Fortschr Neurol Psychiatr 1995; 63(12): 487-494
DOI: 10.1055/s-2007-996649
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Das Othello-Syndrom - Eifersucht und Eifersuchtswahn als Symptome psychischer Störungen

The Othello Syndrome (Jealousy Mania) - Jealousy and Jealousy Mania as Symptoms of Psychic DisordersM.  Soyka
  • Psychiatrische Klinik der Universität München
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Publication Date:
10 January 2008 (online)

Abstract

Jealousy as a psychopathological symptom has long been neglected by psychiatric research. Despite the obvious difficulty to prove or exclude the infidelity of a spouse, delusional jealousy can clearly be considered as pathological, but the evaluation and classification of non-psychotic jealousy remains a challenge. Typical psychopathological symptoms which usually accompany pathological jealousy and the prevalence of delusional jealousy in different psychiatric disorders are described. In delusional jealousy neuroleptic treatment is necessary. Positive results have been reported especially with pimozide. For non-psychotic jealousy various forms of psychotherapy have been advocated to improve self-esteem or to treat other psychological disorders. Other possible interventions are alcohol therapy or family counselling. Many studies show that jealousy is a frequent motive in homicide with the spouse being nearly, exclusively the victim. Finally some forensic aspects of jealousy are discussed.

Zusammenfassung

Eifersucht als psychopäthologisches Symptom ist von der psychiatrischen Forschung bislang nicht ausreichend konzeptualisiert worden. Während der krankhafte Charakter wahnhafter Eifersucht evident, allerdings im Einzelfall schwierig zu belegen ist, ist die Frage, wann eine nichtpsychotische Eifersucht als krankhaft anzusehen ist, bis heute im wesentlichen ungelöst. Typische psychopathologische Symptome, die mit ,,krankhaften" Eifersuchtsideen einhergehen sowie die Häufigkeit und das klinische Erscheinungsbild von Eifersuchtswahn bei verschiedenen psychiatrischen Störungen werden dargestellt. Pharmakotherapeutisch ist bei Eifersuchtswähn die Gabe von Neuroleptika indiziert, wobei trotz der bekannten Therapieresistenz von Eifersuchtswahn in einigen Fällen positive Ergebnisse, insbesondere mit Pimozid, berichtet wurden. Die Psychotherapie Eifersuchtskranker zielt auf die Verbesserung des Selbstwertgefühls, Verarbeitung konflikthafter Verhaltensmuster und Aufarbeitung möglicher prädisponierender frühkindlicher Konflikte ab. Außerdem kommen je nach zugrunde liegender psychischer Störung auch Alkoholentwöhnungstherapien oder familientherapeutische Maßnahmen in Betracht. Ein besonderes Problem sind die bei Eifersuchtskranken häufigen und empirisch belegten Gewalttaten, die sich fast ausschließlich gegen die Partnerin/Ehefrau richten. Eine Exkulpierung nach ∮ 20 STGB ist dabei nur bei Patienten mit Eifersuchtswahn zu diskutieren. Die speziellen rechtlichen und forensisch-psychiatrischen Aspekte von Eifersucht und Eifersuchtswahn werden diskutiert.

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