Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2006; 41(4): 258-259
DOI: 10.1055/s-2006-925258
Mini-Symposium
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Alles nur Schall und Rauch? - Ultraschall eine neue Perspektive für die Anästhesie?

Ultrasound in Anesthesia - a Transient Shadow or a New Horizon for Anesthesists? Redaktion: N.  Roewer, Würzburg , C.  Krier, Stuttgart , G.  Nöldge-Schomburg, Rostock Herausgeber: G.  Geldner1 , C.  Krier2 , F.  Kefalianakis1
  • 1Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, Klinikum Ludwigsburg
  • 2Klinikum Stuttgart
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Publication History

Publication Date:
24 April 2006 (online)

Editorial

Mit hochwertigen Ultraschallgeräten und hochfrequenten Präzisionsschallköpfen haben sich in allen Bereichen unseres Fachgebiets neue Perspektiven eröffnet, unter anderem bei der Durchführung schwieriger Gefäßpunktionen, bei Regionalanästhesieverfahren, aber auch in der Notfallmedizin und Intensivtherapie. Durch die Verfügbarkeit neuer kleinerer und handlicherer Geräte, die zum Teil schon auf die Größe von Notebook-PCs geschrumpft sind, ist es inzwischen möglich, die Untersuchung zum Patienten zu bringen und nicht mehr zwingend den Patient zur Untersuchung. Dieser Umstand macht viele der ultraschallgesteuerten anästhesiologischen Techniken erst möglich, da es gerade in der Anästhesie auf einen bettseitigen Einsatz ankommt. Mit diesen Techniken und Einsatzspektren befasste sich das Symposium „Ultraschall in der Anästhesie und Intensivmedizin”, das die Klinik für Anästhesiologie, Intensivtherapie und Schmerztherapie am 12. 11. 2005 am Klinikum Ludwigsburg veranstaltet hat.

Das Ziel der Veranstaltung war es, einem breiten Publikum die Möglichkeiten, wie auch die Limitationen der Sonographie nahe zu bringen. Neben den Einsatzmöglichkeiten des Verfahrens in Notfallsituationen hat das Verfahren ein besonders hohes Potenzial für die Erhöhung der Patientensicherheit und des Patientenkomforts. Die Sonographie ist in der modernen Medizin ein zentrales Verfahren, um schonend Strukturen unter der Körperoberfläche darzustellen. So müssen wir nicht mehr „im Trüben fischen” bzw. stechen, um Blutgefäße zu punktieren bzw. in die Nähe von Nerven zu gelangen. Die Ultraschalltechnik ist das erste Verfahren zur Detektion neuraler Strukturen, bei dem „unter Sicht” punktiert wird. Bisher mußte die Zielstruktur Nerv stimuliert werden. Waren es noch vor wenigen Jahren Parästhesien, die durch Berührung eines Nervs ausgelöst wurden und so die mehr oder weniger korrekte Lage der Kanüle anzeigten, hat sich inzwischen die Nervenstimulation als Standardmethode durchgesetzt. Hierbei wird über gepulsten Reizstrom der Nerv aktiviert und die daraus resultierende motorische Reaktion der innervierten Muskeln zur Lokalisierung genutzt. Begleitstrukturen, die potentiell geschädigt werden, können ebensowenig dargestellt werden wie Faszienscheiden, die z. B. eine Ausbreitung der applizierten Lokalanästhetika behindern können. Bei der Anlage von Nervenblockaden unter sonographischer Kontrolle wird die Kanüle unter Sicht auf dem kürzesten und sichersten Weg zum Nerv geführt. Danach erfolgt die Injektion des Lokalanästhetikums ebenfalls unter Sicht. Untersuchungen zum klinischen Einsatz von tragbaren Ultraschallgeräten haben zum Ziel, die Erhöhung der Erfolgsraten bei Nervenblockaden zu validieren. Neben der Steigerung des Blockadeerfolgs konnte in ersten Untersuchungen auch eine deutliche Reduktion der Anschlagszeit gezeigt werden.

Auch können durch Einsatz dieses Verfahrens wertvolle Zeit und Informationen bereits präklinisch bei der Behandlung von Notfallpatienten gewonnen werden. Die neueren und auch robusteren Geräte eignen sich inzwischen durchaus für den präklinischen Einsatz. In den letzten Jahren sind besonders die wenig besiedelten Gebiete Deutschlands von der Schließung kleinerer Krankenhäuser betroffen - speziell dort kann solch eine präklinische Diagnostik bei der zielgerichteten Einweisung von Notfallpatienten in geeignete Kliniken helfen.

Obwohl ultraschallgeführte Nervenblockaden in vielen Anästhesieabteilungen mittlerweile einen hohen Stellenwert neben den Blockaden mit Nervenstimulation einnehmen, fehlen noch umfassende Studien, die die Erhöhung der Patientensicherheit oder des Blockadeerfolges eindeutig belegen.

Auch daher wurde ein Konzept vorgestellt, das eine Ausbildung speziell für die Bedürfnisse unseres Fachgebiets ermöglichen soll. Der Einzug der Sonographie in die Teilgebiete unseres Faches dürfte ähnlich rasant wie die Weiterentwicklung der verwendeten Geräte verlaufen, so dass analog zum TEE-Ausbildungskonzept der DGAI auch ein Konzept für die Sonographie in anderen Bereichen unseres Fach notwendig erscheint. Daraus sollte jedoch kein Spezialistentum oder gar ein Festschreiben als allein gültige Methode zur Anlage von z. B. Nervenblockaden resultieren.

Prof. Dr. med. Götz Geldner

Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie · Klinikum Ludwigsburg

Posilipostraße 4 · 71640 Ludwigsburg

Email: goetz.geldner@klinken-lb.de

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