Geburtshilfe Frauenheilkd 1989; 49(8): 694-700
DOI: 10.1055/s-2008-1036068
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Rationelle hormonale Diagnostik der Oligomenorrhö

Rational Hormonal Diagnosis of OligomenorrhoeaH. Ch. Weise, L. Moltz, G. Bispink, F. Leidenberger
  • Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Endokrinologen
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Ausgehend von Symptom Oligomenorrhö (Zyklusintervalle von 35 Tagen bis drei Monaten) wurde die Häufigkeitsverteilung der verschiedenen möglichen Ursachen der Oligomenorrhö anhand anamnestischer, klinischer und hormoneller Daten von 170 oligomenorrhoischen Patientinnen zweier endokrinologischer Schwerpunktspraxen in Berlin und Hamburg untersucht. Bei zwei Drittel aller Frauen fand man pathologische Hormonwerte. In der Reihenfolge ihrer Häufigkeit waren dies: pathologische Androgen - Konzentrationen (Testosteron und/oder DHFA-Sulfat) 41,8%, Hyperprolaktinämien 25,9%, von der Norm abweichende Schilddrüsenparameter (TSH und/oder TSH nach TSH) 21,7% und hypergonadotrope FSH-Spiegel 3,5%. Bei einem Drittel aller Patientinnen fand sich eine Kombination von zwei oder mehr Störungen.

Ähnlich den Daten einer analogen Studie zum Symptom “sekundäre Amenorrhö” {Moltz und Mitarbeiter. 1987) findet man am häufigsten die Oligomenorrhö mit Hyperandrogenämie, gefolgt von der Hyperprolaktinämie. Der Prozentsatz oligomenorrhoischer Frauen jedoch, bei denen keine Abweichung der obigen Parameter von der Norm nachweisbar ist, ist im Vergleich zur Amenorrhö wesentlich höher (32,3 im Vergleich zu 7,7%). Während beim Kollektiv amenorrhoischer Frauen untergewichtige Patientinnen häufiger waren als übergewichtige, fanden sich bei den oligomenorrhoischen Trauen deutlich mehr übergewichtige.

Die Ergebnisse dieser und der zitierten Amenorrhö-Studie lassen den Schluß zu, daß eine Differentialdiagnostik der ovariellen Funktionsstörung nach dem WHO-Schema von 1976, das lediglich die Überprüfung des Prolaktin-Spiegels und ggf. der FSH-Konzentration vorsieht, als unzureichend anzusehen ist, da bei strikter Anwendung des WHO-Schemas häufig spezifische Therapieansätze oder prophylaktische Maßnahmen übersehen werden und spezifische Risiken (z. B. das Risiko der Überstimulation bei Clomiphenoder HMG-Behandlung) nicht erkannt werden können. Eine unifassende Primärdiagnostik ist aus den genannten Gründen bei Frauen mit, Zyklusstörungen nicht nur dann zu fordern, wenn sie Kinderwunsch haben, sondern auch, wenn es sich um jüngere Patientinnen handelt, für die prophylaktische Gesichtspunkte relevant sind (z. B. Prophylaxe eines PCO-Syndroms oder eines Hirsutismus).

Aus der Häufigkeitsverteilung der verschiedenen möglichen Ursachen der Oligomenorrhö ergibt sich im Vergleich mit dem am amenorrhoischen Klientel gewonnenen Daten, daß die unterschiedlichen klinischen Formen der ovariellen Funktionsstörung von der Corpus-luteum-Insuffizienz bis zur sekundären Amenorrhö als pathophysiologisches Kontinuum und nicht als Ausdruck spezifischer Störungen aufzufassen sind. Deshalb kann die Indikation für eine umfassende hormonelle Primärdiagnostik bzw. ein Verzicht darauf nicht davon abhängen, ob das /yklusintervall nur geringfügig oder erheblich verlängert ist.

Abstract

In a study, conducted by two clinics in Berlin and Hamburg, specializing in reproduktive endocrinology, the anamnestic;, clinical, and laboratory data of 170 oligomenorrheic patients (menstrual intervals between 35 and 90 days) were evalualed in order to determine the frequency of possible causes of oligomenorrhea. Pathological hormone levels were found in two thirds ofall patiorits. The order of frequency of abnormal horraone levels was as follows: hyperandrogenemia (testoslerone and/or DHKA-sulfate) in 41.8 %, hyperprolactinemia in 25.9 %, abnormal thyroid funetion (TSH and/or TRH-induced TSH) in 21.7 %. and hypergonadotropk,, FSH levels in 3.5 % of all patients. There was an overlap of between two or moro pathological conditions in one third of all patients.

This study confirms results of a previous study in amenorrheic patients (Moltz et al., 1987 - see reference list), documenting hyporandrogenemia, as the most frequent abnormality found in this group, followed by hyperprolactinemia. As can be expected, the percentage of women with no discernible abnormality was higher in oligomenorrheic patients when compared with the amenorrheic group (32.3% vs 7.7%). Furthermore, overweight patients were overrepresented in the oligomenorrheic group, while underweighl patients were seen more frequently in the amenorrheic group.

In view of these results of our study we recammend a detailed diagnostic follow-up in all younger patirnts with ovarian disorders who need to preserve their reproduetive potential. This follow-up should include hyperprolactinemia, hypo-/hyperthyroidism, hyperandrogenemic and hypoestrogenemic states and exclusion of primary ovarian failure.

In contrast to recommendations of WHO, issurd in 1976, such diagnostic work allows an etiology oriented therapy decision and a therapy risk assessment in subgroups of patients, such as hyperandrogenemic patients, who receive clomiphene orgonadotropin treatmenl. Furthermore, it permits prophylactic consideralions, for prevention of hirsutism and polycystic ovarian disease, struma and osteoporosis Prophylaxis.

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