Geburtshilfe Frauenheilkd 1989; 49(10): 906-914
DOI: 10.1055/s-2008-1036108
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Neue Gesichtspunkte der antikonvulsiven Therapie bei schwerer Präeklampsie und Eklampsie* **

New Aspects of Anticonvulsive Therapy in Severe Preeclampsia and EclampsiaT. Öney, H. Weitzel
  • Frauenklinik und Poliklinik im Klinikum Steglitz der Freien Universität Berlin (Geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. H. Weitzel)
* Herrn Prof. Dr. J. Schneider, Hannover, zum 60. Geburtstag gewidmet.** Auszugsweise vorgetragen auf dem Treffen der Deutschen Sektion der Internationalen Gesellschaft zum Studium des Bluthochdrucks in der Schwangerschaft; Remscheid, 26. 6. 1987
Further Information

Publication History

Publication Date:
18 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Die Therapie mit parenteral appliziertem Magnesium stellt eine zuverlässige und effektive Methode zur Prophylaxe und Therapie von Konvulsionen bei schwerer Präeklampsie und Eklampsie dar. Wegen erheblicher Nebenwirkungen bei Neugeborenen, insbesondere bei Frühgeborenen und untergewichtigen Kindern, sind Benzodiazepine fürdie Dauertherapie nicht geeignet. Obwohl die guten Erfahrungsberichte über Clomethiazol, die in wenigen Kliniken zusammengetragen wurden, größere Kollektive aufweisen, können diese nicht ohne weiteres übernommen werden.

Trotz weit verbreiteter Anwendung ist der genaue antikonvulsive Mechanismus von Magnesium nicht genau geklärt. Neben einer gut dokumentierten peripheren Wirkung, die sich aber erst bei sehr hohen Serumkonzentrationen durch eine neuromuskuläre Blockade entfaltet, ist ein zentraler Angriffspunkt bei bereits niedrigeren Konzentrationen anzunehmen. Im klinischen Einsatz haben sich die intravenös/intramuskulär kombinierte und die alleinige intravenöse (i.v.) Applikationsform durchgesetzt. Die Serumkonzentrationen, die durch die kombinierte Behandlung erreicht werden, sind deutlich höher als die bei der alleinigen i.v. Applikation, insbesondere in den ersten drei Stunden nach Therapiebeginn und wenn nur 1 g/h als Erhaltungsdosis appliziert wird. Obwohl therapeutische Serumkonzentrationen von Magnesium, bei denen eklamptische Konvulsionen verhindert werden können, zwischen 1,3 und 4,0 mrnol/I angegeben wurden, wurden wiederholte Anfälle vorwiegend im unteren Grenzbereich beschrieben (< 2 mmol/I). Dies macht eine Anhebung der Erhaltungsdosis in den ersten Stunden der Behandlung auf 2 g/h, in wenigen Fällen sogar auf 3 g/h, erforderlich.

Die Nebenwirkungen bei Mutter und Kind sind gering, solange keine Nierenfunktionsstörung vorliegt und die Dosisvorschriften genau beachtet werden. Eine engmaschige Kontrolle des Reflexstatus, der Urinausscheidung und der Atemfrequenz ist zur rechtzeitigen Erfassung der Intoxikationserscheinungen erforderlich. Als Antidot dient 10 ml Kalziumglukonat in einer 10%igen Lösung.

Abstract

Parenterally administered magnesium is a reliable and effective treatment to prevent and control convulsions associated with preeclampsia and eclampsia. Because of several side effects in the newborn, especially in the premature child, benzodiazepines are not recommended for prolonged medication. Clomethiazole has also been used with good acceptance, but clinical experience is limited.

The anticonvulsive property of magnesium is not clearly understood. Beside a well known peripheral action by neuromuscular blockade through very high serum concentrations, a central mechanism is postulated already at lower levels. The two most widely used regimens of magnesium administration are the intravenous/intramuscular (i.v./i.m.) method popularized by Pritchard and the continuous intravenous (i.v.) route recommended by Zuspan. The concentrations of magnesium in the serum achieved with the i.v./i.m. regimen are significantly higher than those produced by the i.v. administration, especially in the first three hours after initiation of the treatment and if a maintenance dose of 1 g/h is chosen. Although therapeutic concentrations of magnesium effective to prevent seizures have been reported between 1,3 and 4,0 mmol/1, repeated convulsions are occasionally seen during i.v. regimen and at concentrations below 2 mmol/l. Because of this observation, a maintenance dose of 2 g/h and in some cases 3 g/h is required during the first hours of treatment.

Side effects in mother and newborn are low, if there is no renal impairment and the treatment instructions are strictly followed. Respiration as well as urinary output have to be monitored at periodic intervals and the patellar reflex should be present. Calcium gluconate, 10 ml of a 10% solution, is an effective antidote in case of magnesium intoxication.

    >