Fortschr Neurol Psychiatr 1989; 57(3): 85-93
DOI: 10.1055/s-2007-1000748
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Merkmale schizophrener Rede

Eine vergleichende patholinguistische Untersuchung von Dialogen mit Schizophrenen, Manikern, Depressiven und Hirnorganikern*Symptoms of Schizophrenic LanguageJ.  Frommer1 , W.  Tress2
  • 1Psychiatrische Universitätsklinik Heidelberg und Psychiatrisches Landeskrankenhaus Wiesloch
  • 2Psychosomatische Klinik am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim
Für Rat und Unterstützung bei der Durchführung des Forschungsprojektes danken wir Herrn Prof. Dr. Dr. H. Lang (Abteilung für Psychotherapie und Medizinische Psychologie an der Psychosomatischen Klinik der Universität Heidelberg) und Herrn Prof. Dr. P. Hellwig (Germanistisches Seminar der Universität Heidelberg).
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Publication Date:
09 January 2008 (online)

Abstract

Transcripts of dialogues with patients showing schizophrenic, manic, depressive or organic syndromes, 15 persons in each group, were analyzed in order to determine their degree of cohesion and coherence. The cohesion of a text is defined by the grammatical and lexical relation between its elements. Coherence, however, means that the sequence of sentences appears reasonable in the context of communicative action. There is a significantly higher incidence of incoherences in dialogues with schizophrenic patients than in dialogues with patients who show manic, depressive or organic syndromes. Schizophrenic language is conceived as a disorder in the implicitly dialogical structure of texts. This can be proven by these patients' inability to find communicative solutions for misunderstandings emerging during the interview.

Zusammenfassung

Transkripte von Dialogen mit jeweils 15 schizophrenen, manischen, depressiven und hirnorganisch erkrankten Versuchspersonen werden hinsichtlich der textlinguistischen Dimensionen Kohäsion und Kohärenz untersucht. Während die Kohäsion eines Textes aus den grammatikalischen und lexikalischen Beziehungen zwischen seinen Elementen besteht, ergibt sich die Kohärenz daraus, daß die Aufeinanderfolge der Sätze im kommunikativen Handeln sinnvoll erscheint. Die mit schizophrenen Probanden geführten Dialoge enthalten signifikant mehr Inkohärenzen als die Dialogtexte von Manikern, Depressiven und hirnorganisch Erkrankten. Schizophrene Sprachauffälligkeiten werden als Störung im Bereich der implizit dialogischen Textstruktur verstanden, die sich im konkreten Gespräch in der Unfähigkeit, einen selbständigen Beitrag zur kommunikativen Klärung entstandener Mißverständnisse zu leisten, dokumentiert.

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