ergoscience 2008; 3(2): 45
DOI: 10.1055/s-2008-1027370
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Editorial

B. Weber1 , M. le Granse1
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Publication Date:
09 April 2008 (online)

Während des Third Global Patients Congress, der im Februar 2008 in London stattfand, fasste Sir Liam Donaldson (Chair of the WHO World Alliance for Patient Safety) den Kern des Kongressthemas folgendermaßen zusammen: „See the patients as our conscience for safe care, a catalyst for change, a witness of the quality of care, giving direction to our efforts and as teachers from whom we learn”.

Seine Kollegin Myrl Weinberg (Chair and President of the National Health Council USA) unterstützte dies mit den Worten: „To meet patients needs, decisions that affect a patient’s healthcare should not be taken without the full involvement of the patient at all levels of care, whether that be in the treatment of choosing options, developing healthcare policy or designing healthcare systems” [1].

Von diesem Kongress, der den Klienten in seinen Fokus stellte, können Impulse an die Mikro-, Meso und Makroebene ausgehen, sodass durch das gemeinsame Engagement von Klienten, Ergotherapeuten und Instituten ein klientenzentriertes Gesundheitswesens als gesellschaftliches Ziel verankert werden kann.

Es erfordert Kompetenz- und Rollenveränderungen aller Beteiligten, um zu erkennen, dass Klienten und Klientenorganisationen Experten für ihr eigenes Wohlbefinden sind.

In dieser Ausgabe von ergoscience befassen sich zwei Artikel unter dem Aspekt der Qualitätssicherung mit der Messung der Patientenzufriedenheit in der Ergotherapie.

L. Lindemann und D. E. Remstedt (S. 47) haben in einer empirischen Fragebogenerhebung die Patientenzufriedenheit bei 52 orthopädischen und neurologischen Patienten erfragt. Die zwischenmenschliche Kompetenz der behandelnden Ergotherapeuten kann demnach als ausschlaggebendes Kriterium für die Zufriedenheit der Patienten gewertet werden.

In zweiten Artikel beschreibt Y. Treusch (S. 67), welche Qualitätskriterien Nutzern und Anbietern in der psychiatrischen Ergotherapie besonders wichtig sind. Sie befragte 26 Klienten und 16 Ergotherapeuten einer psychiatrischen Klinik - mit dem Ergebnis, dass beide Gruppen die Dimensionen „Atmosphäre” und „Beziehung” als wichtigste Qualitätskriterien darstellten.

Übereinstimmend wird in den genannten Beiträgen die Wichtigkeit der Qualität der Beziehung zwischen Klient und Ergotherapeutin hervorgehoben.

Gail Whiteford, eine australische Professorin der Ergotherapie, beschreibt es, über die Beziehungsebene hinausgehend, als relevant, dass man für ein professionelles Verhalten folgende Kompetenzen besitzen sollte: „One having the relevant knowledge, skills and attributes necessary for job performance to the appropriate standard. (...) Professional competence is a complex interaction and integration of knowledge, judgement, higher-order reasoning, personal qualities, skills, values and beliefs. In their everyday work competent professionals will recall and apply facts and skills, evaluate evidence, create explanations from available facts, formulate hypothesis, and synthesis information from a rich and highly knowledge base ...” [2].

Folgt man den Überlegungen des Global Patient Congress und misst den Bedürfnissen des Klienten bei der ergotherapeutischen Intervention zentrale Bedeutung zu, ist der Weg von der Zufriedenheitsmessung über die Qualitätssicherung zur Professionalisierung sehr kurz.

Im Zuge des Professionalisierungsprozesses haben K. Röse und C. Seitz (S. 57) die Betätigungsorientierung der Ergotherapie in Deutschland als Chance für die Berufsgruppe auch im Sinne der Festigung ihres Platzes im Gesundheitssystem angesehen und dies zum Thema ihrer qualitativen Studie im Arbeitsfeld Pädiatrie gemacht. Anhand ihrer Ergebnisse wird deutlich, dass die identifizierten möglichen Einflussfaktoren auf betätigungsorientierte Zielvereinbarungen durch eine Vielzahl von Variablen beeinflusst werden. Daraus leiten sie Konsequenzen für die Berufspolitik, für die einzelne Therapeutin und für den Klienten in seiner Lebenswelt ab.

Liebe Leserin, lieber Leser, wir hoffen, dass Sie viele inspirierende Gedanken in dieser Ausgabe finden und dadurch angespornt werden, sich für die weitere Professionalisierung einzusetzen. Wir laden Sie ein, uns Fachbeiträge oder Leserbriefe zuzuschicken, um so diesen Prozess kreativ mitzugestalten.

Für das Herausgeberteam

Bettina Weber
Mieke le Granse

Literatur

  • 1 IAPO .London; International Alliance of Patients Organisations 26. Februar 2008 www.patientsorganizations.org
  • 2 Whiteford G, Wright-St.Clair V. Occupation and Practice in Context. Sydney; Elsevier Churchill Livingstone 2005

Bettina Weber, Bsc OT, M.A. Erwachsenenpädagogik
Mieke le Granse Msc OT

Hogeschool Zuyd, Heerlen, NL

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Email: A.le.Granse@hszuyd.nl

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