Dtsch Med Wochenschr 2006; 131(51/52): 2889-2894
DOI: 10.1055/s-2006-957217
Weihnachtsheft

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kaffee muss heiß sein wie die Hölle, schwarz wie der Teufel, rein wie ein Engel und süß wie die Liebe

Coffee has to be hot as hell, black as the devil, pure as an angel and sweet as loveM. Bödding1
  • 1Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie, Universität des Saarlandes, Homburg
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Publication Date:
12 December 2006 (online)

Zusammenfassung

Vor etwa 1000 Jahren verbreitete sich der Kaffee trotz christlicher Vorbehalte und politischer Widerstände auf der ganzen Erde. Von den zahlreichen Inhaltsstoffen der gerösteten Kaffeebohne kommt dem Coffein eine besondere Bedeutung zu. Es ist das am häufigsten verwendete Pharmakon überhaupt und wird vorwiegend als Aufputschmittel eingesetzt. Coffein blockiert Adenosin-Rezeptoren, von denen es vier unterschiedliche Typen gibt. Mäusen, bei denen das Gen für den Adenosin-Rezeptor vom Typ 2A (A2A-R) ausgeschaltet wurde, reagierten nicht mehr auf den Muntermacher. Deshalb scheint die stimulierende Wirkung des Coffeins über A 2A-R vermittelt zu werden. In höheren Konzentrationen beeinflusst Coffein die Funktion weiterer Proteine wie beispielsweise Phosphodiesterasen, g-Aminobuttersäure (GABA) und Ryanodin-Rezeptoren. Voltaire, Balzac, Napoleon, Withering und viele andere Kaffeetrinker haben die psychostimulierende, positiv inotrope und i. d. R. muskelerschlaffende Wirkung des Coffeins erkannt und treffend beschrieben. Aufgrund dieser vielfältigen Effekte verwundert es nicht, dass Coffein nicht nur bei Müdigkeit eingesetzt wird. Es wird Schmerzmitteln zugesetzt, um die analgetische Wirkung zu steigern. Coffein-Derivate, die am A2A-R antagonistisch wirken, werden zur Zeit an Patienten mit M. Parkinson getestet. Von praktischem Interesse für alle Gartenfreunde, die sich bereits im Winter auf den beginnenden Frühling freuen, ist die Verwendung einer 0,5 %igen Coffein-Lösung als Repellens gegen Schnecken, während der Kaffeesatz als Rosendünger eingesetzt werden kann.

Summary

It is more than 1000 years, since coffee - despite Christian and political resistance - became a popular drink, which soon found aficionados all over the world. Coffee consists of several substances from which caffeine is of particular interest. It is the most commonly used everyday drug and evokes a stimulating effect. Caffeine binds to adenosine-receptor type 1 (A1-R) and type 2A (A2A-R) as a competitive antagonist. Transgenic mice lacking the A2A-R do not show the arousal effect of caffeine. Thus, caffeine-induced wakefulness depends on A2A-R. Higher concentrations of caffeine affects the function of additional proteins including phosphodiesterases, g-aminobutyric-acid (GABA)- and ryanodine-receptors. Balzac, Napoleon, Withering and others described the psycho-stimulation, the positive inotropic and mainly muscle relaxant effects of coffee and caffeine. Based on such a broad action, it is not surprising that caffeine has also other indications. For instance, it is added to pain-killers to increase their analgesic effect. Caffeine derivatives are currently tested in clinical trials for the treatment of M. Parkinson. Of practical advantage for all gardeners is the use of a 0.5 % caffeine solution as an effective slug repellent while the coffee grounds can be used as organic fertilizer for roses.

Priv.-Doz. Dr. med. Dr. rer. nat. Matthias Bödding

Phone: 06841/1626205

Fax: 06841/1626402

Email: matthias.boedding@uniklinik-saarland.de

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