Allgemeine Homöopathische Zeitung 1974; 219(6): 227-232
DOI: 10.1055/s-2006-935726
Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG, Stuttgart

Klinische Pharmakologie, eine Verwirklichung der wissenschaftlichen Methode HAHNEMANNs heute

Heinz Henne
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Publication Date:
10 April 2007 (online)

Zusammenfassung

In- und ausländische Historiker messen heute Hahnemann und seiner Lehre eine ganz andere Bedeutung als früher für die Entwicklung der Pharmakotherapie bei. Noch für J. Petersen ruhte das Hahnemann,sehe System auf einer so breiten Basis von apriorischer, naturphilosophischer Mystik, daß es, wie er im Jahre 1877 vortrug, "nothwendig" unter die mystischen Richtungen in der Medizin habe "eingereiht werden" müssen. Trotzdem, so räumte er immerhin ein, sei Hahnemann den medizinischen "Reformatoren der Renaissance" auch insoweit ähnlich, als sich bei ihm neben der Mystik ein "stark skeptisch-empirisches Element" geltend mache; er beginne sogar die "reinen Facta als die Grundlage der Medicin zu preisen". Nach P. Diepgen läßt sich die Frage, was die Homöopathie eigentlich wolle, "nur historisch beantworten"; in seiner 1926 erschienenen Monographie "Hahnemann und die Homöopathie" nannte er Hahnemann einen "Skeptiker gegenüber der alten Heilkunde" und einen "vorschnell verallgemeinernden Empiriker", der, was nicht zu bezweifeln sei, seine Lehre "nüchtern und empirisch" habe begründen wollen. In neuerer Zeit wurden die Impulse, die von Hahnemanns induktiv-empirischer Methode der Arzneiuntersuchung am Menschen ausgingen, mehr gewürdigt. W. Artelt rechnet auch der Homöopathie das Verdienst zu, "viel dazu beigetragen" zu haben, die empirische Erprobung von Heilmitteln wieder anzuregen und H. Schadewaldt betrachtet die "klinische Pharmakologie, die Arzneimittelprüfung am gesunden" und den methodischen "Arzneimittelversuch am kranken Menschen" (nach einer Zeit der einseitigen Überschätzung des Tierexperiments) als Rückkehr an die ärztliche Front, wo die "letzte Entscheidung über Wert oder Unwert eines Medikamentes" falle. Die Aktualität eines solchen Umdenkens für die Therapie ganz allgemein wird abschließend hervorgehoben.

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