Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 1996; 31(5): 325-327
DOI: 10.1055/s-2007-995930
Fallbericht

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Spezifische Risiken der aktiven Kompression-Dekompression bei kardiopulmonaler Reanimation: Ein Fallbericht

Specific Risks of Active Compression - Decompression in Cardiopulmonary Reanimation: Case ReportH. A. Adams, G. Hempelmann1 , B. Beigl, C. S. Schmitz
  • Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin, Marienkrankenhaus Trier-Ehrang
  • 1Abteilung für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, Klinikum der Justus-Liebig-Universität Gießen
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Publication Date:
22 January 2008 (online)

Zusammenfassung

Die kardiopulmonale Reanimation mit aktiver Kompression-Dekompression (CPR-ACD) ist der konventionellen extrathorakalen Herzdruckmassage bezüglich der Aufrechterhaltung der Kreislauffunktion überlegen. Durch die Dekompression und Dehnung des Thorax und den damit verbundenen Ansaugvorgang wird offensichtlich die kardiale Vorlast verbessert. Die starke bis unphysiologische Dehnung des Brustkorbs ist mit dem Auftreten beträchtlicher Zugkräfte im Thorax, am Zwerchfell und im Bereich des Oberbauchs verbunden. Es wird über einen Patienten mit fulminanter Lungenembolie berichtet, der unter laufender systemischer Thrombolysetherapie 65 min lang überwiegend in ACD-Technik reanimiert werden mußte und in der Folge einen schweren hämorrhagischen Schock entwickelte. Bei der Notfall-Laparotomie fanden sich deutliche Verwachsungen der Oberbauchorgane mit erheblichen Verletzungen der Milz, der Leber und des Zwerchfells. Es wird davon ausgegangen, daß die bei ACD-Technik auftretenden Zugkräfte in Verbindung mit den ausgeprägten Adhäsionen zu diesen Verletzungen geführt haben. Solange nicht in größeren Studien die Überlegenheit der ACD-Technik im Hinblick auf den Reanimationserfolg nachgewiesen worden ist, sollte zur CPR zumindest initial das konventionelle Vorgehen gewählt werden, ehe ggf. die ACD-Technik zum Einsatz kommt. Bei anamnestischen Hinweisen auf Oberbauchoperationen oder chronisch-entzündliche Lungenerkrankungen ist besondere Vorsicht geboten.

Summary

Circulatory effects of cardiopulmonary resuscitation with active compression-decompression (CPR-ACD) are superior to the conventional technique. Decompression, thoracic expansion and a corresponding suction effect obviously improves cardiac preload. Due to significant or unphysiological thoracic expansion, thorax, diaphragma, and epigastrium are exposed to considerable traction powers. In a patient with fulminant pulmonary embolism, conventional cardiac massage and ACD were maintained during 65 minutes with simultaneous sytemic thrombolytic therapy. After CPR, the patient developed a massive haemorrhagic shock. During emergency laparotomy, significant adhesions of upper abdominal organs with serious injuries of spleen and liver were found. Traction powers during CPR-ACD in combination with abdominal adhesions are considered responsible. Until improved outcome of CPR-ACD is demonstrated in larger clinical investigations, at least initially conventional cardiac massage should be preferred before the ACD-technique is used. Special attention to patients with a history of upper abdominal operations or chronic inflammatory lung diseases is mandatory.

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