Zeitschrift für Klassische Homöopathie 1984; 28(2): 68-76
DOI: 10.1055/s-2006-938089
Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG, Stuttgart

Zur Entstehung des Kentschen Repertoriums

Georg v. Keller
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Publication Date:
02 April 2007 (online)

Zusammenfassung

Der Verfasser ließ sich lange durch drei Widersprüche in einigen angeblich von Kent erfaßten Artikeln beirren. Einige dieser Artikel dürften durch fehlerhafte Stenogramme entstellt worden sein. 1. Kent scheint gegen Bönninghausens Analogieprinzip und die daraus resultierenden Rubriken allgemeiner Modalitäten im "Pocket Book" voreingenommen gewesen zu sein. Trotzdem sind Kents "Generalities" wörtlich aus dem Pocket Book übernommen. 2. Die Ausdrücke "general" und "particular" werden in zwei unterschiedlichen Bedeutungen gebraucht. a) Einmal bezeichnet "general" die allgemeinen Modalitäten und andere Allgemeinsymptome am Ende des Repertoriums. Bei Bryonia z.B. erscheint die Bewegungsverschlimmerung an mehreren Organen und Regionen. Ihnen steht die örtliche Modalität eines Einzelteils, z.B. die Bewegungsverschlimmerung eines entzündeten Gelenks, gegenüber. b) Zum andern bezeichnet "general" den Gegensatz zu "particular", ausgesagt von Rubriken: Kent betont die Wichtigkeit der mit besonderen Bestimmungen versehenen Unterrubriken ("particulars") die den "peculiars" im Sinn des 153 entsprechen, während die "Hauptrubriken" ("generals") im Gegensatz dazu nur die Mittel von Symptomen enthalten, die ungenau geprüft oder nachlässig notiert worden sind. Um dies zu erklären, greift der Autor auf ein von Kent selbst gewähltes Beispiel aus dem Vorwort zur 1. Auflage seines Repertoriums, das in der 2. Auflage nicht mehr vorkommt, zurück. 3. Es ist schlicht unmöglich, daß Kent sein Repertorium auf einem unbeschriebenem Blatt Papier begann. Sein Repertorium basiert auf dem Loschen (1888), ja ist tatsächlich die wörtliche Übernahme des letzteren. Der Verfasser zitiert das Vorwort von Lees Repertorium, das klar macht, daß Repertorien stets aus vorhandenem Material kompiliert werden, wobei eine große Zahl von Praktikern aus der ganzen Welt ihre Erfahrungen beisteuert. So hat auch Kent eine Kopie seiner Ergänzungen in das mit Leerseiten durchschossene Repertorium von Lippe an Lee gesandt, damit dieser davon Gebrauch machen konnte.

Summary

The author has been puzzled for a long time by three inconsistencies in the various articles allegedly written bei Kent. Some of these articles may have been warped by faulty Stenographie recording. 1. Kent seems to be prejudiced against Boenning-hausen's principle of analogy and the resulting rubrics of general modalities in the pocketbook. Nevertheless Kent's generalities are literally taken from the pocketbook. 2. The terms "general* and "particular" are used in two distinctly different senses: a) One is the general modalities and other generals at the end of the repertory. In Bryo-nia, for instance, the aggravation from motion appears in several organs and regions. This is opposed to the localized modality of a single part, e. g., the aggravation from motion of an inflamed Joint. b) The other is the "general rubric" as opposed to the "particular rubrics". Kent stresses the importance of the particular rubrics, in fact they constitute the peculiar Symptoms of section 153 of the Organon, whereas the general rubrics contain only those remedies that were inaccurately proved or carelessly recorded. The author uses, in order to make this clear, an example published by Kent himself in the preface to the first edition of his repertory which has been left out in the second edition. 3. It is plainly imposssible that Kent started a new repertory on a piece of blank paper. His repertory is based on Lee's, published 1888, in fact it is "word for word a repetition" of the latter. The author then gives the preface of Lee's repertory which makes it plain that repertories always are compiled from existing material with the help of a great many prescribers all over the world. Even Kent sent Lee his copy of an interleaved Lippe so that Lee could use his additions.

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