Fortschr Neurol Psychiatr 1989; 57(10): 434-439
DOI: 10.1055/s-2007-1001139
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Krankheitsverarbeitung und Krankheitsverlauf bei schizophrenen Psychosen

Coping behaviour in the schizophrenic disorder and its relationship to the danger of relapseW.  Derissen
  • Abteilung Psychiatrie der Medizinischen Einrichtungen der RWTH Aachen
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Publication History

Publication Date:
09 January 2008 (online)

Abstract

The influence of the patients' attitude toward their psychosis in relation to the outcome variable ,,risk of relapse" was investigated (schizophrenics n = 38, ICD and AMDP-selection). The aspect of coping with the disease was operationalized by 11 self-rating items divided into 3 categories by using a (nonmetric) multidimensional scaling: active coping style, passive coping style and self-centeredness. Statistical analysis (Kruskal-Wallis- and Mann-Whitney U-tests) showed a significant difference in inpatients versus outpatients in the category ,,active coping style". The significantly higher ,,active coping style"-score in the inpatient group could be explained by the relief of everyday problems by multiprofessional health teams. Finally, a stepwise logistic regression analysis showed a major impact of coping style on the outcome of psychosis, although the statistical model could be optimized only by including the interaction of the factors ,,vocational training" and ,,length of illness". Insofar, the results of the study represent a confirmation of the previous findings in coping research indicating that coping style and strategies are a relevant predictor of the outcome in chronic and impairing diseases.

Zusammenfassung

Der Frage nach dem Zusammenhang zwischen subjektiv erlebter Krankheitsverarbeitung der schizophrenen Psychose und dem Erkrankungsverlauf mit der Rückfallhäufigkeit als ,,outcome"-Variable wird mit Hilfe von 11 selfrating-Items an einer Gruppe von 38 Schizophrenen, die mittels ICD-Klassifikation charakterisiert werden, nachgegangen. Durch die standardisierte Befunderhebung nach der AMDP-Klassifikation wird der psychopathologische Befund fremdbeurteilt. Die statistische Aufarbeitung der Daten mit einer (nichtmetrischen) multidimensionalen Skalierung ergibt eine dreidimensionale Lösung mit den Kategorien ,,passive Krankheitsverarbeitung", ,,Eigenbezug" und ,,aktive Krankheitsverarbeitung". Bei der statistischen Überprüfung von Unterschiedshypothesen mittels U-Tests und H-Tests ergaben sich in der stationär betreuten Gruppe signifikant höhere Ausprägungen der Kategorie ,,aktive Krankheitsverarbeitung" als in der ambulanten Vergleichsgruppe. Die in der hospitalisierten Patientengruppe signifikant höhere ,,aktive Krankheitsverarbeitung" wurde dabei als Resultat der innerhalb des stationären Behandlungsmilieus entstehenden, zunehmenden Entlastung des Patienten von seiner alltäglichen Problematik durch den Einsatz multidisziplinärer Teams gesehen. Abschließend gingen die in den Kategorien erzielten Summenscores sowie die erhobenen anamnestischen Daten in eine schrittweise logistische Regressionsanalyse mit nach hoch/niedrig dichotomisierter Rezidivfrequenz als abhängige Variable ein. Dabei zeigte sich, daß die selbst eingeschätzte, subjektiv erlebte Krankheitsbearbeitung eine Hauptwirkung auf den Ausgang der schizophrenen Psychose hatte, obgleich erst durch die Hinzunahme der Interaktion der Faktoren ,,Berufsausbildung" und ,,Erkrankungsdauer" eine entscheidende Verbesserung der Modellanpassung erzielt wurde. Damit werden die für den somatischen und psychiatrischen Bereich beschriebenen Ergebnisse der Coping-Forschung bestätigt, die der Krankheitsverarbeitung und Krankheitsbewältigung eine bedeutende prognostische Rolle bei langdauernden und mit Beeinträchtigungen jedweder Art einhergehenden Erkrankungen zuweisen.

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