Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2007; 3(3): 217-234
DOI: 10.1055/s-2007-965636
Bauchwand, Zwerchfell, Retroperitoneum

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bauchwandhernien

C. Langer, H. Becker, T. Liersch
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Publication Date:
28 August 2007 (online)

Die operative Versorgung von Bauchwandhernien stellt nach wie vor eine Herausforderung für die Chirurgie dar. Kleine primäre Bauchwandhernien mit einem Durchmesser von nicht mehr als 3 cm können durch direkte Einzelknopfnaht mit nicht resorbierbarem Material Erfolg versprechend verschlossen werden (s. Abb. [6]). Als gesichert gilt dagegen, dass selbst bei kleinen Narbenhernien konventionelle Techniken ohne Aussicht auf langfristigen Erfolg sind. Vielmehr ist die retromuskuläre Netzplastik als Standardverfahren zur Versorgung von Narbenhernien und ausgedehnten sonstigen Bauchwandhernien anzusehen. Entscheidender Vorteil aus biomechanischer Sicht ist die Mesh-Positionierung hinter der Bauchmuskulatur in Sublay-Technik, sodass im Zusammenspiel mit der verschlossenen vorderen Rektusscheide als Widerlager der intraabdominale Druck das Netz in idealer Position fixiert. Bauchdeckendefekte, die keinen primären Verschluss des Fasziendefektes erlauben, können durch ein überbrückendes Verfahren mit einer Netzplastik („Bridging“) als Bauchwandersatz versorgt werden. Alternative Verfahren, die statt der Defektüberbrückung einen funktionellen Verschluss des Defektes anstreben, wie die Komponentenseparation nach Ramirez oder das sog. progressive Pneumoperitoneum sind dagegen von untergeordneter Bedeutung. Für das vielfach unterschätzte Problem der postoperativen Bauchwandrelaxation erscheint neben einer Bauchdeckenplastik ebenfalls eine Stabilisierung der lateralen Bauchwand durch Implantation eines Kunststoffnetzes in retromuskulärer Position Erfolg versprechend. Die genannten Operationstechniken sind chirurgisch anspruchsvoll und die Ergebnisse sind abhängig von der Erfahrung des Operateurs in der Hernienchirurgie. Unter optimalen Bedingungen sind Rezidivraten von unter 10 % bei niedrigen Komplikationsraten unter 20 % zu erreichen.

Perspektivisch erscheint die Identifizierung von Risikopatienten für eine postoperative Hernienentstehung auf dem Boden einer Kollagenstoffwechselstörung mit der Indikation zu einer prophylaktischen Netzimplantation wünschenswert.

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PD Dr. med. Claus Langer

Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie
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