Dtsch Med Wochenschr 2006; 131(41): 2295-2296
DOI: 10.1055/s-2006-951370
Korrespondenz | Correspondence
Leserbriefe
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Therapie der Hypertonie im Alter - Erwiderung

P. Trenkwalder
Further Information

Publication History

Publication Date:
11 October 2006 (online)

Die Kontrolle der Hypertonie im Alter ist unbefriedigend - dies aber sicher nicht, weil „die therapierenden Ärzte ständig mit Erfolgszahlen bombardiert werden”. Meyer meint mit diesen Erfolgszahlen wohl die positiven Studienergebnisse zur Behandlung der Altershypertonie. Die „therapierenden Ärzte” in Deutschland und Europa behandeln durchaus die älteren Hypertoniker: Selbst im Rahmen einer Studie (SCOPE) war es in den Jahren 1996 bis 2000 nicht mehr möglich, ältere Hypertoniker (70 - 89 Jahre) in einem Plazeboarm zu führen. Die Behandlung differenziert aber oft noch zu wenig zwischen rüstigen aktiven älteren Hypertoniker mit eindeutiger Lebenserwartung und Lebensqualität und Hypertonikern mit Bettlägrigkeit oder in Pflegeheimen mit sehr begrenzter Lebenserwartung. Diese rüstigen älteren Hypertoniker sollten konsquenter behandelt werden, wobei ich in meiner Übersicht [2] durchaus konservative Therapiekriterien vorgeschlagen habe.

Die Diskussion um relative und absolute Risikoreduktion und NNT (number needed to treat) ist mir wohl bekannt - nicht zuletzt aus einer Pro-Contra-Diskussion mit Meyer. Dabei geht es auch um die Frage, was uns die Vermeidung eines Todesfalles oder eines Schlaganfalles wert ist. Denn es geht natürlich letztlich um Behandlungskosten. Die in den zitierten Metaanalysen von Staessen et al. und Gueyffier et al. genannten Werte der relativen Risikoreduktion sind sicher nicht „irrelevant”. Die daraus errechneten NNT-Werte, z. T. unter 50 (Tab. 1 bei Meyer), belegen, dass die Behandlung der Altershypertonie - wie ausgeführt [2], „absolut gesehen effizienter ist als die Behandlung jüngerer Hypertoniker” [1], wo sich häufig NNT Werte zwischen 200 und 1000 ergeben.

Wenn wir Ärzte uns in Therapieentscheidungen von NNT-Werten leiten lassen, können und dürfen wir letzlich nur noch Hoch-Risiko-Patienten behandeln. Auch dies geht aus Meyers Tab. 1 hervor: Die niedrigsten NNT-Werte (22 und 31) finden sich in der Metaanalyse von Gueyffier et al. bei über 80-jährigen Hypertonikern. Ich möchte bewusst nicht die Frage stellen, ob Schlaganfall-Prävention damit auf die Altersklasse > 80 Jahre beschränkt bleiben sollte. Effiziente Prävention fordert uns Ärzte und die Kostenträger! Maßnahmen zur Prävention sollten immer kritisch hinterfragt werden, aber nicht von vornherein Alters- und Patientengruppen ausschließen. Die Behandlung multimorbider älterer Patienten - z. B. mit Hypertonie, KHK, Diabetes und COPD - erfordert differentialtherapeutische Prioritäten; wenigstens in diesem Punkte kann ich Meyer voll zustimmen.

Literatur

  • 1 Holzgreve H, Middeke M. Treatment of hypertension in the eldery.  Drugs. 1993;  (Suppl 2) 46 24-31
  • 2 Trenkwalder P. Therapie der Hypertonie im Alter.  Dtsch Med Wochenschr. 2006;  131 1675-1678

Prof. Dr. med. Peter Trenkwalder

Medizinische Klinik am Klinikum Starnberg, Akad.Lehrkrankenhaus der Ludwig-Maximilians-Universität München

Osswaldstr. 1

82319 Starnberg

Phone: 08151/182240

Fax: 08151/182243

Email: Peter.Trenkwalder@klinikum-starnberg.de

    >