Dtsch Med Wochenschr 2006; 131(7): 310-313
DOI: 10.1055/s-2006-932516
Prinzip & Perspektive

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Pharmakogenomik: Prinzip und Perspektive

Pharmacogenomics: principles and perspectivesU. Mahlknecht1
  • 1Universitätsklinikum Heidelberg, Medizinische Klinik V, Abteilung für Hämatologie/Onkologie,
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Publication History

eingereicht: 26.9.2005

akzeptiert: 12.1.2006

Publication Date:
08 February 2006 (online)

Zusammenfassung

Angesichts der zunehmend alternden Bevölkerung in der westlichen Welt, stetig steigende Sozialausgaben und wachsende Kosten für Pflege und Gesundheit einschließlich der Behandlung unerwünschter Medikamentennebenwirkungen geraten öffentliche Finanzträger und die Krankenkassen zunehmend unter Druck. Arzneimittel wurden bislang auf der Grundlage statistisch ermittelter Durchschnittswerte, die an homogenen Personengruppen ermittelt wurden, aufgrund empirischer Erfahrungswerte oder willkürlicher Entscheidungen verordnet, in der Erwartung, dass der Großteil der Behandelten davon profitieren wird. Dabei wurde bisher auf potenzielle Diskrepanzen hinsichtlich der therapeutischen Wirksamkeit und Verträglichkeit wenig Rücksicht genommen. Kriterien dieser Art haben sicherlich dazu beigetragen, dass die öffentliche Akzeptanz der relativ neuen Wissenschaftszweige der Pharmakogenetik und Pharmakogenomik sehr groß ist und diesen einen wichtigen gesundheitspolitischen und gesundheitsökonomischen Stellenwert verleihen: Denn diese versprechen eine individualisierte Behandlung, die sicherer und wirksamer sein soll als zuvor bei einer gleichzeitig zu erwartenden langfristigen Kostensenkung. Pharmakogenetik und Pharmakogenomik untersuchen die funktionellen Auswirkungen genetischer Variabilität auf Wirkung und Toxizität von Arzneimitteln zwischen einzelnen Populationen bzw. Individuen und haben letztlich durch die Entwicklung individuell maßgeschneiderter Medikamente eine Verbesserung der Arzneimittelsicherheit zum Ziel. Trotz des außerordentlichen Nutzens, welcher von diesen neuen Entwicklungen zu erwarten ist, gehen diese doch mit einer Reihe moralischer, gesellschaftlicher und rechtlicher Bedenken einher. Diese verlangen dringend nach einem strengen internationalen Regelwerk, um einem Missbrauch und Diskriminierungen jeder Art rechtzeitig vorzubeugen.

Literatur

  • 1 Ach J S, Bayertz K, Wiesing U. Individualisierung von Diagnostik und Therapie (Individualization of diagnosis and therapy).  Dtsch Med Wochenschr. 2004;  129 2672-2675
  • 2 Blum H E. Individualisierte Medizin - Prinzip und aktueller Stand (Molecular medicine - personalized medicine. Principles and state-of-the-art).  Dtsch Med Wochenschr. 2005;  130 1568-1572
  • 3 Mahlknecht U, Voelter-Mahlknecht S. Pharmacogenomics: questions and concerns.  Curr Med Res Opin. 2005;  21 1041-1047
  • 4 Taylor A L, Ziesche S, Yancy C, Carson P, D’Agostino R, Ferdinand K. et al . Combination of isosorbide dinitrate and hydralazine in blacks with heart failure.  N Engl J Med. 2004;  351 2049-2057
  • 5 Wuttke H, Rau T, Eschenhagen T. Genpolymorphismen in Arzneimittel-abbauenden Enzymen (Genetic polymorphisms in drug metabolizing enzymes - impact on treatment with beta-blockers).  Dtsch Med Wochenschr. 2004;  129 831-835

Priv.-Doz. Dr. med. Ulrich Mahlknecht

Universitätsklinikum Heidelberg, Medizinische Klinik V, Abteilung für Hämatologie/Onkologie

Im Neuenheimer Feld 410

69120 Heidelberg

Phone: 06221/5631334

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