Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2006; 41(9): 564-575
DOI: 10.1055/s-2006-951614
Fachwissen: Topthema: Atemwegmanagement

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Klinisches Management des schwierigen Atemwegs

Difficult airway managementVolker Dörges, Berthold Bein
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Publication Date:
14 September 2006 (online)

Zusammenfassung

Das Management des schwierigen Atemweges gehört zu den zentralen Aufgaben der klinischen Anästhesie. Eine „cannot intubate - cannot ventilate” -Situation kann innerhalb kürzester Zeit zur dramatischen Erhöhung der Morbidität und der Mortalität führen. Deshalb sollte ein Algorithmus für den erwartet und unerwartet schwierigen Atemweg von jeder Anästhesieabteilung maßgeschneidert auf die eigenen Möglichkeiten und Erfordernisse vorgehalten werden. Dadurch wird neben der Materialvorhaltung und dem Ausbildungsstand des Personals für die Atemwegssicherung insbesondere eine effiziente Entscheidungsfindung auch unter Zeitdruck sichergestellt.

Summary

Difficult airway management is among the key requirements in routine anaesthesia. Failures to secure the airways resulting in a „Cannot intubate, Cannot ventilate” situation can drastically increase morbidity and mortality of patients within a very short time. Therefore, an algorithm for management of the expected and unexpected difficult airway describing the sequence of various procedures, adapted to internal standards and to techniques that are available, has to be provided by each anaesthesia department. This not only facilitates the preparation of equipment and the training of personnel, but also ensures efficient decision making under time pressure.

Kernaussagen

  • Bei der Atemweganamnese sind v.a. Hinweise auf eine frühere erschwerte Atemwegsicherung von Bedeutung. Die körperliche Untersuchung erfasst besondere anatomische und funktionelle Zeichen und Prädiktoren für einen schwierigen Atemweg.

  • Bei der Vorhersage der schwierigen Intubation wird die Sensitivität verbessert, wenn man mehrere Testverfahren zur Evaluierung der Atemwege zusammenfasst.

  • Bei einem aufgrund anamnestischer oder körperlicher Hinweise erwartet schwierigen Atemweg wird in der Regel eine fiberoptische Intubation in Analgosedierung unter Spontanatmung geplant.

  • Zur Erhöhung der Patientensicherheit ist die Präoxygenierung vor einer elektiven Anästhesieeinleitung, insbesondere aber beim bekannt schwierigen Atemweg obligat.

  • Frühzeitig sollte qualifizierte Hilfe herbeigerufen werden, damit zusätzliche Kompetenz und mehr „Manpower” vor Ort verfügbar sind.

  • Folgende Alternativen sollten rechtzeitig in Betracht gezogen werden:

    • Einsatz der Larynxmaske (LMA), evtl. Intubation über die LMA mit Hilfe des „Aintree intubation catheter”

    • Intubation über die Intubationslarynxmaske

    • Fiberoptische Intubation nach Rückkehr der Spontanatmung, oder mit Hilfe des Mainz-Adapters unter fortlaufender Maskenbeatmung

  • Ist nach elektiver Anästhesieeinleitung weder die Maskenbeatmung noch die endotracheale Intubation möglich, muss zeitnah eine supraglottische Beatmungshilfe platziert werden, da in dieser akut lebensbedrohlichen „Cannot-intubate-cannot-ventilate”- Situation die schnellstmögliche Wiederherstellung der Oxygenierung des Patienten im Vordergrund steht und nicht mehr die endotracheale Intubation.

  • Gelingt die Oxygenierung auch mit der gewählten Beatmungshilfe nicht, bleibt meist keine Zeit, eine weitere supraglottische Beatmungshilfe einzusetzen. Bei drohender oder bereits eingetretener Hypoxie ist jetzt die umgehende Koniotomie die letzte Möglichkeit, um den Zugangsweg zu den Atemwegen zu schaffen.

  • Ein Algorithmus für den schwierigen Atemweg sollte von jeder Anästhesieabteilung maßgeschneidert auf die eigenen Möglichkeiten und Erfordernisse vorgehalten werden.

  • Im Anästhesieprotokoll müssen die besonderen Umstände des schwierigen Atemwegmanagements dokumentiert werden. Weiterhin sollten die Information des Patienten über die Probleme und eine Eintragung in den von der DGAI herausgegebenen Anästhesiepass erfolgen.

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