intensiv 2006; 14(2): 76-85
DOI: 10.1055/s-2006-926477
Pflegewissenschaft

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Führen - Stützen - selbstbestimmt Handeln

Liliane Beste1
  • 1Bonn
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Publication Date:
06 April 2006 (online)

Zusammenfassung

Der folgende Beitrag basiert auf einer Diplomarbeit an der Katholischen Fachhochschule Köln, die sich mit den Methoden und der Validität von Interventionen bei Personen mit schweren Kommunikations- und Handlungsstörungen beschäftigt. Zentrales Thema der Arbeit ist die ausgeprägte Apraxie (Störung von Handlungen oder Bewegungsabläufen und Unfähigkeit, Gegenstände bei erhaltener Bewegungsfähigkeit, Motilität und Wahrnehmung sinnvoll zu verwenden [1] bei gleichzeitig vorhandener Aphasie. Personen, von denen in diesem Zusammenhang die Rede ist, können trotz erhaltener Bewegungsfähigkeit keine bewussten und gezielten Handlungen durchführen. Zusätzlich weisen sowohl Sprache als auch nonverbale Verhaltensweisen, wie Blickkontakt, Körperhaltung, Mimik oder Gestik, gravierende Störungen auf.

Vor dem Hintergrund des hohen Pflegebedarfes dieser Gruppe ist professionelle Pflege vor die Herausforderung gestellt, die Frage nach Kommunikationsmöglichkeiten mit den Betroffenen als Grundlage einer pflegerischen Beziehungsgestaltung zu beantworten sowie Überlegungen anzustellen, wie Pflege in diesem Zusammenhang der Forderung nach rehabilitativen Ansätzen gerecht werden kann [2]. Hierzu möchte die Arbeit einen Beitrag leisten.

Um den vorgegebenen Rahmen für einen Artikel in der „intensiv” einhalten zu können, wurde ein begrenzter Ausschnitt der Diplomarbeit gewählt. Beschrieben werden das Verständnis und die Therapiemöglichkeiten von Handlungsstörungen bei gleichzeitig vorhandenen schweren Kommunikationsstörungen. Möglichkeiten der Beziehungsgestaltung und rehabilitativer Pflege werden thematisiert anhand des Affolter-Konzeptes, der Therapieoptionen pflegerelevanter Bezugswissenschaften bei apraktischen Störungen und der Gestützten Kommunikation. Diese Bereiche werden anschließend miteinander verknüpft, wobei Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet werden.

Literatur

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1 Diese Therapieoption kann von dem beschriebenen Personenkreis durch die schwere Kommunikationsstörung in der Regel nicht genutzt werden.

2 Der Handelnde muss eine innere Vorstellung der Handlung haben; will er z. B. die Zähne putzen, so muss sein Gehirn ein neuronales Muster der Handlung des Zähneputzens gebildet haben, d.h. im Gehirn müssen die einzelnen aufeinander folgenden Handlungsschritte beim Zähneputzen abgespeichert, mit anderen Worten „mental repräsentiert”, sein.

Liliane Beste

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