Dtsch Med Wochenschr 1998; 123(14): 418-422
DOI: 10.1055/s-2007-1023980
Kasuistiken

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Behandlung eines koronaren Pseudoaneurysmas durch Stent-Graft-Implantation

Treatment of a coronary pseudoaneurysm by stent-graft implantationC. von Birgelen, M. Haude, F. Liu, J. Ge, G. Görge, D. Welge, H. Wieneke, D. Baumgart, D. Opherk, R. Erbel
  • Abteilung für Kardiologie (Direktor: Prof. Dr. R. Erbel), Zentrum für Innere Medizin der Universität Essen, und Abteilung Innere Medizin II (Leitender Arzt: Prof. Dr. D. Opherk), Krankenhaus Bethanien für die Grafschaft Moers
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Publication Date:
25 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Anamnese und klinischer Befund: Ein 54jähriger Patient kam aufgrund erstmalig aufgetretener progredienter pektanginöser Beschwerden in die Notaufnahme. Der körperliche Untersuchungsbefund war unauffällig.

Untersuchungen: Ein akuter Myokardinfarkt konnte elektrokardiographisch und klinisch-chemisch ausgeschlossen werden. Mit Ausnahme einer Hypercholesterinämie (Gesamtcholesterinkonzentration 247 mg/dl) waren die übrigen klinischchemischen Parameter im Normbereich. Es wurde eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt, bei der sich proximal im Ramus interventricularis anterior eine 60 %ige exzentrische Lumeneinengung mit einer daran angrenzenden aneurysmatischen Aufweitung zeigte. Bei der Untersuchung mit intravaskulärem Ultraschall (IVUS) stellte sich ein koronares Pseudoaneurysma dar, dessen Kavität mit der leeren Atheromhöhle einer daran angrenzenden rupturierten Koronarplaque kommunizierte.

Therapie und Verlauf: Ein 19 mm langer Stent-Graft wurde im Bereich der Stenose und des Pseudoaneurysmas implantiert. Angiographisch zeigte sich im Anschluß ein glattes, nicht stenosiertes Lumen. Durch die Membran aus synthetischem PTFE(Poly-Tetra-Fluor-Ethylen)-Graftmaterial, die bei diesem Stent-Graft zwischen zwei dünnen Metallstents fixiert ist, wurde das Pseudoaneurysma verschlossen. Der Verschluß eines unmittelbar distal der Aufweitung abgehenden Septalastes führte zu einem asymptomatischen Anstieg der Kreatinkinase(CK)-Aktivität auf maximal 173 U/l. Die orale Medikation wurde um Ticlopidinhydrochlorid erweitert (2 × 250 mg/d über 4 Wochen). Im Anschluß an den Eingriff war der Patient beschwerdefrei und wurde 5 Tage nach dem Eingriff aus der stationären Behandlung entlassen.

Folgerung: Der vorliegende Fallbericht zeigt, daß die Implantation neuartiger Stent-Grafts eine schnelle, unkomplizierte Behandlung von Koronaraneurysmen gestattet. Die zwischen zwei Stents fixierte Membran verhindert dabei eine Ausschwemmung von Thromben. Auch bei der Behandlung anderer potentiell thrombushaltiger Läsionen könnte der Stent-Graft künftig Vorteile bieten.

Abstract

History and clinical findings: A 54-year-old man was urgently admitted because of sudden onset of progressively worsening angina pectoris, his first attack. Physical examination was unremarkable.

Investigations: Electrocardiography and laboratory tests excluded acute myocardial infarction. With the exception of hypercholesterolemia (toal cholesterol 247 mg/dl) laboratory tests were normal. Coronary angiography revealed a 60 % eccentric narrowing in the proximal part of the interventricular branch with adjacent aneurysmatic dilatation. Intravascular ultrasound (IVUS) showed a coronary pseudoaneurysm, its cavity communicating with the empty atheroma hole of an adjacent ruptured coronary plaque.

Treatment and course: A 19 mm stent graft was implanted, via a percutaneously inserted balloon-catheter system, in the region of the stenosis and the pseudoaneurysm. Subsequent angiography demonstrated a smooth nonstenotic lumen. The membrane of the graft (made of polytetrafluoroethylene [PTFE]), fixed between two thin metal stents, had occluded the pseudoaneurysm. Occlusion of an immediately distal septal branch briefly produced an asymptomatic rise of creatine kinase to maximaly 173 U/l. Oral medication included ticlopidine hydrochloride (2 × 250 mg daily for 4 weeks). The patient was symptom-free after the procedure and was discharged 5 days later.

Conclusion: Implantation of a new type of stent-graft provides quick and uncomplicated treatment of a coronary aneurysm. The membrane fixed between two stents prevents wash out of any thrombi. The method may also be applicable to other potentially thrombus-containing lesions.

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