigeres Verfahren darstellen würde. Dedow et al./Kronach/Dessau berichten über den Biocompound-Shunt als Alternative bei Aneurysmata von Dialysefisteln. Die Methode stellt ein recht umfangreiches operatives Verfahren mit ausgedehnter Weichteiltraumatisierung dar und ist bisher nur vereinzelt berichtet worden. Lahl/Wilhelmshaven berichtet über die endovenöse Lasertherapie der Varikosis in sehr kritischer Darstellung. Diese Methode hat in letzter Zeit an Häufigkeit deutlich zugenommen. Lahl berichtet über 63 Operationen. 98 % der Venen zeigten nach 2-14 Monaten einen duplexsonographisch kontrollierten Verschluss ohne Refluxiv-Zeichen, wobei alle Eingriffe ambulant durchgeführt wurden. Seine Untersuchungen belegen, dass eine Gefährdung perivasaler Strukturen durch die Laserenergie nicht zu befürchten ist. Weitere Ergebnisse bleiben abzuwarten. Danach folgt ein Bericht von Hanzlick/Regensburg über die Anwendung eines pneumatischen Tourniquets zur Blutstromunterbrechung in der distalen Bypasschirurgie. Diese Methode ist problematisch, da ausgerechnet bei Patienten mit arterieller Durchblutungsstörung nun in Blutsperre operiert werden soll. Seine Ergebnisse sollten in größeren Zahlen überprüft werden. Abschließend berichtet dann Noppeney/Nürnberg über Strategien zur Antikoagulation und Operation bei akuter Thrombophlebitis. Das therapeutische operative Vorgehen hat sich bei der akuten Thrombophlebitis in den letzten 10 Jahren deutlich hin zu häufigerer operativer Behandlung verschoben. Nach seinen Ergebnissen sollte die akute Thrombophlebitis wie eine tiefe Venenthrombose angesehen und auch behandelt werden. Eine konsequente Antikoagulation ist notwendig. Erreicht die Thrombose die Einmündung in das tiefe Venensystem, ist ein operativer Eingriff dringlich erforderlich.

Insgesamt stellt dieses Heft eine Zusammenstellung interessanter und überwiegend innovativer Beiträge dar, wobei manches allerdings noch anhand größerer Zahlen und längerer Beobachtungszeiträume bewertet werden sollte.

Prof. Dr. med. W. Hepp

Prof. Dr. med. W. HeppLtd. Arzt Fachbereich Gefäßchirurgie 

Vaskuläre und endovaskuläre Chirurgie · St. Josef Krankenhaus Haan GmbH

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