Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 1998; 33(10): 653-660
DOI: 10.1055/s-2007-994827
Originalia

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Treffgenauigkeit des Notrufes

High Precision of the Emergency CallP. Sefrin, J. Koppenberg
  • Klinik für Anaesthesiologie (Direktor: Prof. Dr. med. N. Roewer) Universität Würzburg
Further Information

Publication History

Publication Date:
22 January 2008 (online)

Zusammenfassung

Einleitung: In der Rettungsleitstelle als zentrale Anlaufstelle für das medizinische Hilfeersuchen wird die Zuteilung eines Notrufes zum vertragsärztlichen Bereitschaftsdienst oder Notarztdienst vorgenommen. Voraussetzung hierfür ist eine hohe Treffgenauigkeit des Notrufes. Ergebnisse: Bei 63 % der direkten Notfallmelder sind die Informationen als brauchbar und gezielt einzustufen. 98,4 % der Disponenten verhielten sich bei der Entgegennahme des Notrufes ruhig, sachlich und souverän. In 74,9 % waren die Meldeinhalte bis auf die Information der näheren Umstände vollständig. 84,7 % der direkten Melder, aber nur 50 % der indirekten Anrufer gaben eine vollständige Notfallmeldung ab. Bei 70,3 % der Notrufe konnten keine medizinischen Diagnosen ermittelt werden. Häufiger wurden Symptome, die für ein bestimmtes Krankheitsbild richtungsweisend waren, genannt (28,6 %). Aufgrund der unzureichenden Treffgenauigkeit wurde die Entscheidung für das Entsenden des Notarztes unter dem Verdacht auf eine Lebensbedrohung vorgenommen (34,9 %). 31,4 % der seitens der Rettungsleitstelle als Notarztindikation eingestuften Einsätze waren nach Ansicht der Notärzte retrospektiv aufgrund der Situation vor Ort nicht gerechtfertigt. Am häufigsten bestand bei internistischen Notfällen (58,9 %) eine gerechtfertigte Indikation für den Einsatz des Notarztes. Bei der Zuordnung der Notwendigkeit eines Notarzteinsatzes zu den direkten und indirekten Anrufern ergab sich, daß in 70,5 % die direkten Anrufer einen gerechtfertigten Einsatz initiierten, während der Anteil bei indirekten Anrufern nur bei 57,9 % lag. Schlußfolgerung: Die Auswertung zeigt, daß der Notrufmelder häufig mit der Anforderung der medizinischen Hilfe überfordert ist und ihm die Bestimmung des Levels der notfallmedizinischen Versorgung nicht überlassen werden kann. Weiterhin bedarf es auch einer weiteren Qualifikation der Leitstellenmitarbeiter, um zu einer höheren Treffsicherheit bei der Zuteilung der Notrufe zu kommen. Durch eine weitergehende Qualifikation des Personals der Rettungsleitstellen kann es zu Einsparungen im Bereich der Notfallversorgung kommen.

Summary

Introduction: In the emergency office, as the central contact place for somebody seeking medical aid the emergency call is distributed to the on-call practitioners or to the ambulance service. Prerequisite is a high precision of the emergency call. Results: In 63 % of direct emergency caller information is classified as useful. 98.4 % of the call receiving staff reacted calm, straight forward and experienced. In 74.9 % the content was complete, not considering more detailed circumstances. 84.7 % of the direct calling persons but only 50 % of the indirect calling persons gave complete information. In 70.3 % of emergency calls no medical diagnosis could be determined. More frequently, symptoms were mentioned indicating a specific disease (28.6 %). Due to insufficient specificity the decision to send an emergency doctor was made if life threatening could not be excluded (34.9 %). In 31.4 % of cases the order of emergency doctors from the emergency office were not justified retrospectively according to the doctors impression at the place of emergency. The justified use of the emergency doctors was highest in patients with internal diseases (58.9 %). The necessity of sending an emergency doctor according to direct and indirect reporting was 70.5 % and 57.9 %, respectively. Conclusion: The analysis shows, that the person reporting the emergency is often not able to meet the requirements of medical aid and that he is not able to estimate the necessary level of medical aid. In addition, an improved qualification of the staff in the emergency office is needed to improve the correct distribution of emergency calls. Through further qualification of this staff a potential cost saving in the area of emergency service could be achieved.

    >