Dtsch Med Wochenschr 2006; 131(1/2): 42-43
DOI: 10.1055/s-2006-924922
Leserbriefe

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Bedeutung der Nierenbiopsie für die Nephrologie - Erwiderung

B. Grabensee
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Publication Date:
22 December 2005 (online)

Meine Äußerung „Unsere persönliche, von vielen Nephrologen geteilte Praxis der stationären 24-Std.-Beobachtung nach Nierenbiopsie wurde durch eine Studie unterstrichen, in der bei einer Beobachtungszeit von 24 Std. mehr als 90 % der aufgetretenen Komplikationen erfasst wurden, im Vergleich mit 67 % über 8 Std.“ [8] erhebt nicht den Anspruch oder gar die Forderung, die Nierenbiopsie ausschließlich unter stationären Bedingungen durchzuführen, sie unterstreicht lediglich unsere von vielen erfahrenen Nephrologen geteilte Meinung [1] [4-8].

Die Ausführungen über die deutlich geringeren Komplikationsraten mit entsprechenden Zitaten einschließlich unserer eigenen Ergebnisse [1] [2] [4] [5] durch deutliche Verbesserung der Technik (spezielle Ultraschallköpfe mit einem Kanal zur Führung der Nadel, 18-G-Nadeln mit automatischen Biopsiebestecken) sind absolut korrekt und unterstreichen meine Ausführungen [3]. Die Literatur zur ambulanten Nierenbiopsie [2] [5] ist mir durchaus geläufig. In der ausführlichen Übersicht von Stephen M. Korbet aus Chicago [5] ist unter anderem ausgeführt, dass der Patient, wenn er stabil bleibt, nach einem Zeitraum von 23 Std. entlassen wird und nach einer Woche einer Kontrolle unterzogen wird. Neben weiteren Hinweisen auf die Betreuung nach der Biopsie geht er in seinen Ausführungen, die die gesamte Literatur zur Nierenbiopsie zusammenfasst auf die Möglichkeit der ambulanten Biopsie ein, die er auf eine kleine Zahl ausgewählter Patienten und auf eine limitierte Zahl sehr erfahrener Nephrologen begrenzt sieht. Die Rationale für diese Praxis ist allein die Kostenersparnis [5]. Die zitierte Arbeit [2] kommentiert er dahingehend, dass die Patienten kein hohes Risiko hatten und es sich um eine positive Selektion von Patienten handelte, die von einem von zwei erfahrenen Nephrologen am frühen Morgen biopsiert wurden [5].

In einer aktuellen Untersuchung von 471 Patienten kam es immerhin in 34,1 % zu einer Blutung, in 33 % zu Hämatomen, in 0,4 % zu einer deutlichen Makrohämaturie und in 1,2 % zu einer arteriovenösen Fistel. Bluttransfusionen (n = 2), Angiographien (n = 3) und eine Nephrektomie (n = 1) wurden notwendig. Prädiktoren einer Blutung nach Biopsie waren nur das Geschlecht (mehr Frauen), das Alter (signifikantes Absinken des Risikos mit jedem Altersanstieg um 10 Jahre) und eine höhere partielle Thromboplastinzeit innerhalb des Normwertes [6]. Von dieser erfahrenen Gruppe [6] wurden alle Patienten unter stationären Bedingungen biopsiert und mindestens 48 h postoperativ beobachtet unter Hinweis auf die aktuelle Literatur [7] [8].

Trotz der eindeutigen Reduktion der Komplikationen nach Nierenbiopsie halten wir an der Praxis fest, die Patienten 24 h nach dem Eingriff stationär zu beobachten, einschließlich entsprechender Ultraschallkontrollen. Bei, wenn auch sehr seltenen schweren Blutungskomplikationen, ist eine schnelle Blutstillung mittels radiologischer interventioneller Plazierung von Coils ebenso möglich wie eine urologisch durchgeführte Blasenspülung bei Tamponade bzw. in Einzelfällen Wiederherstellung des Harnabflusses durch Plazieren von Ureterenkathetern

Literatur

  • 1 Bach D, Wirth C, Schott G, Hollenbeck M, Grabensee B. Percutaneous Renal Biopsy: Three years experience with the Biopty R Gun in 761 cases - a survey of results and complications.  Intern Urol and Nephrol. 1999;  31 15-22
  • 2 Fraser I R, Fairley K F. Renal biopsy as an outpatient procedure.  Am J Kidney Dis. 1995;  25 876-878
  • 3 Grabensee B. Bedeutung der Nierenbiopsie für die Nephrologie.  Dtsch Med Wochenschr. 2005;  130 2012-2016
  • 4 Hergesell O, Felten H, Andrassy K, Kühn K, Ritz E. Safety of ultrasound-guided percutaneous renal biopsy - retrospective analysis of 1090 consecutive cases.  Nephrol Dialysis Transplant. 1998;  13 975-977
  • 5 Korbet S M. Percutaneous renal biopsy.  Seminars in Nephrology. 2002;  22 254-267
  • 6 Manno C, Strippoli G FM, Arnesano L, Bonifati C, Combobasso N, Gesualdo L, Schena F P. Predicators of bleeding complications in percutaneous ultrasound - guided renal biopsy.  Kidney International. 2004;  66 1570-1577
  • 7 Marwah D S, Korbet S M. Timing of complications in percutaneous renal biopsy: What is the optimal period of observation?.  Am J Kidney Dis. 1996;  28 47-52
  • 8 Whittier W L, Korbet S M. Timing of complications in percutaneous renal biopsy.  J Am Soc Nephrol. 2004;  15 142-147

Prof. Dr. med. Bernd Grabensee

Klinik für Nephrologie, Zentrum für Innere Medizin und Neurologie, Universitätsklinikum Düsseldorf

Moorenstraße 5

40001 Düsseldorf

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