Ernährung & Medizin 2006; 21(3): 118-119
DOI: 10.1055/s-2006-951684
Originalia und Übersichten
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Sodbrennen in der Schwangerschaft - ein Fall für Kartoffelsaft

Dorothee Struck1
  • 1Kiel
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Publication Date:
19 September 2006 (online)

Eine 34-jährige Schwangere, die ihr erstes Kind erwartet, leidet seit der 27. SSW unter starkem Sodbrennen. Maßnahmen der Ernährungsmedizin, wie reizarme Kost in kleinen Portionen, Trinken von Milch oder das Kauen von Mandeln brachten nur kurzfristige Linderung; Akupunktur wurde wegen einer ausgeprägten Nadelphobie abgelehnt. Vor allem nachts hindert sie das Sodbrennen am Schlafen, selbst mit doppeltem Kissen und Oberkörperhochlagerung bestanden Beschwerden; mit wachsendem Bauch wurde die Lagerung zunehmend problematischer. Das Sodbrennen ist durch die Relaxation des Magen-Darm-Traktes aufgrund schwangerschaftsbedingter hoher Gestagenspiegel und des Uteruswachstums bedingt und verschwindet nach der Geburt wieder. Seit der 31. SSW nahm sie 2-4 Kautabletten eines Antacidums (Talcid®) ein. Die Beschwerden waren erträglich, aber nicht verschwunden. Schließlich wurde ihr Kartoffelsaft (Florabio) mit einer Dosierung von 3 x 5 ml sowie 10 ml zur Nacht empfohlen. Einige Tage später rief sie begeistert an, dass das Sodbrennen nahezu verschwunden sei, die Wirkung wäre auch viel anhaltender als nach anderen Maßnahmen. Beim Besuch in der 37. SSW klagte sie über Senkwehen und andere Beschwernisse, dass Thema Reflux existierte nur noch am Rande.

Frischer Kartoffelsaft fungiert bei Sodbrennen als basischer Puffer, eine verstärkte Bildung von Magensäure, wie sie reaktiv nach dem Trinken von Milch häufig beobachtet wird, kommt nicht vor.

Literatur

  • 1 Biesalski H K, Fürst P, Kasper H. et al (Hrsg.) .Ernährungsmedizin. 2. Aufl Stuttgart; Thieme 1999
  • 2 Bühring U. Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde. Stuttgart; Sonntag 2005
  • 3 Gerhard I, Feige G. Geburtshilfe integrativ. München; Urban & Fischer 2005
  • 4 Hiller K, Melzig M. Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. Bd. 2 Heidelberg; Spektrum Akademischer Verlag 2000
  • 5 Montanari M. Der Hunger und der Überfluss. Kulturgeschichte der Ernährung in Europa. München; Verlag C.H. Beck 1999
  • 6 Roth L, Daunderer M, Kormann K. Giftpflanzen - Pflanzengifte. Landsberg; Ecomed Verlagsgesellschaft 1984
  • 7 Schmiedel V, Leitzmann C, Lützner H, Heine H. Ernährungsmedizin in der Naturheilkunde. 2. Aufl München; Urban & Fischer 2001

1 Kartoffel-Frischsaft enthält 16 kcal/100 ml und entspricht 0,3 BE (Angaben von Fa. Schoenenberger, Magstadt); eine Tagesdosis von 20-25 ml Saft enthält damit 0,06-0,08 BE und ist auch bei Gestationsdiabetes einsetzbar.

2 Eigentlich sollte jede Hausfrau dies wissen, doch gerade bei jungen Schwangeren ist bedauerlich viel Unkenntnis über gesunde Ernährung vorhanden.

Dr. med. Dorothee Struck

Jungmannstr. 59

24105 Kiel

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